Jetzt regen sich alle auf. Kardinal Woelki hat gesprochen. Vorher tat es schon Kardinal Vorderholzer, der die Wissenschaftlichkeit der MHG- Studie und die Notwendigkeit des Synodalen Weges anzweifelte. Nicht wirklich ernst zu nehmen, wie wir meinen. Das sieht bei Kardinal Woelki schon anders aus. Er argumentiert aus dem Lehramt. Das "Katholische" basiert auf zwei Säulen: der kirchlichen Auslegung des Neuen Testaments und mindestens gleichwertig auf der sog. Tradition. Und da hat der Kardinal nun mal recht: die Kirche ist hierarchisch organisiert und da ist es befremdlich, wenn in offizieller Funktion der Laie neben dem Bischof sitzt. Der Hirte ist der Hirte und führt die Herde- und nicht umgekehrt. Und da werden die sog. Reformer sich noch die Zähne dran ausbeißen: an der 2 Drittel Mehrheit im Plenum und erst recht an der 2 Drittel Mehrheit der Bischöfe. Aber das ist nur der äußere Rahmen, an dem das Ganze vielleicht schon scheitert. Aber dann kommen die Probleme: wenn die hierarchische Struktur zerstört ist, ist dann die katholische Kirche noch wirklich katholisch oder wie Woelki frech sagt: protestantisch? Der Katholik betrügt sich gerne selbst und lebt und denkt anders und moderner als die Kirche lehrt- aber wäre es da nicht ehrlicher, die Institution zu verlassen als sich Illusionen hinzugeben, die Kirche könne sich modernisieren und es ginge in der Kirche um den Menschen oder oder.
Woelki und auch Müller formulieren die amtliche Lehre. Mehr nicht. Dass die aus der Zeit gefallen erscheint- das ist das Problem.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat heftige Kritik an der ersten Synodalversammlung in Frankfurt geübt. Die hierarchische Ordnung der Kirche werde infrage gestellt, und nicht jede Meinung habe Gehör gefunden, sagte Woelki am Samstag dem kirchlichen Internetportal domradio.de. „Es sind eigentlich alle meine Befürchtungen eingetreten.“
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/kardinal-woelki-uebt-heftige-kritik-an-synodalversammlung/
Ähnlich der Argumentation von Kardinal Woelki auch die Argumentation von Kardinal Gerhard Ludwig Müller:
Kritik kam auch von Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der dem Reformprojekt einen „Geburtsfehler“ attestiert. Dass es in der Kirche um Macht gehe, die nun demokratisch begrenzt und geteilt werden müsse, sei ein „politisches Missverständnis“, schreibt Müller in der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“. Von „Gewaltenteilung in der Kirche“ zu sprechen, sei „nichts anderes als Populismus und theologische Ignoranz“. Der Synodale Weg könne nicht den Heiligen Geist für sich reklamieren, „um die Autorität der Heiligen Schrift, der Apostolischen Tradition und der unfehlbaren Entscheidungen des Lehramtes zu suspendieren, zu korrigieren und umzuinterpretieren“, so Müller.
Das Kind gleich ganz mit dem Bade ausschütten, möchte Kardinal Vorderholzer, indem er die Wissenschaftlichkeit der MHG- Studie anzweifelt und damit herausstellt, dass er überhaupt keinen Anlass für Reformen in der Kirche sieht. Und in seiner Argumentation schert ihn einfach gar nichts: wir wissen schon, die Erde ist eine Scheibe.
https://www.domradio.de/video/synodaler-weg-bischof-voderholzer
Der Kirchenkritiker Ulrich Sander arbeitet in seinem Blog in Facebook das feudalistische Welt- und Kirchenbild von Woelki sauber heraus und stellt fest, dass die Kirche so nur noch als Sekte überleben kann:
GLAUBE ALS UNTERWERFUNG
"Kardinal Woelki sieht alle seine Befürchtungen gegenüber dem Synodalen Prozess durch den Eröffnungsgottesdienst in Frankfurt bestätigt „wo Bischöfe, Laien und alle gemeinsam eingezogen sind und so zum Ausdruck gebracht wurde, dass da jeder gleich ist und das hat nichts damit zu tun, was katholische Kirche ist und meint“. In erfreulich klaren Worten drückt der Kölner Kardinal damit das Kirchenbild der feudalen Epoche der Kirchengeschichte aus: Kirche ist wesentlich eine „societas inaequalis“, eine Gesellschaft von Ungleichen. Ungleichheit gehört zu ihrem Wesen. Das steht in guter Tradition zu Kölner Theologie. Der Kölner Theologe Matthias Joseph Scheeben (1835–1888) brachte das Selbstverständnis des katholischen Antimodernismus des 19. Jahrhunderts auf den Punkt. Die Kirche ist wesentlich eine „societas inaequalis“, eine Gesellschaft von Ungleichen, weil der Glaube wesentlich ein Akt der Unterwerfung unter eine höhere Autorität darstellt. Wenn Glaube bedeutet, dem Zeugnis eines anderen zu vertrauen, wie kann dieses Vertrauen Gewissheit haben? Nach Scheeben nur dadurch, dass dieses Zeugnis der Befehl einer Autorität ist, die die Autorität Gottes vertritt. Der Kölner Theologe spitzt das wie kaum ein anderer geradezu als Argument für die Wahrheit des katholischen Glaubens zu: Wenn die Gehorsamsforderung der katholischen Hierarchie nicht von Gott wäre, dann wäre sie eine unvorstellbare Blasphemie und Gott müsste ihr entgegentreten. Da Gott aber in der Geschichte offensichtlich nicht dem Papst und den Bischöfen entgegentritt, müsse man davon ausgehen, dass die Gehorsamsforderung der katholischen Hierarchie göttlichen Ursprungs sei. Die Geschichte als Gottesurteil, das die feudale Struktur der Kirche bestätigt. Widerspruch gegen diese Sicht setzt Scheeben in Parallele zum liberalen Widerspruch seiner Zeit gegen die staatliche Todesstrafe: Auf staatlichem Gebiet drücke der Widerspruch gegen die Todesstrafe eine Verachtung Gottes aus, der der staatlichen Obrigkeit das Schwert verliehen habe. Ganz genauso sei die Bestreitung der Unterwerfung unter die kirchliche Hierarchie eine Verachtung Gottes, der der katholischen Hierarchie das geistliche Schwert verliehen habe. Mehr als ein Jahrhundert später hält ein Papst im Katechismus fest, dass die Todesstrafe in der Regel der katholischen Ethik widerspreche. Gott nicht mehr als Spitze eines hierarchisch geordneten Kosmos, der durch die politischen Herrscher sein Richtersein vollstreckt. Sondern Gott auf der Seite der Opfer des Missbrauchs von Macht. Lässt sich darin ein Lernprozess erkennen? Im Zweiten Vatikanischen Konzil hat die katholische Kirche sich als Wortführerin des Menschenrechtsethos aufgestellt („Kraft des ihr anvertrauten Evangeliums verkündet die Kirche die Rechte des Menschen“). Joseph Ratzinger selbst hält 1986 in einer Erklärung der Glaubenskongregation als positive Errungenschaften der Moderne fest: „In zahlreichen Ländern anerkennt das Recht die Gleichheit zwischen Mann und Frau, die Teilhabe aller Bürger an der Ausübung politischer Macht und dieselben Rechte für alle“ (Libertatis conscientia 8).
Wie lange wollen Vertreter der katholischen Hierarchie an der Schizophrenie festhalten, dass das, was ihre eigene Lehre seit dem Konzil im zivilen Zusammenleben als ethischen Standard begreift, im Inneren der Kirche nicht gelten soll?
Die Reformforderungen des Synodalen Prozesses sind weder eine Anpassung an den Protestantismus noch an den Zeitgeist der Moderne. Sie sind der christliche Widerspruch gegen die Anpassung der katholischen Kirche an den feudalen Zeitgeist von gestern.
Jesus spricht: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, betrachten sich als erste Diener ihrer Völker. Sie haben ihre Macht beschränken lassen durch Verfassungen und die Gleichheit aller vor dem Gesetz anerkannt. Sie beteiligen ihre Völker an der Ausübung von Macht und anerkennen die gleichen Rechte von Frauen und Männern. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer sich Diener nennt, soll der Erste sein und die anderen ihre Ungleichheit spüren lassen, vor allem die Frauen. Denn auch der Menschensohn ist gekommen, um ein Opfer darzubringen, das ausschließlich ihr verwalten sollt und dessen Früchte nur ihr verteilen sollt, dazu sind nur wenige auserwählt.
Markus 10,42-45 in der aktuell gültigen Fassung"
Weil Herrn Kardinal Woelki seine gar nicht so dummen Worte offensichtlich nicht zu genügen scheinen, den Synodalen Weg ins Aus zu schießen, greift er dann zu einer typisch Trump'schen Methode: dem Gegner unlautere Handlungen zu unterstellen. es habe bei den Redebeiträgen Zensur gegeben, indem Beiträge unterschlagen worden seien (was von den Organisatoren heftigst bestritten wird, verbunden mit der Aufforderung, diese Falschbehauptung öffentlich zurückzunehmen. Da ist in der Kirche schon heftig Gift.
Werner Otto kommentiert auf dem obigen Blog:
"Erzbischof Woelki behauptet, auf der Synodalversammlung seien Redebeiträge unterschlagen worden. Er muss auf einer anderen Versammlung gewesen sein als ich. Kein Synodaler hat während der Versammlung einen solchen Vorwurf erhoben – auch er nicht. Warum jetzt im nachhinein? Spricht er zur Presse oder spricht er in Richtung Rom?
Zur alphabetischen Sitzordnung, die Bischöfe neben „einfachen“ Laien Platz nehmen ließ merkt Woelki an: „Aber es ist dadurch einfach deutlich, dass die hierarchische Verfasstheit der Kirche, wie sie auch im Zweiten Vatikanischen Konzil ja noch einmal dokumentiert ist und auch in ‚Lumen gentium‘ zum Ausdruck gebracht wird, infrage gestellt ist.“ Im Ernst?? Wenn die Verfasstheit der Kirche schon dadurch ins Wanken gerät, dass ein Bischof neben einer Verbandsreferentin platziert wird, dann ist die Kirche offenbar nicht „auf Fels gegründet“. Mir wurde im Studium über die konzilstheologische Verfassung der Kirche beigebracht: „Unter allen waltet eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit im Einsatz für das Reich Gottes.“ (LG 32) Herr Woelki hat offenbar nicht begriffen, dass der Unterschied zwischen allgemeinem und besonderem Priestertum ein Unterschied „im Wesen, also NICHT bloß dem Grade nach“ (LG 10) ist, was nichts anderes bedeutet, als dass es keine seinsmäßige Überordnung gibt, sondern einen Unterschied in der Aufgabe, zu der man gesandt und durch Taufe bzw. Weihe bevollmächtigt wird. Dann aber muss ein Bischof es auch aushalten können, neben einer PGR-Vorsitzenden zu sitzen. Oder müssen wir künftig auch Pfarrheime vor einer Visitation so umbauen, dass dies nicht mehr vorkommen kann und die hierarchische Verfasstheit so aus den Fugen geraten könnte?
„Denn ich habe beobachtet, dass man schon spürt, wie die Aufmerksamkeit abnimmt, wenn bestimmte Leute ans Mikrofon treten und eine andere Position vertreten.“ Vielleicht liegt das nicht an Vorurteilen der Teilnehmer, sondern daran, dass die Redebeiträge der Bischöfe Voderholzer und Woelki vorgefasste Manuskripte waren, die nicht auf die aktuellen Diskussionen eingingen, sondern die Synodalen in der Art einer Dogmatik-Vorlesung belehren wollten. Viele andere Bischöfe, die sich sehr empathisch und ernsthaft mit den diskutierten Themen – auch kritisch! – auseinandersetzten, wurden aufmerksam angehört und mit viel Applaus bedacht.
In der Synodalversammlung konnte man sehr deutlich wahrnehmen, welche Bischöfe eine ernsthafte Auseinandersetzung gesucht und welche nur ihre Zeit abgesessen haben. Den meisten Bischöfen kann ich nur sagen: Chapeau! Danke für Ihr Zuhören und Ihre Offenheit! Das macht Mut für die künftigen Beratungen"
Erstmals trifft sich das Plenum des Synodalen Weges und diskutiert über Reformen in der katholischen Kirche. Ein Hauptthema ist die Machtverteilung. Der Theologe Thomas Ruster schlägt im Dlf vor, die priesterlichen Aufgaben – heiligen, lehren, leiten – auf drei Personen zu verteilen. Seine Begründung ist biblisch.
Auch lesenswert:
https://www.katholisch.de/artikel/24387-tag-2-der-synodalversammlung-das-scheitern-stand-im-raum
Synodaler Weg: Ist die katholische Kirche noch zu retten?
http://www.tagesschau.de/inland/synodaler-weg-105.html
https://www.domradio.de/video/synodaler-weg-kardinal-woelki
https://www.domradio.de/video/synodaler-weg-bischof-voderholzer
Matthias Katsch und Missbrauchsopfer von anderen Tatorten stehen in Frankfurt zum Auftakt des "Synodalen Weges" für Interviews und Statements zur Verfügung. Von uns sind unsere Vorsitzende Frau Witte und Herr Karl Haucke bei der Pressekonferenz anwesend und gesprächsbereit. Wir als Verein schließen uns der Presseerklärung ausdrücklich an.
Die katholische Kirche hat im Umgang mit Tätern und Opfern sexuellem Missbrauchs viele Jahre lang Schuld auf sich geladen. Auch im Erzbistum Köln wurden Fehler gemacht. Das räumt nun ein ehemaliger Veranwortlicher ein.
Wir bzw. unsere Vorsitzende Frau Witte war bei der Buchvorstellung unseres Mitstreiters und Vorkämpfers Matthias Katsch selbstverständlich anwesend. Umso erstaunter war sie über die Wortmeldung eines Mitbetroffenen, der sich als ehemaliger Schüler des Collegium Josephinum in Bonn und als wütender Betroffener erwies. Wir hatten bisher keinen Kontakt zu ihm. Für den Mitbetroffenen war diese Veranstaltung wohl überhaupt die erste Veranstaltung, die er zu diesem Thema besuchte.
Die aufschlussreiche Wortmeldung ist in einem Audiomitschnitt des Eckigen Tisches zur Buchpräsentation nachzuhören (ab 1 Stunde 9 Minuten) unter:
Wir geben hier die wichtigsten Passagen aus dem Gesagten als Mitschrift wieder:
"Ich bin zum ersten Mal heute bei so einer Veranstaltung des eckigen Tisch und ich habe eine große Ehrfurcht vor der Leistung der letzten 10 Jahre Herr Katsch ... Ich habe heute auch gelernt, was ich bin. Ich bin also ein Betroffener. Aber ich bin im Gegensatz zu dem Ton, der hier herrscht, der sachlich ist, (Sachlichkeit ist gut) bin ich ein wütender Betroffener. Ich bin ein absolut wütender Betroffener. Ich möchte mich gar nicht erinnern an den sexuellen Missbrauch, der mit mir getrieben wurde, aber Ich möchte mich an das erinnern, was Sie als den Täter hinter dem Täter beschreiben, das zweite Verbrechen. Ich möchte ... das bei mir mal schildern. ...Zwischenfrage Herr Katsch: "Wo waren Sie, in welchem Kloster?" ...Am Collegium Josephinum in Bonn. ... ich war damals etwa 10 Jahre 11 Jahre alt. Obwohl ich mit diesem ganzen Zeug eigentlich damals in dem Alter noch relativ wenig anfangen konnte, bin ich zu meinem Vater gegangen und habe ihm das erzählt und mein Vater hat zugehört. Ist am nächsten Tag zum Pater Direktor gegangen und hat ihm das erzählt, was sein Sohn ihm mitgeteilt hat, mit rotem Kopf also er und ich wahrscheinlich am Tag vorher auch. Und daraufhin hat der Direktor gesagt, das sei unmöglich, so was gibt's an unserer Schule nicht. Das sind alles Priester, die nur das Wohl der Kinder im Auge hätten. Und dann hat mein Vater gesagt, er würde seinem Sohn glauben und wenn der betroffene Lehrer bzw. Priester am nächsten Tag nicht weg wäre, würde er an die Presse gehen. Das war wohlgemerkt so Anfang der 60er Jahre. Am nächsten Tag war der Priester weg und dann war eigentlich alles gut. ... Danach habe ich erfahren müssen, dass viele Eltern von anderen Schülern auch zum Pater Direktor gegangen sind. Das steht in dem Bericht von Herrn Merz (gemeint wohl Richter Merzbach, der Unabhängige Beauftragte des Ordens, die Redaktion), der das damals (2010, die Redaktion) untersucht hat. Und der Pater Direktor hat es geschafft, die Eltern davon zu überzeugen, dass ihre Kinder Lügner sind, dass sowas nicht möglich ist und hat die Eltern und die Kinder entzweit. ... Im Zuge der Aufklärung hab ich dann erfahren, dass der Täter am nächsten Tag in eine andere Schule nach Aachen versetzt worden ist und dort im Laufe seines weiteren Lebens noch 18 Kinder missbraucht hat. ... Das kann man alles noch irgendwie verkraften, aber Leute, die Verantwortung tragen in der katholischen Kirche,die Würdenträger sind, die genau wissen, dass sie in dem Moment wieder andere Kinder diesen Leuten ausliefern, das muss einen Betroffenen zum wütenden Betroffenen machen."
Dieses mutige Statement hat uns als Mitbetroffene zutiefst berührt, weil es so klassisch beschreibt, wie verantwortungslos die Institution selbst gehandelt hat. Der Täter ist eben das eine, die Institution, die ihn machen lässt und erst recht die Institution, die verschweigt und verdeckt, die den Täter wider besseren Wissens gewähren lässt, das andere. Und beides als Verbrechen zu brandmarken, das ist das Entscheidende in der Aufarbeitung des Einzelfalles.
Wir wünschen, dass der Betroffene, wenn er es wünscht oder ermöglichen kann, vielleicht doch Kontakt zu uns aufnimmt. Gerne würden wir ihm zuhören und auch von uns erzählen. Gerne würden wir einige Fragen (z.B. zum Zeitpunkt der Intervention des Vaters) aus seinem Statement klären. Es ist uns wichtig, die Abläufe, denen wir letztlich alle so blind und ohnmächtig unterworfen waren, besser zu verstehen und einzuordnen. Es ist uns, so befremdlich es erst einmal erscheinen mag, tatsächlich wichtig bestimmt zu wissen, dass die Geschichte zutrifft, die immer mal wieder erzählt wurde: dass ein Vater den Stein der Versetzung durch Androhen der Einschaltung der Presse ins Rollen gebracht habe. Die Intervention und der schließliche Druck von Ordensmitgliedern aus dem Sommer 1968 auf den Provinzial Pater Schuh hat offensichtlich nicht ausgereicht, die Versetzung zu bewirken, sondern es bedurfte erst eines Vaters, der den Mumm hatte, mit der Presse zu drohen. Was zugleich klarmacht: Pater Direktor Konrad Welzel wusste sehr wohl, welcher Verbrechen sein Mitbruder schuldig war und er wusste sehr wohl, dass diese Verbrechen Straftaten waren. Sonst hätte er wohl auch diese Intervention noch ausgesessen.
Auf ein Zweites macht dieser Mitbetroffene aufmerksam: es sind gewiss die schlimmsten Geschichten aus dem Internat die, wo es dem Täter und seinem Paten gelungen ist, Eltern und Kinder zu entzweien. Das muss eine gute zukünftige Aufarbeitung zeigen, was es für den Einzelnen hieß, das Internat verlassen zu müssen, weil man als Lügner oder Schlimmeres abgestempelt wurde. Bekanntgewordenen Suiziden gerade in diesem Zusammenhang muss nachgegangen werden.
Apropo Versetzung. Natürlich ist "Versetzung an eine andere Schule" ein Irrsinn (auch damals!) es ist sozusagen das dritte Verbrechen in diesem Zusammenhang. Dass es als sicher gelten muss, dass Pater Segeroth 18 Schüler aus Aachen ebenfalls missbraucht hat, ist wahrscheinlich eher einem Missverständnis in der Kommunikation mit Herrn Merzbach geschuldet. Zum damaligen Zeitpunkt 2010/11 hatten sich insgesamt 18 Opfer aus dem Internat bzw. der Schule Collegium Josephinum gemeldet. Die Wahrscheinlichkeit, dass Pater Segeroth auch in Aachen Kinder missbraucht hat, iat damit nicht vom Tisch, sie ist sogar sehr hoch - hat der Orden doch diesem Pater zugestanden, nicht im Kloster in Aachen und damit zumindest ansatzweise kontrolliert wohnen zu müssen, sondern privat wohnen zu dürfen. Unterstrichen wird die Berechtigung einer solchen Vermutung durch belegte weitere Missbrauchsfälle dieses Täters (außerhalb des schulischen Rahmens) in den späten 70ern bis 1986. Wenn man denn so will, ist diese Entlassung des Täters in unkontrollierte Freiheit das vierte Verbrechen hinter dem ersten. Die aufgeladene Schuld des Ordens im Falle Segeroth ist gar nicht zu ermessen.
Wir Betroffene haben lange gebraucht, um die Verbrechen an uns auch als solche zu benennen und für viele war der Weg zur Wut, zum Zorn noch viel weiter als der zu dieser Erkenntnis. Die Dimension des individuellen Verbrechens spüren wir Betroffene bis heute, die wirkliche Dimension des institutionellen Verbrechens, der entsprechenden Einsicht nähern wir uns gerade erst an. Und einige von uns sind nicht weit davon weg, zu sagen, nicht nur die einzelnen Täter sondern die Kirche als Ganze ist eine durch und durch "verbrecherische Organisation".
Und wenn wir dann das neue dünne Statement der Bischöfe zum Synodalen Weg und zum Missbrauch lesen, nimmt uns die Enttäuschung und die Wut fast die Luft zum Atmen.
Zum Missbrauch in der Kirche und zur Entschädigungsfrage in einem seiner schwächeren (wie wir finden) Interviews Matthias Katsch:
https://www.rbb-online.de/fernsehen/programm/30_01_2020/2600724802.html
Ausgezeichneter Kommentar des NDR ( Florian Breitmeier) zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals:
Sexueller Kindesmissbrauch und der Umgang damit stellen bei den Zeugen Jehovas in den Niederlanden ein gravierendes Problem dar. Zu diesem Schluss kommt ein, letzte Woche vorgestellter, Untersuchungsbericht der Universität Utrecht im Auftrag der niederländischen Regierung. Für uns kommt das "gravierende Problem" nicht wirklich überraschend, "gedeiht" der sexuelle Kindesmissbrauch doch in geschlossenen Systemen (wie z.B. in Internaten) noch immer am besten.
https://hpd.de/artikel/sexueller-kindesmissbrauch-zeugen-jehovas-17667
Der Kirchenrechtler Prof Lüdecke befasst sich mit der "scheinheiligen" Argumentation derer, die meinen, Entschädigungszahlungen aus der Kirchensteuer würden auch Unschuldige, hier Laien, treffen:
Das Erzbistum Freiburg beginnt mit Zahlungen. Es ist nur schwer verständlich, warum das Bistum jetzt wieder vorprischt oder besser: das Manöver ist allzu durchsichtig. Es schafft ganz allgemein Konfusion und erschwert eine Einigung der Bischöfe insgesamt. Es ist wie 2011, als die DBK mit dem Vorschlag von 5000,00€ Leidanerkennung vorschnell aus der Deckung kam, bevor der "Runde Tisch" seinerseits höhere Vorschläge machen konnte. Er ließ es danach auch bleiben. Rentenzahlung hört sich auch gut an, ist aber eine für 1 Jahr und danach findet dann immer wieder eine Bedürftigkeitsüberprüfung statt. So geht es nun ganz und gar nicht. Man gewinnt den Eindruck, man versucht es mal wieder mit PR und übrig bleibt: nichts als PR. Traurig.
Dem einflussreichen Geistlichen war vorgeworfen worden, einen Missbrauchsskandal vertuscht zu haben, indem er Dutzende Fälle nur dem Vatikan, aber nicht staatlichen Behörden meldete. Dies wurde nicht als Straftat angesehen.
Vor 10 Jahren wurde bekannt, dass am Canisius-Kolleg jahrzehntelang Schüler missbraucht wurden. Die Kirche versprach Aufklärung – noch immer wird gestritten. Hat die Kirche genug getan? Moderation: Julia Schöning.
Interview mit Karl Haucke aus unserem Verein anlässlich des sog. Canisius- Day:
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/aktuelle-stunde/video-aktuelle-stunde---624.html
Die Geduld der Opfer ist endlich:
Hier weitere Artikel:
https://www.mdr.de/kultur/empfehlungen/sachbuch-josef-haslinger-mein-fall-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/aufarbeitung-zehn-jahre-kindesmissbrauch-100.html
Missbrauchsskandal: Die katholische Kirche muss endlich liefern - FOCUS Online
Vor 21 Jahren bat der damalige Regierungschef Bertie Ahern die Opfer von Kindesmissbrauch in katholischen und staatlichen Einrichtungen um Vergebung. Seit 2002 werden – anders als in Deutschland – Entschädigungen an die Opfer gezahlt. Betroffene ziehen eine gemischte Bilanz.
Hier zahlreiche Artikel und Fernsehberichte dazu:
RP ONLINE. Interview mit dem Kirchenrechtler Thomas Schüller: „Es ist die letzte Chance der Kirche“.
Tagesschau.de. Missbrauch am Canisius-Kolleg: Zehn Jahre - und kein Ende der Aufarbeitung
http://www.tagesschau.de/inland/canisius-missbrauch-101.html
und ZDF
Andere:
Besonders an den Fakten orientiert die Süddeutsche Zeitung. Missbrauch in der katholischen Kirche - Der Skandal lebt fort:
https://www.sueddeutsche.de/politik/katholische-kirche-missbrauch-aufklaerung-1.4773223
Berichte über Opfer aus unserer Initiative:
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/aktuelle-stunde/video-aktuelle-stunde---624.html
Währenddessen bereitet das CoJoBo eine Revue vor zu seinem 100 jährigen Bestehen:
Ob wir wohl darin vorkommen?
Hier die heutige, rechte dünne Veröffentlichung der Deutschen Bischofskonferenz zur Aufarbeitung und Aufklärung sexueller Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen. Dünn bleibt sie besonders da, wo die Entschädigungsfrage angesprochen wird.
Zitat: "Vor zehn Jahren haben uns die Enthüllungen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche und Mitarbeiter der Kirche erschüttert. Wir empfinden das bis heute als tiefen Einschnitt, der uns beschämt und herausfordert. Wir werden auch weiterhin entschieden daran arbeiten, durch Achtsamkeit und Prävention solche Verbrechen zu verhindern.".... man ist geneigt fortzufahren: blablabla. Wirklich beschämend.
Wie viel Geld soll die katholische Kirche Opfern sexueller Gewalt zahlen? Eine Kommission hatte den Bischöfen dazu im September 2019 einen Vorschlag unterbreitet. Er sah einen Pauschalbetrag von 300 000 Euro oder nach einer Einzelfallprüfung in einem Korridor zwischen einigen Zehntausend und bis zu 400 000 Euro vor. An diesem Montag beraten die 27 Diözesanbischöfe in Würzburg über die Entschädigungsfrage - von einer Einigung sind sie weit entfernt.
Ein ganz ausgezeichneter zusammenfassender Bericht der Süddeutschen Zeitung, besonders lesenswert:
Dazu ein Bericht der Berliner Zeitung: Kindesmissbrauch. Wie Betroffene ihr Leben lang leiden.
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/wie-betroffene-ihr-leben-lang-leiden-li.5690
Am Abend dann die Mitteilung, dass die Bischöfe keinen gemeinsamen Weg finden:
Das Bistum Trier rechnet sich schon mal vorsorglich arm, als „nachhaltige Haushaltssicherung“ bezeichnet:
Hier die Reaktion des Kollegs im Interview mit dem Domradio:
Klare Worte: Vor der ersten Vollversammlung des Synodalen Wegs betont Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, dass jeder Diözesanbischof frei entscheiden könne, ob und wie er die Beratungen und Beschlüsse in seinem Bistum umsetzt.
Einst litt Matthias Katsch selbst unter den grausamen Patres. Seit 2010 setzt er sich für die Aufklärung ihrer Taten ein. Die Bewältigung der eigenen Vergangenheit bleibt schmerzvoll.
https://www.sueddeutsche.de/politik/aufklaerung-der-unermuedliche-1.4772072
Pressemitteilung
Berlin, 27. Januar 2020
Umfassende Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs darf nicht weitere 10 Jahre dauern
Betroffene sexuellen Kindesmissbrauchs haben ein Recht auf Aufarbeitung und Anerkennung des erlittenen Unrechts. Dafür müssen Institutionen, Gesellschaft und Politik Verantwortung übernehmen.
Berlin, 27. Januar 2020. Vor 10 Jahren sind durch das Sprechen betroffener Menschen die Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs am Canisius-Kolleg in Berlin bekannt geworden. Der sogenannte Missbrauchsskandal erschütterte die Gesellschaft. Seither ist ausgehend von den Beschlüssen des Runden Tisches einiges auf den Weg gebracht worden, insbesondere im Bereich der Prävention und der Entwicklung von Schutzkonzepten.
Für die Notwendigkeit einer Aufarbeitung zurückliegender Fälle fehlt aber nach wie vor das Bewusstsein. Offenbar fällt es in Institutionen wie Schulen, Sport- und Freizeitvereinen oder Einrichtungen der Kirchen leichter, den Blick nach vorne zu richten. Doch sexuelle Gewalt in der Vergangenheit muss auch im Interesse von Prävention aufgearbeitet werden.
Dr. Christine Bergmann, Mitglied der Kommission: „Wir sehen, dass es in vielen Institutionen heute noch an Verantwortungsübernahme und Anerkennung fehlt für das Unrecht, das betroffene Menschen in ihnen erleiden mussten. Aufarbeitung ist eine unverzichtbare Grundlage für Prävention: Es muss geklärt werden, warum sexueller Kindesmissbrauch geschehen konnte, warum geschwiegen und vertuscht wurde, warum Kinder nicht geschützt wurden. Die Institutionen ebenso wie die gesamte Gesellschaft und der Staat müssen Verantwortung für den mangelnden Schutz und die unzureichenden Hilfen in der Vergangenheit übernehmen. Sie müssen die Folgen des Missbrauchs anerkennen, an denen Betroffene oft ein Leben lang leiden, und die notwendigen Hilfen bereitstellen. Dafür dürfen nicht noch einmal 10 Jahre vergehen.“
Für eine Institution heißt Verantwortung übernehmen, dass sie einen Aufarbeitungsprozess beginnt, wenn sich Betroffene an sie wenden oder Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs bekannt werden. Dafür hat die Kommission Empfehlungen erarbeitet und Ende des vergangenen Jahres veröffentlicht. Die Empfehlungen umfassen erstmals verbindliche Kriterien für Aufarbeitungsprozesse und sollen Institutionen bei der Aufarbeitung unterstützen.
Matthias Katsch, Mitglied der Kommission: „Betroffene haben ein Recht darauf, dass Verantwortung aufgedeckt und Ursachen untersucht werden, auch wenn die Straftaten schon verjährt sind. Ohne den Druck durch Betroffene, Medien und Öffentlichkeit kommt der Prozess der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs häufig nicht in Gang. Verbrechen aufklären und aufarbeiten, ist immer schmerzhaft und ruft Widerstände hervor. Doch dieser Weg ist notwendig, um heute erwachsenen Betroffenen zu ihrem Recht zu verhelfen und unsere Institutionen zu Orten zu machen, wo Kinder sicher vor Gewalterfahrungen aufwachsen können. Viele Institutionen wissen nicht, wie sie bei der Aufarbeitung vorgehen sollen. Dabei können die Empfehlungen der Kommission eine Unterstützung sein.“
Aus der Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs und den Anhörungen betroffener Menschen wissen wir zudem, dass vor allem die Familien gezielt in den Blick genommen werden müssen. Für Betroffene, die in Kindheit und Jugend sexueller Gewalt in der Familie ausgesetzt waren, ist es besonders schwierig, die Öffentlichkeit über das, was ihnen angetan wurde und die Folgen in ihrem Leben zu informieren. Anders als bei Fällen sexuellen Missbrauchs in Institutionen, wo häufig viele Opfer Ähnliches erlebt haben, fällt es Betroffenen im familiären Kontext schwerer, sich zu vernetzen. Ihre Geschichten werden als Einzelfälle behandelt. Für alle Betroffenen braucht es darum mehr Angebote und Unterstützung für Selbsthilfe und Vernetzung.
Prof. Dr. Sabine Andresen, Vorsitzende der Kommission: „Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen kommt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld am häufigsten vor und bleibt meist unerkannt. Betroffene Menschen insbesondere aus der Familie, aber auch aus anderen Bereichen, berichten uns immer wieder, dass ihnen in ihrer Kindheit nicht geholfen wurde, weil ihnen nicht geglaubt wurde, wenn sie sich jemandem anvertrauten oder weil Menschen wegsahen und schwiegen. Um das zu ändern, brauchen wir in unserer Gesellschaft eine klare Haltung: Wir müssen Kindern und Jugendlichen zuhören, ihnen glauben und entsprechend handeln. Die Erkenntnisse aus der Aufarbeitung sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten.“
Seit 2016 haben sich fast 2.000 Betroffene sexuellen Kindesmissbrauchs in Familien und Institutionen und andere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für eine vertrauliche Anhörung bei der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs angemeldet. Davon wurden bereits 1.200 durchgeführt. Außerdem haben sich rund 400 Betroffene mit einem schriftlichen Bericht der Kommission anvertraut. Die Kommission untersucht sämtliche Formen sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Im April 2019 hat sie mit dem Schwerpunkt sexueller Kindesmissbrauch im Sport ihre zweite Laufzeit begonnen. Im Mai 2020 findet ein öffentliches Hearing zu diesem Kontext statt.
Betroffene und weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die sich über die Arbeit der Kommission informieren oder sich für eine vertrauliche Anhörung anmelden oder einen schriftlichen Bericht einreichen möchten, können sich telefonisch (0800 4030040 – anonym und kostenfrei), per E-Mail oder Brief an die Kommission wenden. Weitere Informationen unter www.aufarbeitungskommission.de
Die Auseinandersetzung um das Selbstverständlichste. nämlich Entschädigung für unvorstellbar leidvolle Lebensschicksale von Missbrauchsbetroffenen treibt nun erstaunliche Blüten.
Da weiß der Präsident des ZdK (Zentralkomitee der deutschen Katholiken) was für die Missbrauchsopfer (Entschädigungen sind dem Verbrechen nicht angemessen) gut ist, da weiß es Herr Mertes noch besser (Missbrauchsopfer suchen vor allem das Gespräch) und die Badische Zeitung sekundiert nun: "Die Summen, die von Betroffenenorganisationen wie dem Eckigen Tisch und dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, ins Spiel gebracht wurden, könnten in die Milliardenhöhe gehen. Auf Betroffenenseite werden damit Erwartungen geweckt, die kaum zu erfüllen sind. Denn für viele Bistümer dürfte das finanziell nicht zu stemmen sein. Damit wächst die Gefahr, dass die Kirche eines ihrer wichtigsten Ziele verfehlt: sich mit den Opfern auszusöhnen. Dabei wäre es für beide Seiten wünschenswert, am Ende eine Einigung zu erzielen."
Was bitte soll dieser Cocktail von verqueren Halb- und Viertelwahrheiten außer, die Opfer dafür, dass sie tatsächlich Entschädigung erhalten sollen, zu beschämen. Es ist, als ob man den Opfern hinterherrufen wollte: "Schämt Euch, für das bisschen Anfassen auch noch Geld zu verlangen". Gleichzeitig disqualifiziert der Beitrag die Entschädigungszahlungen an sich.
Die Summen sind übrigens nicht vom Eckigen Tisch erfunden, sie sind auch nicht von Herrn Ackermann (ganz bestimmt nicht, er ist der Erfinder der 5000,00€ Anerkennungszahlungen) erfunden, die Summen sind "erfunden" von einer von Herrn Ackermann einberufenen Expertenkommission von 27 Fachleuten (von denen 8 Betroffene waren, von diesen meines Wissens einer (1) vom Eckigen Tisch (Herr Katsch). Die haben in einer sachlichen Analyse mögliche sinnvolle Modelle einer Schmerzensgeldzahlung entwickelt und auch vorgeschlagen. Siehe den Link der Deutschen Bischofskonferenz:
Weil die Zahlungen in die Milliardenhöhe gehen könnten, soll jetzt nicht gezahlt werden? Wo kommen wir hin, wenn die Schmerzensgeldhöhe sich nach der Geldbörse des Schädigers ausrichtet und nicht nach dem Schaden, den der Täter und seine Unterstützer angerichtet haben? Und dass die Milliardenhöhe erreicht wird, liegt doch nicht daran, dass etwa ein oder zwei Opfer eine Milliarde fordern sondern daran, dass die Opferzahl in die Tausende geht.
"Die Kirche kann das alles finanziell nicht stemmen". Die Kirche mal wieder das eigentliche Opfer. Lassen wir doch die Kirche im Dorf (schönes Bild): die deutsche katholische Kirche ist die reichste der Welt. Und ja: es soll ihr wehtun. Wie anders erfahren wir, dass die Kirche gelernt hat. Hohe Schmerzensgeldzahlungen werden die Kirche zu effektiver Prävention nötigen, wie sie einmalig in der Welt sein werden. Ich gehe jede Wette ein.
Ich selbst bin Missbrauchsopfer (täglich über 6 Jahre lang) und werde mich mit der Kirche nicht aussöhnen, werde aber nach einer angemessenen Entschädigung der Kirche mindestens die angemessene Entschädigung zu Gute halten. Ich werde mir und anderen sagen können: "Wenigstens das haben sie gut gemacht". Ich glaube, nichts ist für die Kirche wichtiger als das: als Institution auch moralisch wieder ernst genommen zu werden.
Vorschlag: da soll die Kirche doch die schon so lange politisch umstrittenen Staatsleistungen (Reichdeputionshauptschluss von 1803) in Höhe von 580 Millionen Euro jährlich dann doch nutzen für die Entschädigung der Missbrauchsopfer. Damit wäre auch erreicht, dass die bisher vergessenen Opfer der Kirche, die nämlich, die durch Ordensleute missbraucht worden sind, auch in den Genuss einer Entschädigung gelangen.
Die Orden nutzen im Übrigen eine ähnliche Argumentation wie Herr Kaiser: sie sagen, sie hätten ja noch mehr Täter als die Diözesen und wollten schon aus diesem Grund lieber nicht zahlen. Die Orden sind übrigens zum größten Teil tatsächlich verarmt.
Angesichts echter Probleme wie dem Missbrauchsskandal, zu dem auch der Zölibat seinen Anteil beigetragen zu haben scheint, wäre es aus Sicht des Vatikans klug, einen Schritt nach vorne zu machen. Andernfalls wird die katholische Kirche zur Freude der Ungläubigen immer weiter in der Bedeutungslosigkeit versinken.
Ganz offensichtlich scheint die Zölibatsdebatte im Übrigen vor allem Ausfluss eines Machtkampfes im Vatikan zu sein, wie Sie vor allem unter Aktuellem vom 15.01.2020 nachverfolgen können. Jetzt kommt heraus, dass Papst Benedikt versucht haben soll, die Leitung des Jesuitenordens durch den Vatikan übernehmen zu lassen. Pikanterweise sollte im Namen des Papstes die Leitung Kardinal Bergolio übernehmen, der sich aber weigerte.
https://www.katholisch.de/artikel/24288-buch-benedikt-xvi-wollte-jesuiten-leitung-durch-vatikan
Es ist ein schwerer Vorwurf: Der Kriminologe Christian Pfeiffer ist überzeugt, Kardinal Marx habe Forschern den uneingeschränkten Zugang zu Akten verweigert und so eine unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung bewusst verhindert – auch um sich selbst und Papst Benedikt zu schützen. Wie er auf diese These kommt, erklärt Pfeiffer im Gespräch mit FOCUS Online. Bei der im Gespräch erwähnten Veranstaltung in Trier konnten auch 2 Mitglieder unserer Betroffeneninitiative mit Herrn Pfeiffer sprechen. Wir wiesen darauf hin, dass es entscheidend für den möglichen Rest der Glaubwürdigkeit der Kirche werden wird, wie das Erzbistum Köln mit der entsprechenden Untersuchung zu den Verantwortlichkeiten der Vertuschungen und Versetzungen in seinem Bistum umgeht. Eine Untersuchung, die im Übrigen von derselben Kanzlei durchgeführt wird wie die nicht veröffentlichte in München. Hier ist umfangreicher Zugang zu den Akten gewährt worden und vor allem: die Verantwortlichen sollen ohne Rücksicht auf ihre Stellung und sonstige innerkirchliche Bedeutung eindeutig benannt werden. Wir warten schon jetzt unruhig auf den angekündigten Veröffentlichungstermin im zeitigen Frühjahr (Anfang März?). Wir werden gewiss berichten.
In ungewöhnlich scharfer Form hat sich die katholische Kirche in Polen vom emeritierten Erzbischof und Papstkritiker Jan Pawel Lenga distanziert. „Es ist bedauerlich, dass Erzbischof Lenga in den Medien auftritt und die Gläubigen in die Irre führt", sagte der Sprecher der polnischen Bischofskonferenz, Pawel Rytel-Andrianik, am Mittwoch.
Im Januar 2010 wurden Missbrauchsfälle am Aloisiuskolleg (Ako) in Bad Godesberg öffentlich. Zehn Jahre später gibt es geteilte Meinungen zur Aufarbeitung. Die Opfergruppe Eckiger Tisch kritisiert die Ako-Leitung.
https://www.general-anzeiger-bonn.de/meinung/direkter-dialog-hilft_aid-48477799
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-bonn/video-lokalzeit-aus-bonn---456.html
Wie sehr sich die beiden Schulen doch gleichen, obwohl sie sonst so unterschiedlich waren. Dasselbe Versagen und Verweigern, was die Aufarbeitung an der Schule betrifft. Und auch bei der Prävention dasselbe Bild: Verweigerung maßgeblicher Mitarbeit in der Prävention. Wollte der Orden der Redemptoristen ursprünglich die Präventionsarbeit noch wesentlich durch die Betroffenen mitgestalten lassen, so stellte sich die Schule selbst schon bald quer. Sie scheint tatsächlich zu glauben, sie habe mit der Geschichte des Internats nichts zu tun. In der Folge nahm man weder die Betroffenen in die entsprechende Arbeitsgruppe der Schule und drängte die Betroffenen und die Präventionsbeauftragte des Ordens schließlich sogar gänzlich aus der Beratergruppe.
Die Taten des Haupttäters Pater S. der 60er Jahre waren und sind nicht nur die Taten des "Einen", des sogenannten "Bösen". Das zu akzeptieren, fällt gewiss schwer. Durch wirkliche Aufarbeitung droht der vermeintliche Einzelfall die tiefer liegenden Probleme des Gesamtsystems bloßzulegen.
Und das Wenige nur hätte die Schule machen müssen: systematisch an Hand unseres Expertise die Abläufe und Richtlinien an der Schule gemeinsam mit uns überprüfen. Es wäre doch nach 50 Jahren und mehreren Wechseln der verantwortlichen Schulleiter - so meint man - doch so einfach gewesen, zu sagen: "Was euch widerfahren ist, ist von Bedeutung für uns!" Wir empfinden das, wie die Schule mit uns umgegangen ist, als institutionellen Verrat. (Dabei wollen wir gar nicht in Abrede stellen, dass sich Dinge in den letzten wirklich auch verändert haben, wollen auch nicht verschweigen, dass zwischendurch Anregungen der Betroffenen in das heutige Präventionskonzept der Schule eingeflossen sind. Aber zu einer systematischen Zusammenarbeit war das Collegium Josephinum eben nie bereit.)
Dass beide Schulen, das AKO und das Collegium Josephinum mit ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft so gleichgeschaltet umgehen, lässt die Betroffenen argwöhnen und mit ihrem Schicksal doppelt hadern, ob die angeblichen Veränderungen des Präventionsalltags an den Schulen wirklich tiefgreifend genug sind und ob es ausreicht, das herzustellen und zu garantieren, was das zentrale Ziel der Betroffenen ist: "Dass es aufhört". "Dass es aufhört" ist übrigens der Titel des neuen Buches von unserem Mitstreiter Matthias Katsch. Das Buch wird morgen Abend in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Schriftsteller Gabriel Matzneff soll Minderjährige sexuell missbraucht haben. Der Erfahrungsbericht eines mutmaßlichen Opfers rührt an Frankreichs Selbstbild.
Anderthalb Jahre nach der Missbrauchsstudie der katholischen Kirche bleiben strafrechtliche Konsequenzen aus. Kriminologe Pfeiffer fordert Konsequenzen.
Matthias Katsch, ehemaliger Schüler am Canisius-Kolleg, löste vor zehn Jahren die Berichterstattung über sexuelle Gewalt mit aus. In einem Buch zieht er Bilanz. Die öffentliche Wahrnehmung habe befreiend gewirkt, betonte er im Dlf. Aber er vermisst, dass Bischöfe und Laien Verantwortung übernehmen.
Im Gespräch mit Florian Breitmeier vom NDR erzählt Matthias Katsch vom schweren und langen Kampf gegen sexualisierte Gewalt in Kirche und Gesellschaft. Er übt scharfe Kritik am Umgang mit den Opfern. Die Hoffnung aber darauf, dass sexuelle Gewalt abnimmt oder gar aufhört, will er sich dennoch nicht nehmen lassen:
https://www.ndr.de/ndrkultur/epg/Damit-es-aufhoert-Matthias-Katsch-im-Gespraech,sendung992388.html
Sollen mögliche Entschädigungen für Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche auch aus Kirchensteuermitteln bezahlt werden? Zu dieser Frage will sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bis Ende Februar positionieren. ZdK-Präsident Thomas Sternberg sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag zugleich, er halte nichts davon, die Debatte um Entschädigungen auf die dafür benötigten Mittel zu verengen.
Ganz im Ernst. Was betreibt Herr Sternberg da? Wessen Sprecher oder Fürsprecher ist er? Eine Fake- Behauptung aufzustellen und dann drauf zu schlagen, das kennen wir bisher vorwiegend von Herrn Trump. Welches Missbrauchsopfer, wer überhaupt hat bisher die Debatte um den Missbrauch auf Geldentschädigung verkürzt? Seit 10 Jahren warten die Missbrauchsopfer genau auf diese Debatte. Einer, der in Frage kommt, wäre Herr Katsch. Im Ernst? Aber wenn einer wie kein anderer seit 10 Jahren für Aufklärung und für Aufarbeitung und auch für Entschädigung steht, dann er.
Den Satz von Sternberg : „Ich glaube, dass das Thema Missbrauch und Schuld und die Frage des Umgangs mit diesen Verbrechen völlig unangemessen behandelt werden, wenn wir sie nur auf der Ebene von Geldleistungen diskutieren,“- empfinden wir als Missbrauchsopfer als öffentliche Beleidigung und Diffamierung. Hier scheint ein Rücktritt mehr als angesagt.
Sekundiert wird Sternberg von Pater Klaus Mertes, der - und wir möchten seine Verdienste gewiss nicht schmälern - sich zum wiederholten Male anmaßt, besser als die Betroffenen selbst zu wissen, was für das Seelenheil der Schäfchen wichtig ist. Ausdruck des in der DNA der Kirche zutiefst verankerten Klerikalismus, einer der Ursachen für Missbrauch in der Kirche. Durchaus originell übrigens der Vorschlag, mit einer möglichen Entschädigung auf ein "drittes Vatikanisches Konzil" zu warten. Jedenfalls interpretieren wir seinen Vorschlag so.
Dass Entschädigungszahlungen an Betroffene von der Katholischen Kirche nicht im Alleingang festgelegt und gezahlt, sondern mit anderen Institutionen, die ähnliche Zahlungen zu leisten hätten, abgestimmt sein sollten, um nicht Opfer zweiter oder dritter Klasse, also Ungerechtigkeit, zu erzeugen, scheint uns ein bloß vorgeschobenes Argument, um letztlich gar nicht oder nur in äußerst geringem Umfang zu zahlen. .
"Ausgeblendet wird hier, dass Betroffene sexualisierter Gewalt mitunter in prekären Lebensverhältnissen leben, dass es hier unlebbare Lebenssituationen gibt, zu deren Veränderung es zeitnah und gezielt entsprechender Maßnahmen bedarf, die nicht aufgeschoben werden können. Das Argument der Gerechtigkeit erweist sich als Scheinargument, weil angesichts prekärer Lebensmöglichkeiten eine Aufschiebung von Entschädigungen neue Ungerechtigkeit erzeugt." (zitiert aus: https://www.feinschwarz.net/performance-theologie-gegen-missbrauch/). Ausgeblendet wird, dass Betroffene bereits seit spätestens 2010 auf eine angemessene Entschädigung warten, ausgeblendet wird auch, dass die Kirche als Institution sich dadurch schuldig gemacht hat, dass sie Aufklärung und Aufarbeitung systematisch und nachhaltig so verhindert hat, dass Schmerzensgeldforderungen nicht mehr auf dem Hintergrund gerichtlicher Verurteilungen von Tätern durch Opfer und ihre Anwälte erhoben werden können. Die meisten Taten sind verjährt, die Opfer sind es aber nicht.
Allein die Dimension des Falls ist unfassbar: Der Ex-Priester Bernard Preynat soll in Ferienlagern "vier bis fünf Kinder pro Woche" missbraucht haben. Vor Gericht gab er die Taten zu. Seine Erklärung schockierte selbst die Richterin.
Preynat ist der Priester aus dem Film "Gelobt sei Gott". Viele von uns erinnert er in seinem ganzen Tun sehr an den Täter Willibald S. aus dem Redemptoristenorden.
Dieser Bericht zu Pater Preynat passt auf seine Art besonders gut zum Bericht über Gabriel Matzneff von gestern:
"Wenn Vanessa Springora von Gabriel Matzneff spricht, nutzt sie die Begriffe der Jagd. Den bekannten französischen Schriftsteller nennt sie das Raubtier, sich selbst seine Beute. Jahrzehntelang leidet die Verlagsdirektorin nach eigener Aussage unter der Beziehung, die der damals 50-jährige Matzneff ihr, der damals 14-Jährigen, aufzwang. Bis sie ihre Erfahrungen in einem Buch verarbeitet – und damit in Frankreich einen Pädophilie-Skandal ausgelöst hat." (Zitat TAZ):
https://taz.de/Paedophilie-Skandal-in-Frankreich/!5652482&s=Christine+Longin+Vanessa+Springora/
Er schrieb offen über seinen Sex mit Kindern und keiner hat sich daran gestört. Statdessen wurden seine Werke mit Preisen ausgezeichnet. Von wem und wozu?
In welcher Welt lebten wir alle? In welcher Welt nur leben wir jetzt?
Jetzt will er's nicht gewesen sein: Papst Emeritus Benedikt XVI. streitet eine Co-Autorenschaft bei einer Streitschrift für den Zölibat ab. Denn das Buch ist eine Attacke gegen Papst Franziskus. Intrigenspiel übelster Art:
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/gefahr-einer-kirchenspaltung-gering-100.html
Tatsächlich erscheint das Buch jedoch - zumindest vorerst - genau so wie geplant:
Uns bleibt nur übrig, uns folgender Analyse von Ulrich Sander auf Facebook (Patmos Verlagsgruppe) anzuschließen:
"Das postsynodale Schreiben Papst Franziskus' zur Amazonas-Synode steht noch aus und wird mit Spannung erwartet, gab es doch ein mehrheitliches Votum für die Änderung der Zulassungsbedingungen zum Amtspriestertum für diese Region, konkret: für die Weihe verheirateter Männer. --- Anderer Weltteil: In Deutschland beginnt ein kirchenrechtlich nicht vorweg entworfener "Synodaler Prozess", der neues Vertrauen in die Kirche erarbeiten soll. Die reformorientierten Kräfte dürften sich in der Diagnose einig sein, dass im Zentrum der Missbrauchs- und Vertuschungsskandale eine bestimmte Mentalität und Struktur steht, der "Klerikalismus", und dass daher die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche und das Ende des Pflichtzölibats für Amtspriester auf der Agenda stehen. In diese Situation hinein macht eine Nachricht aus Rom die Runde: Es geht um eine Stellungnahme des emeritierten Papstes zu Priesterbild und Zölibat und deren Veröffentlichung oder Nichtveröffentlichungserlaubnis-in-Buchform.
Der Vorgang zeigt, wie weit die reformunwilligen Teile der Kurie bereit sind, ihren gegenwärtigen Dienstherrn zu hintergehen. Ihre Rhetorik umgibt die aktuellen Reformbestrebungen mit allem Pestilenzgestank höllischer Kräfte. Selbstverständlich seien Frauen vom Priesteramt ausgeschlossen, da nur zwischen Männern und Jesus eine "natürliche Ähnlichkeit" (naturalis similitudo) bestehe. Wer dies anders sehe, ist dem Teufelszeug der Genderideologie verfallen und stürze die sakramentale Struktur der Kirche. Frauen sollen aber nicht nur nicht an den Altar, sie sollen auch nicht als Ehefrauen ins Pfarrhaus. Die lebensweltliche Befassung von Priestern mit der Lebensperspektive von Ehefrauen, Töchtern, Enkelinnen stört ihre Erkenntnisperspektive der männlichen Ähnlichkeit mit dem Mann Jesus ... Leute, am Ende ist es ganz einfach: BOYS WiLL BE BOYS. Der Klerus der katholischen Kirche (des lateinischen Ritus) ist ein geschlossener Männerbund, und Homosozialität gilt als privilegierter locus theologicus. Homosozialität scheint den reformunwilligen Kreisen so wichtig, dass sie nicht nur bereit sind, um ihrer Aufrechterhaltung willen die Gemeindestruktur der Kirche dauerhaft zu beschädigen, sondern, wie sich jetzt zeigt, auch die eigene in Rom zentrierte Inszenierung von Autorität und Legitimität. Sie wollen einfach unter sich bleiben. Ich befürchte: Dieser Wunsch wird ihnen zunehmend erfüllt werden. Bald sind sie unter sich."
Kluge Analyse aus dem Blickwinkel der Theaterdramaturgie bzw. des Machtspiels:
Buch oder Nicht-Buch, Papst oder nicht Papst? Die Spitze der katholischen Weltkirche bietet ein Drama. Um den Zölibat geht es nur vordergründig, glaubt der Theaterwissenschaftler Peter W. Marx. Inszeniert wird die Macht über den Ausnahmezustand:
Heute gibt es ein Dementi seines Privatsekretärs Gänswein, das es in sich hat: Gänswein stellt die gemeinsame Autorenschaft von Papst Benedikt und dem konservativen französischen Bischof Sarah in Abrede ("ein Missverständnis"), muss aber gleichzeitig zugeben, dass das entscheidende Kapitel zum Zölibat von Papst Benedikt stammt.
https://www.sueddeutsche.de/politik/zoelibat-benedikt-franziskus-katholische-kirche-1.4756597
https://www.katholisch.de/artikel/24200-benedikt-xvi-ich-bin-nicht-co-autor-des-buches-von-sarah
Besonders aufschlussreiche Zusammenfassung auf Vatikannews:
Auch lesenswert die Ausführungen dort zur Diskussion "Priesterzölibat" im 2. Vatikanum und der Artikel zum Frauenpriestertum:
Scharfe Kritik an "Gruppe" um Kardinal Sarah. Offenbar wolle eine Gruppe um Kurienkardinal Robert Sarah Benedikt XVI. als "Gegenpapst" aufbauen, kritisiert Theologe Albert Biesinger die neuesten Entwicklungen um das Zölibat-Buch. Er hoffe, dass Papst Franziskus nun richtig handle.
https://www.katholisch.de/artikel/24203-theologe-benedikt-xvi-soll-zum-gegenpapst-aufgebaut-werden
Das ganze Hin und Her lässt sich auch als geschickter Schachzug lesen: man kann nach diesem Dementi Benedikt nicht einmal mehr festlegen auf das, was er gesagt und geschrieben hat und damit auch nicht auf seine illoyale Einflussnahme auf den jetzigen Papst. Ein Effekt aber ist erreicht: seine Anhänger sammeln sich um ihn und gegen Franziskus- er aber behält seine weiße Weste, wie er auch sein weißes Papstgewand behalten hat. Kein anderer Papst hat so erfolgreich die eigene Glaubwürdigkeit und die der Kirche beschädigt wie Benedikt.
Dazu passend die Einlassungen von Kardinal Müller, der nun behauptet, es gebe keinen Papst emeritus sondern nur einen Bischof emeritus. Soll möglicherweise heißen, nicht der ehemalige Papst habe hier gesprochen sondern nur der ehemalige Bischof von Rom. Abenteuerliche Farce.
Mit seinen Äußerungen über die unauflösliche Verbindung von Priesteramt und der Verpflichtung zu sexueller Enthaltsamkeit fällt Benedikt Papst Franziskus offen in den Rücken. Die Saat der Selbstzerstörung ist nach sieben Jahren aufgegangen. Christiane Florin vom Deutschlandfunk schreibt (auf Facebook) in ihrer unnachahmlichen Art treffend zur Auseinandersetzung von Papst Franziskus und Papst Benedikt an die Adresse von letzterem: "Nur mal angenommen, Joseph Ratzinger hätte am Traualtar ein Versprechen abgegeben, das er so ernst nimmt wie sein Schweigegelübde..." Ein anderer ergänzt: "Oder sein "Zölibatsgelübde"...:
https://www.tagesschau.de/kommentar/papst-833.html
Papst Benedikt scheint in seiner Kritik kaum noch Grenzen zu kennen. Wenn er behauptet, die Diskussion um den Zölibat beruhe auf "diabolischen Lügen", scheint es nicht weit, bis Franziskus selbst als diabolischer Lügner oder als Teufel verfemt wird.
Der Satz von Papst Benedikt: "Der Zölibat wird sogar zur Grundvoraussetzung dafür, dass unsere Annäherung an Gott die Grundlage unseres Lebens bleibt." wirft tiefgehende Fragen auf, muss Protest auslösen und und lässt einen kopfschüttelnd zurück: der Papst verleugnet und diffamiert mit einem solchen Satz auf seine meisterlich verschrubelte Art und Weise des Sprechens die tatsächlichen Grundlagen des Lebens: die Vereinigung von Mann und Frau (um in der theologischen Diktion zu bleiben). Was sagt uns dieser Satz zum Weltbezug der Katholischen Kirche und zur Inthronisierung des ehelosen Priesters als einem besonderem Wesen, mit besonderer heiliger Macht ausgestattet? Auch das: Soll eine Annäherung an Gott nur zölibatär lebenden Priestern vorbehalten sein? Was sagt der oben zitierte Satz wirklich aus?
Wir trösten uns: wenn nicht mehr die Sexuelle Vereinigung die Grundlage des Lebens ist, wird es bald auch keine Priester mehr geben und niemanden, der sich überhaupt noch durch Ehelosigkeit Gott annähern kann. Naja. Zum Glück, könnte man jetzt sagen, gibt es die sogenannten "gefallenen Priester". So intellektuell für einige Menschen anregend Papst Benedikt als Joseph Ratzinger noch gewesen sein mag. Was er heute von sich gibt, ist nur noch rabulistisches Wortgeklingel voller intellektueller Unredlichkeit. Zum Glück, möchte man fast sagen, sind sind es Traktate, die kaum einer noch versteht, geschweige denn ernst nimmt.
Wenn das der Weg des Katholizismus in die Zukunft ist, schafft die Kirche sich wirklich selbst ab. Papst Benedikt und seine helotischen Anhänger opfern offensichtlich lieber die Zukunft der Kirche als dass sie von ihrem vermotteten Codex lassen.
In all dem, was Benedikt hier von sich gibt, ist auch all das aufgehoben, was den Priester strukturell zum Missbrauchstäter werden lassen kann. Bitter die Einsicht, die durch diese Worte vorangetrieben wird, dass (wahrscheinlich) große Teile der Kirche nichts, aber auch gar nichts verstanden haben. Missbrauchsopfer brauchen kein Mitleid, brauchen kein gemeinsames Gebet, sie wollen, dass sich die Kirche dem Warum und dem Wie stellt, wollen Aufarbeitung und Entschädigung. Sie suchen unentwegt nach Hinweisen, ob sich strukturell in der katholischen Kirche Veränderungen vollziehen.
Im Dezember hatte Pater Rajesh Kumar Lugun seine Ämter niedergelegt, jetzt hat ihn auch das Erzbistum Bamberg offiziell von seinen Aufgaben entbunden. Der Pfarrer hatte die Beziehung zu einer Frau gestanden.
Da "gesteht" ein Pfarrer seine Liebe zu einer Frau und harte Konsequenzen ("Berufsverbot") sind die Folge. Warum Missbrauchsopfer auf diese Nachricht hin glauben, sich erst einmal den Sand aus den Augen reiben zu müssen und befremdet reagieren ob der konsequenten kirchlichen Gerichtsbarkeit, muss an dieser Stelle nicht näher ausgeführt werden. Das versteht sich sozusagen von selbst. Die katholische Kirche ein wahres Mysterium.
Das Meinungsforschungsinstitut "forsa" stellt regelmäßig die Frage, welcher Institution die Deutschen vertrauen. Dabei belegt die Katholische Kirche aktuell den drittletzten Platz - knapp vor Managern und Werbeagenturen. Nur eine Momentaufnahme?
Die katholische Kirche hat auf Zeit gespielt. Die katholische Bischofskonferenz zieht Bilanz aus zehn Jahren Missbrauchs-Skandal – und sie kommt zu mageren Ergebnissen, kommentiert Christiane Florin. Das sei auch nicht verwunderlich, denn echten Willen zur Aufklärung habe die katholische Kirche nie gezeigt.
Sprecher des „Eckigen Tisches“ Matthias Katsch: „Ich bin kein Kirchenfeind“ Matthias Katsch wurde als 13-Jähriger in einem Jesuiten-Kolleg in Berlin missbraucht. Er hat vor neun Jahren die Verbrechen bekannt gemacht und damit eine Lawine losgetreten, deren Wucht ihn selbst überrascht hat. Heute ist der 56-Jährige unter anderem Sprecher des „Eckigen Tisches“ und vertritt bundesweit die Interessen von Missbrauchsopfern.
3677 Kinder und Jugendliche wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch katholische Pfarrer, Diakone und Ordens-leute missbraucht. Jahrzehntelang wurde vertuscht, wurde versetzt. Und die Opfer, was tut die Kirche, um ihre Schützlinge künftig zu schützen?
Akten zu Missbrauchsskandal . Die Kirche steht vor schmerzlichen Erkenntnissen:
https://www.eckiger-tisch.de/wp-content/uploads/2019/12/2019-12-27.mp3
Vor zehn Jahren kam der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ans Licht. Die Aufarbeitung erfolgt schleppend, beklagen Experten und Opfer. Unabhängige Studien, die Täter benennen, gebe es bis heute nicht. Heute stellt Prof. Christian Pfeiffer in Trier sein neues Buch vor. Darin geht es auch um seine gescheiterte Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. 2011 sollte Pfeiffer den Missbrauchsskandal wissenschaftlich aufarbeiten.
https://www.tagesschau.de/inland/katholische-kirche-missbrauch-aufarbeitung-101.html
Es lohnt sich ausnahmsweise auch einmal, in die Kommentare zu schauen. Auch wir sind heute Abend bei der Buchvorstellung vor Ort.
Deutsches Missbrauchsopfer Katsch fordert Aufklärung: "Der Papst sollte die Geheimarchive im Vatikan öffnen":
Trierer Bischof Ackermann nach zehn Jahren Missbrauchsskandal: "Verantwortliche benennen":
Der Kölner Stadtanzeiger: Noch immer "keine echte Aufarbeitung":
Das Ausmaß war ihm nicht klar. Vor zehn Jahren informierte Pater Klaus Mertes als Rektor des Berliner Canisius-Kollegs ehemalige Schüler über mögliche Missbrauchsfälle - und trat eine Lawine los. Heute glaubt und hofft er, dass der Skandal zu einem Umdenken in der Kirche führen werde.
Zehn Jahre ist es her, dass der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg bekannt wurde und weite Kreise zog. Inzwischen ist viel geschehen, etwa an Aufarbeitung und Schutzkonzepten. Dennoch ist die Kirchenkrise im Zug des Missbrauchsskandals noch lange nicht überstanden. Die Katholische Nachrichtenagentur KNA mit einem Überblick.
Bemerkenswert, dass wir heute, wenn es um Berichte zu sexuellem Missbrauch geht, mehr oder weniger ohne Bedenken katholische Quellen zitieren. Das war vor 10 Jahren ganz anders: wenn es überhaupt Meldungen gab, dann begegneten wir jeder Meldung mit erheblichem grundständigen Misstrauen und reagierten auf ihren Inhalt in der Regel mit großem Befremden und entsprechender Empörung.
Der Regensburger Bischof Rudolf Vorderholzer hat erneut Vorbehalte gegenüber der Reformdebatte Synodaler Weg geäußert.
Die Bundesregierung will der Polizei die Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie erlauben, um Kinderpornografie zu bekämpfen. Ein paar Argumente gegen zu schnelle Begeisterung. Zumindest 1 Argument ist denn doch überzeugend: wenn der Polizei erlaubt wird, Fake-Kinderpornografie zu erzeugen, werden interessierte Kreise ebenfalls Fake- Kinderpornografie erzeugen und verbreiten. Was ist dann gewonnen? Wenn auch einige oder sogar viele Argumente von Thomas Fischer aus Opfersicht befremden, diskussionswürdig erscheinen sie allemal, bevor man im Schnellschuss entsprechende Gesetze verabschiedet.
Marc Frings wird neuer Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Der Hauptausschuss des ZdK habe Frings auf Vorschlag von Präsident Thomas Sternberg zum neuen Generalsekretär bestellt, wie das ZdK am Freitag in Bonn mitteilte. Der 37-Jährige löst den bisherigen Amtsinhaber Stefan Vesper (63) am 1. Januar 2020 ab. Frings war bislang Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Ramallah. Vesper hat das Amt des ZdK-Generalsekretärs seit 1999 inne.
https://www.katholisch.de/artikel/22314-das-zdk-bekommt-einen-neuen-generalsekretar
Johannes Heibel und Steinmetz Bruno Harich, der in Neunkirchen-Seelscheid lebt und arbeitet, überreichen dem Papst den „Mahnenden Mühlstein“. Der gravierte Stein ist ein Mahnmal gegen Kindes-Missbrauch in der Kirche. Nach einer zehnjährigen Wanderschaft steht er jetzt im Vatikan.
Kritische Anmerkungen dazu unter Aktuellem vom 11.12.2019
Was hier passiert ist, ist fast jedem Missbrauchsopfer durchaus vertraut. Fast jeder oder jede hat in seiner Fantasie den Täter hart bestraft, in der Regel umgebracht, meist in irgendeinem sakralen Zusammenhang. Gut, dass es fast immer bei der Fantasie geblieben ist. Aber auch die hat den Opfern oft erneute Schuldgefühle bereitet. Viele haben sich genau deshalb entschlossen, den Weg des Vergessens zu gehen. Dass sie sich selbst "Gutes" angetan haben, indem sie den Täter nicht vernichteten, ist wohl eine Erkenntnis, die oft erst nach vielen Jahren des Vergessens reift. Und aus dem "hilfreichen" Vergessen wiederum einen Vorwurf zu konstruieren und Opfer deshalb als "unglaubwürdig" zu diffamieren, gehört zu den "nachhaltigen" bitteren Erfahrungen zahlreicher Opfer.
Der junge Mann ist einen anderen Weg gegangen und wird mit seiner "Schuld aus Verzweiflung" irgendwie leben lernen müssen. Wer will in diesem Fall der Richter sein?
Tragisch, wenn der verständliche Tötungswunsch des Opfers sich gegen sich selbst wendet und im Suizid des Opfers endet. Bisher gibt es keinerlei Aufarbeitungen der zahlreichen erfolgten oder versuchten Suizide von Missbrauchsopfern- sondern nur das verzweifelte Wissen darum, dass es vielen Opfern gelungen ist, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Zum Artikel der "Welt":19-jähriges Missbrauchsopfer rammt Priester Kruzifix in die Kehle:
Spätere Presseberichte:
https://www.queer.de/detail.php?article_id=35204
https://www.kath.net/news/70220
https://www.zuercher-presse.com/frankreich-missbrauchsopfer-rammt-priester-kruzifix-kehle/
Der aus dem Priesteramt entlassene Kardinal Theodore McCarrick soll über 600.000 Dollar an hohe Geistliche gezahlt haben. Auch Papst Benedikt zählt zu den Empfängern.
Meldung vom 09.01. McCarrick in Wohngemeinschaft von Ex-Priestern umgezogen:
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2020-01/kirche-vereinigte-staaten-missbrauch.html
Vatikan- News schreiben heute: "Der Vorsitzende der Indonesischen Bischofskonferenz, Kardinal Ignatius Suharyo, hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis von einem jüngst veröffentlichten Bericht über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Indonesien.
„Ich als Erzbischof der Erzdiözese Jakarta und als Vorsitzender der Bischofskonferenz habe nie einen solchen Bericht erhalten“, sagte Kardinal Suharyo der „Jakarta Post“ am Donnerstag. Zudem sagte Suharyo, sexuelle Missbrauchsfälle sollten aus seiner Sicht nicht öffentlich gemacht werden. „Das ist Teil pastoraler Vertraulichkeit.“
Der Sekretär der Kommission für Seminaristen bestätigte allerdings den Bericht, wie Vatikan- News weiterschreibt:
"Das Wochenmagazin „Warta Minggu“ der katholischen Gemeinde Tomang in West-Jakarta hatte vor zwei Wochen berichtet, dass mindestens 21 Seminaristen, 20 Ordensfrauen und 15 Laien von 33 Priestern und 23 Laien missbraucht worden seien. Pater Joseph Kristanto, Sekretär der Kommission für Seminaristen der Indonesischen Bischofskonferenz, bestätigte den Bericht gegenüber dem asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews.
Mit einem Bevölkerungsanteil von 2,9 Prozent sind Katholiken im mehrheitlich islamischen Indonesien eine Minderheit." (https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2019-12/indonesien-missbrauch-bericht-kardinal-ignatius-suharyo.html)
Aus unserer Korrespondenz mit dem Missbrauchsbeauftragten des Ordens (Oktober diesen Jahres): "1968, Pater L., einer der ersten Sumbamissionare, verlässt als Leiter der Missionspräfektur (direkter Vertreter des Vatikan in der noch jungen indonesischen Mission im Amt eines Bischofs) und Leiter des Schulinternats in Sumba überstürzt die Insel und taucht bei seiner Familie in Deutschland unter. Eine Anbindung an den Orden findet er nicht mehr, ohne aber sein Priestertum oder seine Ordensmitgliedschaft aufzugeben. Er gründet unseres Wissens privat eine Entwicklungshilfegesellschaft. Anlass seiner Relegation waren sexuelle Übergriffe auf Internatszöglinge."
Wir erwarten, dass der Orden spätestens jetzt und umgehend einen entsprechenden Bericht über die genaueren Umstände des Missbrauchs und der Relegation von Pater L. an die Bischofskonferenz in Indonesien schickt. Offensichtlich ist der Fall dort nicht bekannt, weil Pater L. als Missionspräfekt sonst gewiss im Bericht besondere Erwähnung gefunden hätte.
Was an den Worten des Kardinals noch mehr irritiert und empört als die mögliche Verleugnung des Berichts, ist die unverhohlene Absicht, Missbrauchsfälle weiterhin unter dem Deckmantel der "pastoralen Vertraulichkeit" zu verheimlichen. Das zu einem Zeitpunkt, als der Papst in Rom das "päpstliche Geheimnis" aufhebt. Seelsorge oder moderner gesagt die "Pastoral" richtet sich folgerichtig nach katholischem Verständnis an den "gefallenen" sündigen Täter (Priester), das Opfer bzw. das Verbrechen kommt überhaupt nicht in den Blick. Missbrauch wird zum Problem des Täters gemacht, das Opfer wird sich selbst überlassen. Nur kritische "Öffentlichkeit" wird daran etwas ändern können.
Im Zusammenhang Indonesien/ Sexueller Missbrauch könnten für einige Leser ältere Meldungen von 2017 und 2014 von Interesse sein:
https://www.dw.com/de/deutlich-mehr-sexuelle-gewalt-in-indonesien/a-38596153
und
"Kindsmissbrauch schockt Indonesien. Schwere Missbrauchsfälle haben in Indonesien ein Schlaglicht auf den mangelnden Schutz von Kindern geworfen. Im Fokus steht eine angesehene Schule":
Der ranghöchste Kardinal, Angelo Sodano, verliert sein Amt. Jahrzehntelang scheint er übergriffige Kleriker gedeckt zu haben:
Neben dem klassischen Opfer habe sich eine neue Variante etabliert, sagte Matthias Lohre im Dlf. Man bezeichne sich als „Opfer“, obwohl einem Handlungsmöglichkeiten offen stünden. Auf einen Opferstatus zu pochen, sei im linken wie im rechten politischen Spektrum angesagt – und eine gefährliche Entwicklung.
Das genau ist der Unterschied: Wir sind als Kinder und Jugendliche zum Opfer geworden. Heute tragen wir an den Folgen, sind aber keine Opfer mehr. Heute kämpfen wir.
Es ist ein trauriger Rekord: Die Zahl der Vorwürfe ist rasant gestiegen. Zuletzt vor allem durch Enthüllungen in Südamerika. Die Behörde im Vatikan ermittelt:
Schwere Justizpanne im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen von Bergisch Gladbach: Trotz eines Geständnisses konnte sich ein Verdächtiger noch an seiner dreijährigen Nichte vergehen, weil monatelang nichts geschah. Die Staatsanwaltschaft sah wegen des Geständnisses keinerlei Gefahr im Verzug.
Erfolg erst nach eineinhalb Jahren: Fahnder nahmen in Italien einen 58-jährigen Göttinger fest, dem schwerer sexueller Missbrauch an Kindern vorgeworfen wird.
Vermisster Jugendlicher: Polizei hatte schon vor Monaten Hinweis auf Tatverdächtigen:
175 Minderjährige sind zwischen 1941 und 2019 von Mitgliedern der Legionäre Christi sexuell missbraucht worden, darunter sind 60 Betroffene, an denen sich der Ordensgründer Marcial Maciel selbst verging. Das geht aus einem internen Bericht des Ordens hervor, der am Wochenende veröffentlicht wurde. Man gehe von noch mehr Betroffenen aus, geht daraus hervor.
Hier der ganze Bericht:
https://legionariesofchrist.org/en/wp-content/uploads/2019/12/Report-1941-2019.pdf
"Päpstliches Geheimnis" gelockert In das Lob mischen sich Fragen Ab sofort fallen Sexualdelikte nicht mehr unter das "Päpstliche Geheimnis" - die Kirche kann nun mit Justizbehörden außerhalb des Vatikans zusammenarbeiten. Damit lässt Franziskus seinen Worten auf dem Missbrauchsgipfel im Februar endlich Taten folgen, meint Christiane Florin. Doch warum so spät?
Auch:
https://www1.wdr.de/nachrichten/paepstliches-geheimnis-abschaffen-katsch-100.html
Und ganz entschieden kritisch:
https://hpd.de/artikel/kein-paepstliches-geheimnis-missbrauchsfaellen-mehr-epochaler-schritt-17547
Zitat: "Sexueller Missbrauch ist kein Randphänomen, sondern gehört zu den Grundrisiken einer Kindheit in unserer Gesellschaft. Doch noch immer bekämpfen wir ein Phänomen vom Ausmaß einer Seuche mit Heftpflaster.«
Wie der Nicolai- Verlag schreibt: Ein leidenschaftliches Plädoyer gegen das weit verbreitete Schweigen, gegen Scheu und Abwehr: Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche und anderswo hat gerade erst begonnen.
Erscheinungstermin:
23. Januar 2020
https://nicolai-publishing.com/products/damit-es-aufhort
Die Bekanntgabe des Papstes das päpstliche Geheimnis bei Missbrauchsfällen aufzuheben, wertet der Kinderschutz-Experte Pater Hans Zollner als weiteren Schritt für mehr Transparenz. Das sagte der deutsche Jesuit im Gespräch mit Radio Vatikan an diesem Mittwoch. Um das durch die Missbrauchskrise verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen, wird die Kirche einen langen Atem und jahrzehntelange ernsthafte Anstrengungen im Bereich der Aufarbeitung und Prävention brauchen, betonte er in einem Interview mit „Kathpress“.
Hier zunächst der Aufruf zur Mitarbeit:
Deutsche Bischofskonferenz richtet Betroffenenbeirat ein
Aufruf zur Mitarbeit
Als Konsequenz aus der im September 2018 veröffentlichten Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) richtet die Deutsche Bischofskonferenz einen Betroffenenbeirat ein. Damit soll die Einbindung von Betroffenen sexualisierter Gewalt weiter ausgebaut und institutionalisiert werden.
Für Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst wird es zukünftig die Möglichkeit geben, ihre Perspektiven und Positionen im Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz einzubringen. Der Beirat orientiert sich an den Standards entsprechender Gremien des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) und der Erzdiözese Köln. Er soll die Arbeit der Deutschen Bischofskonferenz in der Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch begleiten und gemeinsam mit den zuständigen Gremien über Arbeiten in diesem Bereich beraten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Sicht der Betroffenen bei Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch verstärkt einbezogen wird.
Bis zum 7. Februar 2020 können Personen, die von sexuellem Missbrauch im Raum der katholischen Kirche in Deutschland betroffen sind, ihr Interesse an der Mitarbeit mitteilen. Auch Angehörige und gesetzliche Betreuerinnen und Betreuer sind zur Mitarbeit eingeladen. Ausführliche Informationen sowie ein Formular zur Interessenbekundung sind auf der Internetseite www.dbk.de (Themenseite Sexueller Missbrauch) verfügbar.
Die Durchführung des Auswahlprozesses liegt in den Händen eines Gremiums, das sich aus unabhängigen Experten der Wissenschaft und der Politik, des Mitarbeiterstabs des UBSKM, Vertreterinnen und Vertretern von Betroffenen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Deutschen Bischofs- und Ordensobernkonferenz zusammensetzt.
Der Beauftragte für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Stephan Ackermann, ist dankbar, dass der Betroffenenbeirat bald Gestalt annehmen und damit eine weitere Verpflichtung aus der MHG-Studie umgesetzt wird: „Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns klar gezeigt, dass die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch wirksam nur gemeinsam mit den Betroffenen gelingen kann. Ich bin zuversichtlich, dass der Betroffenenbeirat hierfür eine hilfreiche Einrichtung ist.“
Wir stellen fest: das ist womöglich nicht mehr als ein kluger PR- Schachzug: denn tatsächlich kann die Bischofskonferenz den einzelnen Bischof zu gar nichts verpflichten. Insofern ist die Beratung durch einen Beirat leider auch so wenig wert wie jeder Beschluss der Konferenz, der von einem einzelnen Bischof nicht umgesetzt wird. Sinnvoller erscheinen Betroffenenbeiräte bei den einzelnen Diözesen wie in Köln. Es scheint aber so zu sein, dass nicht einmal alle Diözesen bereit sind, einen solchen Beirat zu installieren.
Hauptproblem aber ist ein anderes: es gibt dann sowohl gibt auf der Diözesenebene als auch einen auf der Ebene der Bischofskonferenz. Sollten die durch unterschiedlich Personen besetzt sein, kommt es auch zu unterschiedlichen Beratungsansätzen und Empfehlungen. Im schlimmsten Fall sind diese sogar sich gegenseitig ausschließend. Was hat dann wer von welcher Beratung außer dass man sich evtl. streitet? Okay.
Wenn es denn unbedingt auf der Bischofskonferenzebene einen solchen Beirat geben muss, dann müssen die Beiräte der Bischofskonferenz Delegierte der Beiräte sein, die auch vor Ort die Arbeit leisten.
Uns scheint das Gesamtkonzept eher unausgegoren. Der Entschädigungsdebatte entfliehen die Bischöfe und installieren einen Beirat, der wenig kostet, sich gut anhört, aber in sich voller Widersprüche ist.
"Die Akten von kirchlichen Ermittlungsverfahren zum Kindesmissbrauch können nun mit weltlichen Behörden geteilt werden", so Matthias Katsch von der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“.
https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/matthias-katsch-zu-kirchlichen-missbrauchsfaellen-100.html (abrufbar bis 18.12.2020)
Auf kritische Aussagen anderer Bischöfe reagiere er oft bewusst nicht, sagt Kardinal Reinhard Marx. So wolle er eine Polarisierung zwischen bestimmten Gruppen vermeiden. Außerdem äußert sich der DBK-Vorsitzende erneut zur Entschädigungsfrage.
Sexueller Missbrauch ist eine gravierende traumatische Erfahrung für Kinder. Da ist das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Zum anderen sind es oft nahe stehende Personen, die sich an dem Kind vergehen, und dessen Vertrauen missbrauchen.
Papst Franziskus hat den Rücktritt des Apostolischen Nuntius in Frankreich akzeptiert. Das teilte der Vatikan am Dienstag mit. Im März hatte die Pariser Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen des Verdachts sexueller Übergriffe gegen Erzbischof Luigi Ventura eingeleitet.
https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2019-12/missbrauch-nuntius-frankreich-luigi-ventura.html
„Fifty shades auf gay“. In einem Aufsehen erregenden Buch beschreibt der französische Autor Frédéric Martel den Vatikan als Schwulenhochburg und prangert die Doppelmoral der Katholischen Kirche an.
Es ist eine Entscheidung, die ein Erzbischof als epochal bezeichnet: Papst Franziskus hat eine Regel für ungültig erklärt, durch die sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche verschleiert wurde.
Das Erzbistum Freiburg startet ein eigenes Modell zur Entschädigung von Missbrauchsopfern, stellt sich gegen die Ankündigung der Bischofskonferenz, ein gemeinsames Modell vorzulegen und macht wahr, was wir schon am 29.07.2019 hier vermuteten. Es bestätigt auch die Analyse des Kirchenrechtlers Lüdecke vom 11.12. 2019 zu einem abgekartetem Spiel um die Entschädigung:
Erst einmal die aktuelle Meldung von heute:
Und dann als Zitat unsere Meldung vom 25.07.2019, in der eigentlich alles gesagt ist:
Das Erzbistum legt in der Entschädigungsfrage von Missbrauchsopfern der katholischen Kirche plötzlich ein hohes Tempo vor und stellt eine sog. Opferrente vor:
Die Aktion des Erzbistums wirkt auf den ersten Blick positiv und wird in der Presse- Öffentlichkeit anscheinend auch so bewertet. Endlich tut sich etwas und den Opfern, die besonders beschädigt wurden, wird endlich Hilfe zuteil. Auf den zweiten Blick folgt die Aktion einem allzu bekannten Muster, das auch Funktionäre anderer für Missbrauchskriminalität verantwortliche Institutionen genutzt haben und nutzen- seien es die evangelische Kirche, der Sport, Internate. Nach außen der Öffentlichkeit vermitteln, als sei man zur Entschädigung bereit und im Innern alles daran setzen, dass möglichst Wenige in den Genuss einer möglichst geringen Entschädigung kommen. Als bestes Beispiel mag hier vor allem die seinerzeitige Farce um die Entschädigung der Heimkinder am "Runden Tisch Heimerziehung" gelten.
Uns scheint es kein Zufall zu sein, dass das Erzbistum Freiburg gerade zu diesem Zeitpunkt eine sog. Opferrente einrichtet. Genau zu dem Zeitpunkt, als die Deutsche Bischofskonferenz Arbeitsgruppen(unter Beteiligung von Betroffenen) eingerichtet hat, die Vorschläge für mögliche Entschädigungszahlungen entwickeln sollen. Das Vorpreschen von Freiburg erinnert sehr an das Vorpreschen von Bischof Ackermann mit seinem Vorschlag der sog. Leidanerkennungsprämie, als der "Runde Tisch Missbrauch" 2011 gerade begann, die Entschädigungsfrage zu diskutieren. Mit der Kirche war dann ein entscheidender "Player" aus der Diskussion raus, die danach auch nicht mehr konsequent zu Ende geführt wurde. Gleichzeitig wurde in der Öffentlichkeit damals der Eindruck erweckt: "Wir tun was und das sofort". Der Inhalt aber war: "Wir können es billiger als jeder Vorschlag, der in der Runde des "Runden Tisches" diskutiert wird". Das Ergebnis waren die bekannten 5000,00€ als Anerkennung des Leids.
Jetzt prescht Erzbischof Burger vor mit dem Vorschlag der Opferrente für die "Bedürftigen" unter den Opfern und torpediert damit die Arbeit der eingerichteten Arbeitsgruppen, die bisher unterschiedliche Modelle der Entschädigung diskutieren. Wenn die Presse und damit die Öffentlichkeit den auf den ersten Blick großzügig und opferbezogen erscheinenden Vorschlag des Bistums goutiert, dann - so die mögliche Spekulation - erübrigt sich weitere Diskussion. Dass ein solcher Vorschlag die Opfer in entschädigungswürdige und entschädigungsunwürdige Opfer spaltet, ist möglicherweise ein erwünschter Nebeneffekt.
Mit diesem Hinweis sei nicht gesagt, dass der Freiburger Vorschlag nicht auch Teil der Lösung einer befriedenden Entschädigung sein könnte. Der Vorschlag zu diesem Zeitpunkt riecht aber eher nach einem neuen Coup, der nichts anderes soll, als hohe Entschädigungszahlungen zu verhindern.
Eine nachhaltige Unterstützung der Opfer wäre gegeben, wenn man klar unterscheiden würde zwischen Hilfe zum Überleben und Entschädigung, wenn man die Arbeitsgruppen, an denen auch Betroffene teilnehmen, befördern würde und wenn das Erzbistum Freiburg sich dafür einsetzen würde, dass die Missbrauchsopfer durchgängig Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz erhalten. Denn auch im zur Zeit diskutierten Entwurf zu einem neuen OEG ist gerade die Hilfe für Missbrauchsopfer nicht "opferbezogen" geregelt. Um Leistungen nach dem OEG zu erhalten, ist eigentlich immer ein Gerichtsurteil Voraussetzung. Das ist bei institutionellem und vor allem familiären Missbrauch oft durch die konkreten Umstände nicht gegeben. Tatsächlich wird darüberhinaus immer ein gutachterlicher schwer zu führender Nachweis darüber verlangt, dass die beklagten Folgen der verurteilten Tat auch ihr direkter Ausfluss sind.
Wenn das Bistum bis zur neuen gesetzlichen Regelung und bis zur praktischen Umsetzung im Einzelfall in entsprechende Vorleistung gehen würde, wäre vielen "bedürftigen" Opfern tatsächlich geholfen.
Hier entsprechende Texte zum Vorschlag, die auf der Website des Erzbistums zu finden sind:
https://www.ebfr.de/html/content/anerkennungs_und_unterstuetzungsordnung.html?&
Nicht uninteressant die Diskussion um Entschädigungszahlungen der evangelischen Kirche, z. B. bei der Brüdergemeinde Korntal. Hier versteigt sich der Vorsitzende der Brüdergemeinde zu einem bemerkenswerten Satz: er verstehe die finanziellen Forderungen durchaus, aber ein Eingehen auf diese Forderungen, gleiche, je höher die Zahlungen ausfielen, einem "Sich- freikaufen" der Kirche und deshalb seien hohe Summen obsolet. Auf diese Volte muss man erst einmal kommen. Sagen wir mal so: das Argument des Freikaufens ist sowieso eher durchsichtig, was sein Motivation anbetrifft und bodenlos, weil es in der Entschädigung eben nicht um die Kirche geht, sondern um die Opfer, die nach allem menschlichen Ermessen ein Recht auf Entschädigung haben. Aber lassen wir das Argument mal so stehen. Wieso das Argument dann aber umsomehr Berechtigung hat, je höher die Summe einer möglichen Entschädigung ausfällt, das verstehe wer will.
Hier ein kurzer Höreindruck aus dieser Diskussion:
Bisher sind - soweit wir das sehen - in der Presse seit dem September ausschließlich Meldungen zur Entschädigungsfrage erschienen, die das Empfehlungspapier aus unterschiedlicher Perspektive in Frage stellen. Dass diesen Presseberichten und Meldungen von Einzeläußerungen (Mertes, ZDK) möglicherweise ein direktes Interesse zugrunde liegen könnte, die Entschädigung der kirchlichen Missbrauchsopfer zu hintertreiben, das ist bisher in der Öffentlichkeit so gar nicht vermutet oder gar ausgesprochen. Dass es 3 Monate gedauert hat, bis der erste öffentlich kritisch nachfragt, ob "deutsche Bischöfe und katholische Laien die Entschädigung ihrer Missbrauchsopfer hintertreiben", lässt fast vermuten, dass all diese Meldungen möglicherweise einer besonders gekonnt inszenierten Kampagne entstammen, deren Opfer am Schluss die Missbrauchsopfer der katholischen Kirche sein werden.
Der bitteren Analyse von Norbert Lüdecke, prominenter Kirchenrechtler, ist nichts hinzuzufügen:
Die Initiative "Mahnender Mühlstein" meldet Kritik an unserer Meldung vom 05.12.2019 an und betont, dass sie keinesfalls mit diesem Mahnmal der Wiedereinführung der Todesstrafe das Wort rede. Tatsächlich spreche sich die Initiative gegen jede Form der Gewalt aus. "Mit der Aktion wollen wir allerdings provozieren und somit die Menschen zum Nachdenken bringen, Denkanstöße geben und Diskussionen auslösen, das ist unser Ziel, was wir in jedem Fall erreicht haben."
Gerne veröffentlichen wir hier die entsprechenden Dokumente der Initiative. Unabhängig davon bleiben wir der Auffassung, dass diese Aktion, was die Todesstrafe für Missbrauchstäter anbetrifft, missverständlich gewesen ist, müssen aber jetzt nicht die Diskussion von vor Jahren fortführen. Es verwundert uns auch, dass der Vatikan sich gerade für dieses missverständliche Mahnmal eingesetzt hat. Der Ideen für Mahnmale gibt es doch viele.
Überarbeitete Regelwerke zum Umgang mit sexuellem Missbrauch und zur Prävention im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz
Zu Beginn des kommenden Jahres treten die neue „Ordnung für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst“ und die „Rahmenordnung – Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ in allen (Erz-)Diözesen in Kraft. Beide Dokumente wurden vom Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz am 18. November 2019 beschlossen.
Die Regelungen der bisherigen „Leitlinien“ wurden überarbeitet und werden künftig als eine für alle (Erz-)Diözesen einheitliche „Ordnung“ Geltung haben. Sie wird – nach der Inkraftsetzung durch den jeweiligen Diözesanbischof und der Veröffentlichung im Amtsblatt – zu einem in jeder (Erz-)Diözese gleichlautenden diözesanen Gesetz.
Besondere Berücksichtigung findet die Perspektive der Betroffenen sexuellen Missbrauchs – so ist unter anderem die Beteiligung Betroffener an Prozessen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch ausdrücklich vorgesehen. Die Einbindung externer und unabhängiger Fachberatungsstellen ist ausdrücklich vorgesehen. Die neue Ordnung spricht zudem durchgängig von „Betroffenen“ anstelle von „Opfern“. Auch auf den Zusatz „mutmaßlich“ wird auf Wunsch von Betroffenen verzichtet. Damit soll deutlich werden, dass Personen, die Missbrauchshandlungen melden, nicht mit einer misstrauischen, sondern einer zugewandten Haltung begegnet wird.
Der Geltungsbereich der Ordnung umfasst alle kirchlichen Stellen und Einrichtungen der jeweiligen (Erz-)Diözese sowie alle kirchlichen Rechtsträger, die der bischöflichen Gesetzgebungsgewalt unterliegen.
Die Rahmenordnung Prävention wird ebenfalls in den Amtsblättern der (Erz-)Diözesen veröffentlicht. Unter anderem unterschiedliche gesetzliche Vorgaben in den einzelnen Bundesländern machen in der Regel diözesanspezifische „Ausführungsbestimmungen“ erforderlich, die die konkreten Vorgaben zur Präventionsarbeit in der (Erz-)Diözese festlegen.
Ausdrücklich werden als Adressaten der neugefassten Rahmenordnung Prävention auch die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, kirchlichen Bewegungen und Initiativen benannt. Damit werden sie verbindlicher als bisher zu Präventionsmaßnahmen verpflichtet. Neu enthalten sind die Begriffe der „sekundären“ und „tertiären“ Prävention. Sie unterstreichen den mehrdimensionalen Ansatz von Prävention: Prävention im Sinne der Rahmenordnung will mit geeigneten Maßnahmen sexualisierten Übergriffen vorbeugen (primär), die Gewalt erkennen und beenden (sekundär) und das Geschehene aufarbeiten und ausreichend Schutz und Hilfe in Form einer nachsorgenden Prävention (tertiär) anbieten.
Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), sieht die neuen Dokumente positiv: „Die beiden Regelwerke sind aufgrund zahlreicher Rückmeldungen und Hinweise zum zweiten Mal gründlich überarbeitet worden. In der aktuellen Fassung spiegeln sich die Erfahrungen und Erkenntnisse wider, die wir den letzten Jahren gewonnen haben. Diese haben sowohl zu einer Ausweitung des Anwendungsbereichs wie auch zu einer größeren Verbindlichkeit geführt. Dafür bin ich dankbar. Denn das dient der noch konsequenteren Aufdeckung von Fällen sexualisierter Gewalt und einem wirksameren Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich anderen im Raum der Kirche anvertrauen.“
Hintergrund
Bereits bei der Verabschiedung der „Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ und der „Rahmenordnung – Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ im August 2013 wurde für beide Regelwerke eine Geltungsdauer von fünf Jahren sowie eine Überprüfung vor der Verlängerung der Geltungsdauer vereinbart. Um die Ergebnisse der im September 2018 veröffentlichten Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ („MHG-Studie“) und das im Mai 2019 veröffentlichte Motu proprio Vos estis lux mundi von Papst Franziskus bei der Überarbeitung entsprechend zu berücksichtigen, wurden die Leitlinien und die Rahmenordnung Prävention bis zum 31. Dezember 2019 verlängert und werden nun zum 1. Januar 2020 durch die beiden neuen Regelwerke ersetzt. Nach fünf Jahren ist jeweils eine Evaluation beider Regelwerke vorgesehen.
Hinweise:
Die „Ordnung für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst“ sowie die „Rahmenordnung – Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ sind als pdf-Dateien im Anhang sowie unter www.dbk.de auf der Themenseite Sexueller Missbrauch verfügbar.
Wichtiges Ergebnis der Überarbeitung:
Formal sind die Leitlinien erstmals als "Ordnung" beschlossen worden, sie treten durch Veröffentlichung in den jeweiligen Amtsblättern in Kraft und erlangen damit Gesetzeskraft. Das soll zu Beginn des kommenden Jahres sein.
Und wenn wir davon ausgehen, dass "Ordnung" kirchenrechtlich bindend ist, dann ist jede Einrichtung ab Inkrafttreten demnach verpflichtet, Aufklärung und Aufarbeitung zu betreiben:
Gleichfalls überarbeitet wurde die Rahmenordnung zur Prävention gegen Missbrauch. Dabei werden ausdrücklich auch die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, kirchlichen Bewegungen und Initiativen genannt, für die die Ordnung ebenfalls gelten soll. Neu ist, dass die Ordnung verschiedene Formen von Prävention verwendet. Dabei sind unter "primäre Prävention" Maßnahmen zur Verhinderung von Missbrauch, unter "sekundärer Prävention" das Erkennen und Beenden von Gewalt sowie unter "tertiärer Prävention" die Aufarbeitung von Geschehenem zu verstehen.
Alles zusammengenommen, ein großer und richtiger Schritt der deutschen katholischen Kirche. Das Erzbistum Köln ist bereits in der direkten Umsetzung.
Papst Franziskus sei bei der Übergabe "tief bewegt und ergriffen" gewesen, heißt es: Das Missbrauchs-Mahnmahl "Mahnender Mühlstein" einer deutschen Initiative hat nun einen besonderen Platz im Vatikan gefunden. Das Mahnmal hat seinerzeit 2012 entschiedene Kritik erfahren. Das Projekt war von Anfang an hoch umstritten, da es eine Stelle aus der Bibel aufgreift, in dem die Todesstrafe für KindesmissbraucherInnen gefordert wird. Dass der Vatikan sich dafür einsetzt, ausgerechnet dieses Mahnmal auf seinem Territorium aufzustellen, irritiert deshalb gewaltig. Offensichtlich hat es der Vatikan bitter nötig, aber auch die billigsten PR-Register zu ziehen. Er brüskiert damit die (auch in der eigenen Kirche), welche sich auf solide Weise für Aufklärung, Aufarbeitung und Ahndung der Missbrauchskriminalität engagieren.
Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der Papst Franziskus sexuellen Missbrauch bekämpft, nährt auch folgender Vorgang. Wir zitieren hier einen Leserbrief aus der FAZ vom 22.11.2019:
"Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Papstes
Es ist das große Verdienst dieser Zeitung, dass sie in der schier unendlichen Geschichte des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch katholische Amtsträger über alle Aspekte der kriminellen Machenschaften ausführlich berichtet hat und dies wohl auch weiterhin tun wird. Beim Lesen der vielen Stellungnahmen spürt man durchaus den ernsthaften Wunsch der Verantwortlichen in der katholischen Kirche nach strukturellen Veränderungen, die Fortführungen und Wiederholungen der schrecklichen Taten unmöglich machen sollen.
Die Berichterstattung in der F.A.Z. vom 22. November lässt jedoch Zweifel aufkommen, ob dies gelingen kann. In dem Artikel „Papst verurteilt Sextourismus“ berichtet Matthias Rüb über den Besuch des Papstes in Thailand, in dessen Verlauf sich dieser gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern ausgesprochen hat und gefordert hat, „diese Plage auszumerzen“ und „den Opfern einen Weg anzubieten, um ihre Würde wiederzuerlangen“. Auf der gleichen Seite erfährt der Leser unter der Überschrift „Haftbefehl gegen Bischof“, dass Papst Franziskus im Jahr 2013 Gustavo Oscar Zanchetta, einen seiner argentinischen Freunde aus seiner Dienstzeit als Erzbischof von Buenos Aires, zum Bischof ernannt hat. Dieser (ehemalige?) Freund des Papstes musste im August 2017 von seinem Posten zurücktreten. Er wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl vor. Nach dem erzwungenen Rücktritt des argentinischen Bischofs soll der Papst für diesen, auch der Unterschlagung beschuldigten katholischen Amtsträger, ausgerechnet einen Posten in der vatikanischen Vermögensverwaltung geschaffen haben.
Die Berichterstattung lässt an der Ernsthaftigkeit des Papstes zweifeln, die verwerfliche Praxis, Sexualstraftätern aus den eigenen Reihen einen strafvereitelnden Unterschlupf in katholischen Organisationen zu gewähren, zu beenden. Täterschutz stand (und steht?) offenbar auch nach der Aufdeckung der Sexualverbrechen im Mittelpunkt der Überlegungen. Die Heiligkeit des Heiligen Vaters der heiligen katholischen Kirche verdient vor diesem Hintergrund eigentlich nur die Bezeichnung Scheinheiligkeit.
Manfred Eberlein, Rüsselsheim"
Dazu auch unsere Meldung vom 26.11.2019
Wir begrüßen, dass REPORT-Mainz in seiner Sendung am 3.12.2019 erneut auf das Schicksal
der Verschickungskinder aufmerksam gemacht hat. Es ist sehr gut, dass dieser Bericht sowie
die vorangegangene Berichterstattung vom 10.9.2019 die Arbeit unserer Initiative weithin
bekannt machen. Schon seit über zehn Jahren bemüht sich die Initiatorin der Initiative, Anja
Röhl, um eine Vernetzung der vermutlich über 8 Millionen Betroffener. Auf ihrer Webseite
haben sich im Laufe des Jahres 2019 über 1000 Betroffene gemeldet.
Die Erforschung des Umfangs und der Hintergründe der Misshandlungen in den Kurheimen
steht noch ganz am Anfang. Der von der Initiative gegründete Verein „Aufarbeitung und
Erforschung von Kinder-Verschickungen e.V.“ besteht aus ausgewiesenen Sozialforschern,
die selbst Verschickungskinder waren und sich dafür einsetzen, dass diese Geschehnisse von
den Betroffenen selbstbestimmt erforscht werden. Schon seit einigen Wochen ist dafür ein
Fragebogen online geschaltet worden, der eine seriöse wissenschaftliche Aufarbeitung
ermöglicht.
Vom 21.-24.11.2019 trafen sich auf Initiative von Anja Röhl und einem Kreis engagierter
Betroffener auf der Insel Sylt über 70 Menschen, die als Kinder zwischen 1948 und 1981 auf
so genannte Kinderkuren verschickt wurden. Die Kinder waren zwischen zwei und vierzehn
Jahren alt und wurden in der Regel für sechs bis acht Wochen verschickt, wo sie vielfältige
Misshandlungen erlitten. Alle Teilnehmenden des Kongresses haben sich auf die Forderung
verständigt, die Aufarbeitung zu ermöglichen, indem Bund, Länder und die
Trägereinrichtungen der Kurheime gemeinsam Finanzmittel in Höhe von mindestens drei
Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Aus diesen Mitteln sollen finanziert werden:
- Eine Anlaufstelle zur Beratung und Vernetzung Betroffener
- Ein partizipativ ausgerichtetes Forschungsprojekt, das die zahlreichen Erlebnisberichte
auswertet und vor Ort Gruppen von Betroffenen bei ihren eigenen Recherchen begleitet.
Es geht nicht um Mitleid, sondern darum, dass die ehemaligen Verschickungskinder ihre
Erlebnisse selbst aufarbeiten und dadurch dazu beitragen, auch für die Zukunft die
Wachsamkeit gegenüber institutioneller Gewalt zu erhöhen und den Schutz von Kindern zu
fördern.
Kontakt:
Für die Initiative: Anja Röhl info@verschickungsheime.de Tel.: 0176-24324947
Für die Forschungskoordination: Prof. Dr. Christiane Dienel
christiane.dienel@nexusinstitut.de Tel. 030 3180 54 63
Nähere Informationen:
www.verschickungsheime.de
h"p://verschickungsheime.de/erklaerung-der-verschickungskinder/
Über missbrauchte Ordensfrauen in der katholischen Kirche ist immer noch wenig bekannt – sagt die Ordensfrau Schwester Katharina Kluitmann. Sie stellt Vermutungen an, warum das so ist und hat Ideen, was sich deshalb in der Kirche ändern muss.
https://www.katholisch.de/artikel/23738-warum-nur-wenig-ueber-missbrauchte-ordensfrauen-bekannt-ist
Gegen den US-amerikanischen ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick wurde am Montag in New Jersey Anklage wegen sexuellen Missbrauchs eingereicht.
In schuldig gewordenen Priestern müsse die Kirche auch Opfer sehen und diese "mit der Sanftmut Jesu" begleiten: Der Theologe Eugen Drewermann sieht einen falschen Umgang mit Missbrauchstätern.
Nichts gegen die grundsätzliche These, dass Missbrauchstäter selber oft genug Opfer gewesen sind. Das wissen wir aus der Geschichte unserer Peiniger sehr gut. Aber gerade diese Tatsache entschuldigt gar nichts sondern vergrößert eher die Verantwortung der Institution und des einzelnen Täters. Trotz alledem ist es immer eine Entscheidung des Täters, Täter zu werden (und sich keine Hilfe zu holen).
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs veröffentlicht heute ihre Empfehlungen zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Institutionen. Damit bekommen private, öffentliche oder nichtstaatliche Einrichtungen verbindliche Kriterien an die Hand, um zurückliegenden sexuellen Kindesmissbrauch in ihrer Institution aufzuarbeiten. Seit 2016 haben sich rund 1.500 Betroffene von sexuellem Missbrauch in Familien und Institutionen der Kommission in einer Anhörung oder mit einem schriftlichen Bericht anvertraut. Aus diesen Berichten konnten viele Erkenntnisse für die Empfehlungen gewonnen werden.
Prof. Dr. Sabine Andresen, Vorsitzende der Kommission: „Institutionen, die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch aufarbeiten wollen, wissen oft nicht, wie sie vorgehen sollen. Auch für heute erwachsene Betroffene, die Aufarbeitung einfordern und von Widerständen in Institutionen berichten, ist es wichtig, dass sie auf klare Kriterien zurückgreifen können. Um diese Lücke zu schließen, hat die Kommission ein Empfehlungspapier zu Rechten von Betroffenen und Pflichten von Institutionen in Aufarbeitungsprozessen entwickelt. Damit wird es möglich, gegenüber Institutionen einzufordern, dass sie nicht planlos und willkürlich vorgehen, sondern sich an übergreifenden Kriterien orientieren.“
Institutionen haben in der Vergangenheit nur selten Aufarbeitung betrieben, auch weil sexueller Kindesmissbrauch als Gewaltform nur wenig im öffentlichen Bewusstsein war und Betroffene nicht gehört wurden. Das ist heute anders. „Wenn Mädchen oder Jungen sexualisierte Gewalt in Heimen oder Internaten, Kirchen, Schulen oder Vereinen wie dem Sport oder anderen Freizeitbereichen erlebt haben, sind diese Einrichtungen dazu verpflichtet, sich mit ihrer Gewaltgeschichte auseinanderzusetzen und durch Aufarbeitung Verantwortung für die Vergangenheit in ihrer Institution zu übernehmen“, so Prof. Dr. Sabine Andresen. „Das sind sie den heute erwachsenen betroffenen Menschen schuldig, aber auch den Kindern und Jugendlichen, die sich in ihrer Institution aufhalten und ein Recht darauf haben, geschützt zu werden.“
Viele Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, haben in den letzten Jahren Schutzkonzepte eingeführt. Prävention läuft ohne tiefgreifende Aufarbeitung jedoch Gefahr, wirkungslos zu bleiben, wenn Strukturen, die Missbrauch in einer Institution ermöglicht haben, unbekannt bleiben und weiterhin bestehen. Aufarbeitung fragt: Waren Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit sexualisierter Gewalt ausgesetzt? Welche persönlichen sozialen Folgen hatte das für die Betroffenen? Wer sind die Täter oder Täterinnen und arbeiten sie noch heute mit Kindern oder Jugendlichen? Wer waren die Mitwissenden, die nichts unternommen haben, um Kindern und Jugendlichen zu helfen? Kann aufgezeigt werden, was sie gebraucht hätten, um Mädchen und Jungen besser zu schützen?
Die Empfehlungen der Kommission benennen u.a. die Voraussetzungen, damit das Recht von Betroffenen auf Aufarbeitung verwirklicht werden kann. Dazu gehört an erster Stelle eine aufgeschlossene Haltung gegenüber den Rechten der Betroffenen und den Pflichten der Institution. Von entscheidender Bedeutung ist zudem, dass der Aufarbeitungsprozess von einem unabhängigen Aufarbeitungsteam geleitet wird. Eine öffentliche Bekanntmachung, Möglichkeiten für eine Beteiligung von Betroffenen an dem Prozess, Transparenz, Hilfs- und Begleitangebote und die Vernetzung von Betroffenen sind ebenfalls wichtige Bedingungen für eine gelingende Aufarbeitung.
Des Weiteren gehen die Empfehlungen auf Rechtsfragen ein, auf die verschiedenen Beteiligten im Aufarbeitungsprozess, auf Fragen der Finanzierung, auf Methoden und Formate der Aufarbeitung, auf die Gestaltung von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auf Formate der Anerkennung und nicht zuletzt darauf, wie Prävention und Schutz von Kindern nach der Aufarbeitung gestärkt werden können
Die Kommission liefert mit ihren Empfehlungen erstmals verbindliche Kriterien für Aufarbeitungsprozesse. Damit diese gelingen, braucht es jedoch von jeder Institution den Willen zur Aufarbeitung.
Wir selbst konnten als Verein uns im Vorlauf als Experten in die Arbeit an den Empfehlungen konstruktiv einbringen. Unser Geschäftsführer Winfried Ponsens war dann auch bei der Präsentation anwesend und konnte aus vielen Gesprächen am Rande der Veranstaltung weitere wichtige Anregungen für eine mögliche Aufarbeitung im Orden der Redemptoristen mitnehmen.
Mehrere Diskussionsteilnehmer hoben hervor, wie wichtig die Empfehlungen sind, kritisierten aber auch, dass nicht möglich war, weder für die Kommission selbst noch für die Aufarbeitungsprojekte gesetzliche Grundlagen politisch zu verabschieden. Frau Ursula Enders von Zartbitter Köln bemängelte mit allem Recht, dass es keine unabhängigen Ombudsstellen gebe, die die Aufarbeitung evaluierten, begleiten und gegebenfalls korrigieren und anordnen könnten. Mit großem Beifall wurde der Vorschlag von Prof. Fegert begrüßt, zumindest ein Aufarbeitungsregister zu schaffen, weil so der Druck auf Institutionen wachsen könne, Aufarbeitung zu betreiben. Aufarbeitung -so seine Überzeugung - könne letztlich auch zum herausragenden Qualitätsmerkmal einer Institution werden.
Tiefen emotionalen Eindruck hinterließ Frau Ines Geipel mit ihrem Einführungsvortrag zum Schweigen der Opfer, der wie kein anderer Beitrag die Not- Wendigkeit von Aufarbeitung begründete. Ihre wesentliche These am Beispiel des Nationalsozialismus und der DDR aufgezeigt: was nicht aufgearbeitet ist, bleibt wirkmächtig, drängt spätestens in der nächsten oder übernächsten Generation erneut nach vorne. Der Vortrag hat die Anwesenden so sehr angesprochen, dass danach erst einmal eine tiefe Stille in den Saal einzog. Es schien gar, als könne man in der Routine des Programmablaufs erst gar nicht weitermachen. Man brauchte einen Moment der Stille, damit sich das Gesagte setzen konnte. Eine kurze Zeit des Nachdenkens. Bei der Wahl der Vortragenden hat die Kommission wahrlich eine herausragende Wahl getroffen. Wir hoffen, dass der Vortrag von Frau Geipel bald als Video oder Audio oder in Papierform vorliegt.
Die Aufarbeitungskommission der Bundesregierung hat in Berlin alle Institutionen, dabei aber auch sehr ausdrücklich die Sportverbände in die Verantwortung genommen. Dazu folgender Link:
Erfreut hat uns besonders, dass auch Mitglieder und Mitarbeiter des Redemptoristenordens (Pater Daniels und Frau Kückelmann) vor Ort waren. Wie wir vermuten, wohl das erste Mal, dass Ordensmitglieder eine Veranstaltung der Kommission bzw. des Unabhängigen Beauftragten besuchten.
Zwei Vereinsmitglieder verfolgten die Tagung per Livestream. Einer schickte uns gar die spontane Mitschrift einer Passage aus den Ausführungen von Prof. Dr. Peer Briken, die u. E. im Zusammenhang mit der Schule des Ordens, dem Collegium Josephinum in Bonn, besondere Bedeutung hat. Sie sei deshalb hier zitiert:
"Viele Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, haben in den letzten Jahren Schutzkonzepte eingeführt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass eine verborgene Gewaltgeschichte in die Gegenwart hineinreicht und wirksame Prävention davon abhängt, wie mit vergangenen Gewalttaten gegen Schutzbefohlene umgegangen wird. Wenn Mädchen oder Jungen sexuellen Missbrauch in Heimen oder Internaten, Kirchen, Schulen oder Vereinen wie dem Sport oder anderen Freizeitbereichen erlebt haben, sind diese Einrichtungen dazu verpflichtet, sich mit ihrer Gewaltgeschichte auseinanderzusetzen."
Der Kommission als Ganzer ein mächtiges Dankeschön für ihre ausgezeichnete Pionierarbeit und dafür, dass sie in jeder Arbeitsphase Betroffene intensiv in ihre Arbeitsprozesse einbezieht. Die Betroffenen brauchen die Expertise der Wissenschaft, die Wissenschaftlicher die Expertise der Betroffenen.
Zur Vorstellung der Empfehlungen schreibt die TAZ unter der Überschrift: "Sexuelle Gewalt gegen Kinder aufarbeiten
Kein Kochbuch, aber eine Anleitung":
https://taz.de/Sexuelle-Gewalt-gegen-Kinder-aufarbeiten/!5645433/
Im Zusammenhang mit dem Thema "Aufarbeitung" erschien ein aufschlussreicher Kommentar von Christof Fleischmann unter dem Thema: Wer hat die Macht bei der Aufarbeitung?
https://www.christoph-fleischmann.de/wer-hat-die-macht-bei-der-aufarbeitung/
Zwei Mitglieder der INITIATIVE Ehemaliger Johanneum Homburg (Herz- Jesu- Missionare) sind Protagonisten in einer 90-minütigen TV-Dokumentation, die derzeit im Auftrag von SPIEGEL-TV gedreht wird. Der Sendetermin wird voraussichtlich im Mai 2020 sein.
Die MHG-Studie weist nachdrücklich aus, dass die männerbündisch-klerikalen Machtzirkel der katholischen Kirche ein entscheidender Faktor für sexuellen Missbrauch und dessen systemische Vertuschung in der Kirche sind. Von daher ist es naheliegend, dass eines der vier Foren auf dem synodalen Weg diesen Sachverhalt aufgreift und nach Wegen der Machteinhegung sucht. Welchen Beitrag kann das Kirchenrecht hierzu leisten oder ist es eher ein Bremsklotz bei notwendigen Reformen, die jetzt anstehen?
Näheres finden Sie in folgender Datei:
Die katholische Kirche stellt sich inzwischen dem lange Zeit tabuisierten Missbrauch - ein Thema, das als kirchliche und gesellschaftliche Realität schmerzt. Das sagte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl auf dem Symposium „Geistiger Missbrauch“ in seiner Bischofsstadt.
Die katholische Kirche und der unabhängige deutsche Missbrauchs-Beauftragte Johannes-Wilhelm Rörig haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart.
Wie entsteht männliche Gewalt? Klaus Theweleit publizierte in den 70ern Jahren das Buch «Männerphantasien», in dem er die faschistoide Psyche von Soldaten analysiert. Mit der NZZ sprach er über toxische Männlichkeit, die feministische Bewegung und sexistische Prägungen aus der Vergangenheit, die bis heute unser Denken bestimmen.
Zurzeit holt uns mit Kälte und Regen richtig trübes Wetter ein. Nicht nur das: Auch überrollt uns alle der Skandal um Täternetzwerke in den sozialen Medien. Im Oktober hatten wir Mitarbeiter*innen von Zartbitter noch gehofft, dass es nach unserer großen Fachtagung „Respekt für dich!“ am 01.10.2019 bei Zartbitter wieder etwas ruhiger werden würde. Aufgrund der Vorbereitungen zur Premiere unseres neuen Jugendtheaterstücks „Respekt für dich!“ waren viele Arbeiten liegen geblieben. Doch kaum hatten wir etwas Luft geholt, da liefen Ende Oktober in den Nachrichtenagenturen die Meldungen über die Verbreitung von Missbrauchsvideos durch jugendliche Täter und wenige Tage später über die Produktion und den Vertrieb von Missbrauchsabbildungen in einem Chatroom mit 1800 Usern über den Ticker. Entsprechend groß ist seither die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Nicht wenigen Fachkräften und Eltern wurde bewusst, dass sie in der Vergangenheit Hinweise von Kindern auf digitale Ausbeutung verdrängt haben. Viele griffen zum Telefon und suchten fachlichen Rat. Anderen war es ein Anliegen, darüber zu sprechen, wie sehr es sie erschüttert, dass nach Lügde nun innerhalb eines Jahres ein Missbrauchsfall noch größeren Ausmaßes bekannt wurde.
Das deutlich gestiegene öffentliche Problembewusstsein bezüglich der (digitalen) sexuellen Ausbeutung von Kindern und die damit verbundene Aufdeckung von aktuellen Fällen ist zweifelsfrei im
Sinne des Kinderschutzes eine sehr positive Entwicklung. Auch hatten wir bereits damit gerechnet, dass nach Lügde weitere massive Fälle sexuellen Missbrauchs aufgedeckt würden. Nicht
umsonst hatten wir unser Statement für die Expert*innenanhörung im Landtag NRW mit „Lügde ist kein Einzelfall“ getitelt. Gleichwohl sind wir Zartbitter- Mitarbeiter*innen ebenso wie Kolleg*innen
anderer Fachberatungsstellen in den letzten Wochen wiederholt an unsere persönlichen Grenzen gestoßen: Die Häufigkeit der Konfrontation mit Fallschilderungen extrem gewalttätigen Missbrauchs,
geht auch an uns nicht spurlos vorüber. Nicht nur die Polizisten, die bezüglich des bundesweiten Täter-Netzwerkes ermitteln, auch wir waren und sind immer wieder schockiert – insbesondere über
Beratungsanfragen um Unterstützung in Fällen, in denen bereits Kinder im Grundschulalter wiederholt eindeutig kinderpornografische Produkte produzieren. Aufgrund der Aktualität der Problematik
werden wir Anfang des Jahres 2020 eine Zartbitter-Fachinfo zusammenstellen, in der wir speziell über pädagogische Konzepte der Prävention digitaler sexueller Ausbeutung
informieren.....
Thomas Schlingmann, Tauwetter Berlin e.V., Begründer der ältesten Beratungsstelle für Männer, die in Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erlitten haben, forderte ebenso
wie Ursula Enders die Einrichtung von unabhängigen Ombudsstellen zur Aufarbeitung sexueller Gewalt in Institutionen. Es könne nicht sein, dass die Aufarbeitung von Missbrauch in Institutionen
weiter in den Händen der Träger liege, die zum Tatort wurden – das habe uns nicht zuletzt die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle der katholischen und evangelischen Kirchen gelehrt.
Ursula Enders machte nachdrücklich darauf aufmerksam, dass in der Praxis Institutionen bei der Entwicklung institutioneller Schutzkonzepte weitgehend allein gelassen werden.
Bisher veröffentliche „Handreichungen“ würden fast durchgängig lediglich Bausteine von Schutzkonzepten skizzieren, würden jedoch den Bedarfen des pädagogischen Alltags nicht gerecht. Insbesondere
würde sexualisierte Peergewalt in institutionellen Schutzkonzepten maßgeblich vernachlässigt.
Vergangene Woche waren Missbrauchsvorwürfe gegen den in Zentralafrika eingesetzten belgischen Salesianerpater und Caritas-Direktor Luk Delft bekannt geworden. Jetzt hat sein Orden zu dem Fall Stellung bezogen – und sich verteidigt.
Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn wirft der ehemaligen Bistumsleitung Vertuschung von Missbrauch vor. Er selbst habe von den Vorfällen gewusst und sie gemeldet – erfolglos. Belastet werden dadurch insgesamt drei frühere deutsche Bischöfe.
http://roemischekorrespondenz.blogspot.com/2018/05/warum-papst-franziskus-rihanna-und.html
Der Artikel ist eine wunderbare Ergänzung zum Link unter Aktuellem vom 24.11.2019 "Ästhetik der Macht: Zur textilen Hermeneutik der „Generation Benedikt“. Er ist ausdrücklich keine Satire. Und man lernt Dinge, auf die man alleine so auch nicht gekommen wäre.
Teilnehmerinnen einer Tagung zu Gewalt gegen Frauen in der Kirche sprechen von einem „historischen Moment“. Die Bischöfe spielen weiter auf Zeit.
https://taz.de/Missbrauch-in-der-katholischen-Kirche/!5640628/
Der TAZ Artikel ist grundsätzlich freigeschaltet, wenn man auf "Zahl ich" oder auf "gerade nicht" drückt. Die Zeitung braucht Geld für Ihre guten Recherchen. Aber es ist jedem freigestellt, wie viel und ob er bezahlt.
Vom Papst wurde der Bischof von Brooklyn, Nicholas Anthony DiMarzio, mit der Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch katholische Geistliche in Buffalo betraut. Noch bevor DiMarzio jedoch seinen Bericht dazu veröffentlichen konnte, wurde er selbst des Missbrauchs eines damals minderjährigen Jungen in den 1970er Jahren beschuldigt. DiMarzio widerspricht den Anschuldigungen.
https://hpd.de/artikel/aufklaerung-des-missbrauchs-betraut-und-selbst-beschuldigt-17451
Die Skandale um sexuellen Missbrauch beuteln die römisch-katholische Kirche seit Jahrzehnten. Es tut sich einiges in Sachen Aufklärung und Prävention. Doch wenigen ist bewusst, dass Missbrauch auch auf geistiger Ebene stattfindet.
https://religion.orf.at/stories/2993895/
Die Justiz in Argentinien hat zwei katholische Priester wegen schweren sexuellen Missbrauchs an gehörlosen Kindern zu Haftstrafen von 42 und 45 Jahren verurteilt. Die Ereignisse haben „die gesamte Gesellschaft von Mendoza“ erschüttert, heißt es in einer Aussendung der Erzdiözese am Montag (Ortszeit)
Hubert Wolf ist ungemein produktiv. Seine Bücher zur Geschichte der katholischen Kirche ermöglichen überraschende Erkenntnisse. Jetzt wird der Wissenschaftler und Priester 60. Und im Vatikan-Archiv öffnen sich neue Akten.
Unserer Meinung nach Hubert Wolfs bestes Buch: Die Nonnen von Sant' Ambrogio. Eine wahre Geschichte
Aufschlussreich und spannend wie ein Krimi. Eine Geschichte um Missbrauch an Nonnen. Siehe unseren Hinweis unter "Literatur"
Die argentinische Justiz ermittelt gegen Kurienbischof Gustavo Zanchetta wegen sexuellen Missbrauchs und Unterschlagung. In der letzten Zeit soll er "unauffindbar" gewesen sein. Doch nun kündigt Zanchetta an, nach Argentinien zu reisen – freiwillig.
Gerade im Zuge der MHG-Studie wurde intensiv über Strafen für Priester diskutiert, die sexuellen Missbrauch begangen haben. Katholisch.de erklärt, was das Kirchenrecht in solchen Fällen vorsieht – und wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum staatlichen Recht liegen.
Der körperbehinderte Niels wurde in einem Internat von einem Mitschüler vergewaltigt. Der Junge galt als nicht strafreif, und laut Gerichtsurteil trifft auch die Erzieher keine Schuld. Niels Eltern kämpfen um eine Entschädigung und eine Entschuldigung – eine Lebensaufgabe.
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-taten-ohne-taeter.2540.de.html?dram:article_id=450217
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat im Umgang mit einem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Ruhestandsgeistlichen in einer Pfarrei in Bochum-Wattenscheider verheerende Fehler seitens des Bistums Essen eingestanden.
Der bekannte "Düsseldorfer Aufklärungsdienst" ( https://aufklaerungsdienst.de/) klärt auf:
"Wer zahlt keine Erbschaftssteuer?
Richtig: die Kirchen.
Wer zahlt keine Gerichts- und Notariatskosten?
Richtig: die Kirchen.
Wer zahlt keine Grundsteuer und Grunderwerbssteuer?
Richtig: die Kirchen.
Wer zahlt keine Steuern für Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung?
Richtig: die Kirchen.
Allein dadurch sparen sie jährlich sieben Milliarden Euro.
Die Abschaffung solcher Privilegien wäre mehr als zeitgemäß. Denn die Kirchen nehmen jährlich fast 13 Milliarden Euro an Kirchensteuer ein und pflegen weiterhin die Caritaslüge, die da sagt, dass unser soziales Gesundheits- und Pflegesystem ohne die Kirchen zusammenbrechen würde. Tatsächlich ist es aber so, dass beide Kirchen zu den Etats von Caritas und Diakonie weniger als 2 % beisteuern. Den Rest zahlen Versicherungsträger und der Staat.
Kann auch als ein Beitrag zur Diskussion um die Entschädigung von Missbrauchsopfern gelesen werden.