Völlig überraschend verstarb am 10. April Günter Niehüser, der externe Beauftragte für Missbrauchsopfer des Ordens der Redemptoristen. Wir nehmen tief bewegt Anteil am Schmerz der Familie.
Günter Niehüser war für uns ein ganz besonderes Geschenk. Er war für viele in einem gewissen Sinn ein Überlebensgarant. Sein plötzlicher Tod fühlt sich geradezu an, als stürze ein Stück des
Himmels ein. Es ist an pathetischen Worten keines zu viel gesagt, um zu beschreiben, was der Verlust dieses Menschen für uns als Betroffene bedeutet.
Herr Niehüser hat uns über acht Jahre begleitet in vielen gemeinsamen Treffen, er hat immer wieder auch Einzelne von uns begleitet und gestärkt. Er war für viele der erste Begleiter in der
Erinnerung an das, was der Einzelne als Kind oder Jugendlicher erleben und erleiden musste, der erste Begleiter in der Erinnerung an das, was jeder eigentlich vergessen wollte aber doch nicht
vergessen konnte. Weil es für viele darum ging, die eigene Geschichte überhaupt erst zu rekonstruieren, war der entsprechende Rechercheauftrag bei ihm bestens aufgehoben und von enormer
Bedeutung. Oft genug half erst seine fast kriminalistische Ermittlungsarbeit vor Ort (z.B. im Archiv des Ordens), sich der eigenen Geschichte und der eigenen Identität zu vergewissern. Auf das
Wirken seiner Person ist die Direktive für unsere Homepage zurückzuführen: „Was wir nicht erzählen, ist auch nicht geschehen“.
Nicht selten half sein besonderer Humor, das eigene Leid nicht zum Maßstab allen Handelns zu machen. Viele bezogen aus seinem feinen Witz und seinen manchmal so dahingestreuten und aufs Erste
durchaus schwer verständlichen Bemerkungen direkte Ermutigung, weil gerade diese Bemerkungen halfen, über den Tellerrand des eigenen Leids hinauszuschauen und dass, was jedem Einzelnen
widerfahren war, besser zu verstehen und neu ins Leben einzuordnen.
Herr Niehüser unterstützte den Verein der Missbrauchsopfer des Collegium Josephinums und der Redemptoristen, wo immer er konnte. Ohne ihn hätten wir keine konstruktive Form der Auseinandersetzung
mit dem Orden über alle Widersprüche und Widerstände hinweg finden können.
Gerade zu dieser Zeit stand jeder Einzelne und jede Einzelne von uns noch einmal in besonderem Kontakt zu ihm, um den Bericht zur Anerkennung des Leids zu formulieren. Eine Aufgabe, die Herr
Niehüser leider nur noch für ganz wenige erfüllen konnte.
So allein wir uns auch fühlen, so bewahren wir doch das, was er uns geschenkt hat, unanfechtbar und dankbar in unseren Herzen. Wir danken Dir Günter Niehüser.
Wer das Requiem der Familie verfolgen will und wer die hörenswerte und wirklich beachtliche Predigt
von Bischof Gerber hören will, sei verwiesen auf die Homepage des Verstorbenen:
http://www.guenter-niehueser.de/
oder hier direkt:
https://vimeo.com/user104672872/download/538956647/17b9247cd7
Hier auch der Nachruf der Marienhausstiftung, in deren Auftrag Herr Niehüser arbeitete:
Günter Niehüser verstorben – Ein Mann, der große Ideen mit dem konkreten Leben der Menschen verbinden konnte
Völlig überraschend verstarb am Samstag, 10. April 2021, Günter Niehüser im Kath. Klinikum in Mainz. Der Verstorbene war in der Schönstatt-Bewegung neben anderem vor allem bekannt als
gefragter Fachmann beim Ausbildungskurs für Geistliche Begleitung am J. Kentenich Institut, als Mitbegründer der Akademie für Ehe und Familie mit Sitz in Mainz, als Begleiter von
Entwicklungsprozessen in verschiedenen Gemeinschaften und als kompetenter Berater in Fragen sexualisierter Gewalt und deren Prävention. Zusammen mit seiner Frau Anja und seinen Verwandten
trauern viele in der Schönstatt-Bewegung um seinen zu frühen Heimgang.
Nachruf
Verwurzelt in der westfälischen Heimat - Weltweit interessiert und vernetzt
Im westfälischen Gimbte 1953 geboren, wuchs Günter Niehüser in einer katholischen Familie mit sechs Geschwistern auf. Er war immer stolz auf seine Herkunft aus dem kleinen, ganz katholisch
geprägten Dorf bei Greven. Gerne erzählte er vom Leben in der großen Familie.
Fest verwurzelt in seiner westfälischen Heimat streckte er sich früh aus nach fernen Ländern. Besonders interessiert war er an den USA, wo er sowohl ein Praktikum während des Studiums machte
wie auch die ersten Jahre als Priester wirkte. Danach arbeitete er zwei Jahre als Pfarrer der deutschen Gemeinde in New Dehli/Indien.
In Schönstatt beheimatet
Als Jugendlicher war er auf Schönstatt aufmerksam geworden und beteiligte sich an den Projekten der Schönstattjugend der Diözese Münster. Nach einer Banklehre arbeitete er zuerst als
Bankkaufmann. In diese Zeit fiel sein Wunsch, auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur zu machen. Anschließend trat er 1976 in das Noviziat der Schönstatt-Patres ein, absolvierte sein
Theologiestudium in Münster und empfing 1985 in Schönstatt die Priesterweihe.
Einsatz für ganzheitliche menschliche Bildung
Nach einigen Jahren mit Einsätzen in Afrika, Indien und USA wurde er mit der Ausbildung der Kandidaten der Schönstatt Patres betraut. Für 14 Jahre war er Leiter des Noviziates in Schönstatt
(1990-2004). Er beteiligte sich intensiv in den Gremien für Ausbildungsleiter der deutschen Orden. Ende der 90er Jahre wurde er in die Generalleitung der Schönstatt-Patres berufen und mit der
Begleitung der Interessenten für die Gemeinschaft in Nigeria betraut.
In dieser Phase begann er, sich schrittweise weiterzubilden in sozialen Verhaltenswissenschaften, Soziologie und Pastoralpsychologie. Ebenso absolvierte er die Mentorenausbildung im Institut
der Orden (IMS), die ihn als Supervisor und Ausbilder für Exerzitienleitung qualifizierte.
Damit begann ein weiteres Standbein seiner Tätigkeit durch Ausbildungskurse für Geistliche Begleitung im Auftrag der deutschen Orden. Ein vielfältig geschätztes Projekt war über 10 Jahre der
zweijährige Ausbildungskurs für Geistliche Begleitung am J. Kentenich Institut (JKI) in Vallendar, den er mit seinem Team bewusst aus der Geistigkeit Schönstatts entwickelte.
Im Jahr 2000 wurde er Mitbegründer der Akademie für Ehe und Familie mit Sitz in Mainz: „Günter Niehüser hat die ersten Kurse der Akademie mitbegleitet
und hat wesentliche Elemente zu der Konzeption der Ausbildungskurse beigetragen. Wir sind ihm für diesen bleibenden Verdienst sehr dankbar und sind uns bewusst, welch wertvolle Spuren der
Wertschätzung und Hilfe er in vielen teilnehmenden Paaren hinterlassen hat.“ (Maria-Theresia und Prof. Dr. Hubertus Brantzen)
Neuesten Entwicklungen neugierig zugewandt
In den vielfältigen Tätigkeiten der Bildung und Supervision war es ihm gelungen, die Verbindung herzustellen zwischen den pädagogischen Erkenntnissen von Pater Kentenich und den aktuellen
Entwicklungen in Pädagogik, Psychologie und Soziologie. Er hatte eine besondere Gabe, große Ideen mit dem konkreten Leben der Menschen zu verbinden. Viele schätzten seine temperamentvolle
aber ehrfürchtige menschliche Zuwendung. Zwei Absolventen der von ihm durchgeführten Kurse bezeugen zum Beispiel: „Herr Niehüser bleibt für mein
Leben ein unermessliches Geschenk, weil ich durch ihn erkennen, verstehen und deuten lernte, wie ein geistliches Leben in Freiheit aussieht und gestaltet werden kann.“ - „Seine Spiritualität
führte immer in eine Weite der größeren Zusammenhänge und der inneren Freiheit.“
Günter Niehüser war zeitlebens an den neuen Erkenntnissen der Forschung in seinem Arbeitsbereich interessiert. In ihm lebte ein unstillbarer Durst nach Wissen, das er in den Dialog
einbrachte, den er auf vielen Ebenen der Schönstatt-Bewegung, der Konferenz der deutschen Ordensgemeinschaften und der deutschen Kirche führte. Für viele war er ein Brückenbauer zwischen den
aktuellen Zeitentwicklungen und den Idealen Schönstatts.
Lebenswende
Vor etwa zehn Jahren kam für ihn ein neuer Lebensabschnitt, als er sich entschied zu heiraten. Es war für ihn eine schwere Entscheidung, den priesterlichen Dienst, den er sehr schätzte,
aufzugeben. Er war jedoch der Überzeugung, dass er nun diesen Weg gehen sollte. Seine Laisierung öffnete den Weg für die kirchliche Trauung mit seiner Frau Anja, mit der er mit viel Freude
sein Leben teilte und gestaltete.
Mit seinem ganzen Erfahrungswissen konnte er bei der Hildegard-Stiftung in Trier schnell eine neue Tätigkeit als Berater aufnehmen. Parallel dazu führte er eine Reihe der bisherigen
Ausbildungs- und Fortbildungskurse als bewusste Teamprojekte weiter.
In den letzten Jahren wurde er zu einem kompetenten Fachmann in Fragen sexualisierter Gewalt und wirkte als unabhängiger Beauftragter in Unternehmen und religiösen Gemeinschaften. Auch für
die Schönstatt-Bewegung Deutschland war er bei diesem Thema nicht nur für den Leiter der Bewegung, Pater Ludwig Güthlein, ein wichtiger Ansprechpartner. Pater Güthlein: „Die Nachricht hat mich total getroffen. In der letzten Zeit war ich mehrfach mit ihm in Kontakt und habe mit seiner kompetenten Hilfe an der Weiterentwicklung
und Vereinheitlichung der Präventionsarbeit Schönstatts arbeiten können. Noch in den letzten Wochen hatten wir neue Schulungen vereinbart. Sein überraschendes Sterben erlebe ich als einen
großen Verlust. Ich bete mit, dass sich sein eigener Lebensweg in der Liebe Gottes vollenden wird, und dass alle, die jetzt trauern, Stärkung
und Freundschaft erleben.“
Requiem
- Das Requiem findet am Montag, den 19. April coronabedingt im engen Verwandten- und Freundeskreis in St. Canisius,
Mainz statt.
- Kondolenzadresse: anja.niehueser [@] gmail.com
Das Landgericht Dresden hat einen 38-Jährigen unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauch von mehreren Kindern zu einer Freiheitsstrafe von mehr als 13 Jahren sowie anschließender
Sicherungsverwahrung verurteilt.
Die Jugendschutzkammer gab sich in ihrem Urteil vom Dienstag überzeugt, dass von dem Angeklagten auch nach Verbüßung der Haft eine große Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht.
Er habe etwa zwei zur Tatzeit erst wenige Monate alte Säuglinge durch seine Gewalttaten in Lebensgefahr gebracht, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel. Verurteilt wurde der Mann zudem
wegen des Verbreitens kinderpornografischer Schriften, Raubes und des besonders schweren sexuellen Missbrauchs.
https://web.de/magazine/panorama/missbrauch-saeuglingen-38-jaehriger-13-jahren-haft-verurteilt-35634302
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig, sieht die katholische Kirche in einer Vorreiterrolle bei der Aufarbeitung von Missbrauch in Deutschland. "Im Hinblick auf
eine strukturierte unabhängige Aufarbeitung ist es tatsächlich so, dass die katholische Kirche in einer Vorreiterrolle ist", sagte er wörtlich am Sonntag im WDR. Das sei zwar durch die "Kölner
Tragödie um das Gutachten und den Kölner Kardinal ein wenig alles verdeckt worden", aber er wisse, dass die Bistümer derzeit engagiert an der Umsetzung der Vereinbarung mit der Bundesregierung
arbeiteten. Dabei seien sie auch in enger Abstimmung mit Betroffenen und mit den Landesregierungen.
https://www.katholisch.de/artikel/29082-roerig-katholische-kirche-in-vorreiterrolle-bei-missbrauchsaufarbeitung
Was auch immer er mit der katholischen Kirche ausgehandelt hat - und zum Beispiel mit der evangelischen Kirche noch nicht: Wenn es dann so umgesetzt wird, wie etwa im Erzbistum Berlin mit 400
weißen Seiten von 446, hat das den Namen "Aufarbeitung und Aufklärung" nicht mehr verdient! Was nützt die Absichtserklärung, deren Gegenteil das tatsächliche Handeln ist? Lediglich
gesellschaftspolitisch bzw. Diplomatie-motivierte Wortbeiträge wie dieser von Herrn Röhrig sind wirklich nicht hilfreich. Ent-täuschend im wörtlichen Sinn: Ich lasse mich durch Herrn Rörig jetzt
nicht mehr täuschen, was die Notwendigkeit einer staatlich organisierten und gesetzlich verankerten Aufarbeitung und Entschädigung anbetrifft. Ein wenig hilfreiches Statement zur
Unzeit. Irgendwie ist das mit der Vorreiterrolle schon witzig, wenn man davon ausgeht, dass die Vertuscher selbst die Vorreiterrolle in der Aufklärung zugesprochen bekommen
Die Kirche muss sich an Ihren eigenen Werten hier messen lassen - und da hat Sie komplett versagt, und tut dies im Bereich der Aufarbeitung und der Abstellung systematischer Ursachen vielfach
immer noch
Am Donnerstag wird das Kölner Missbrauchsgutachten veröffentlicht. Ein Fall, der Kardinal Rainer Maria Woelki selbst betrifft, sorgt besonders für Debatten: Hätte er ihn nach Rom melden müssen?
Ja, ist der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke überzeugt.
https://www.katholisch.de/artikel/29075-fall-o-luedecke-erneuert-kritik-an-entlastung-woelkis-durch-vatikan
Auf gekaperten Plakatflächen – unter anderem direkt vor dem Kölner Dom – hat eine Künstlergruppe die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln angeprangert. Auf den Transparenten stand neben
einem schwarzen Kreuz die Botschaft „So vertuscht eure Sünden und macht sexualisierte Gewalt nicht zu eurem Nachteil. Offenbarung aus dem Buch Woelki“. Fotos auf der Facebook-Seite der Gruppe
Dies Irae („Tage des Zorns“) dokumentierten die Aktion von Freitag. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki schütze Täter, so die Gruppe in dem sozialen Netzwerk.
https://www.ksta.de/koeln/aktion-in-koeln-kuenstler-kritisieren-woelki-auf-gekaperten-plakatflaechen--38173946
Katharina Kracht engagiert sich im Betroffenenbeirat der Evangelischen Kirche. Sie hat vor einigen Jahre ihre Geschichte öffentlich gemacht, zunächst im Schutz eine Pseudonyms, dann unter ihrem
richtigen Namen. Ein Gespräch über Schuldgefühle, Täterstrategien und die Widerstände in der Institution.
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-in-der-evangelischen-kirche-betroffene-kaempfen.886.de.html?dram:article_id=493750
Die katholische Kirche in Deutschland hat ein “kleines Missbrauchsproblem”. Das ist mittlerweile
bekannt. So gab es allein im katholischen Bistum Berlin 121 gemeldete Missbrauchsfälle. Kirchen können ihre Akten unter Verschluss halten, haben quasi ein “eigenes” Rechtssystem. Und was macht
der Staat dagegen? Richtig: Nichts. Die Vertuschung der Missbrauchsfälle - ein Skandal.
Die Petition "Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung für die Opfer sexueller Gewalt in der Kirche!"
finden Sie hier.
https://www.rbb-online.de/abendshow/archiv/20210312_2200/missbrauch-in-der-kirche-ein-skandal.html
Mehrere katholische Bistümer prüfen, wie Verantwortliche mit Missbrauchsbeschuldigungen umgegangen sind. Am 18. März veröffentlicht das Erzbistum Köln dazu ein Gutachten. Der Kirchenrechtler
Bernhard Sven Anuth erklärt, welche Pflichten Bischöfe haben und warum Missbrauch bloß als Zölibatsverstoß gilt.
https://www.deutschlandfunk.de/umgang-mit-sexualisierter-gewalt-dem-kirchenrecht-fehlt-die.886.de.html?dram:article_id=493929
Kinderschutzbeauftragter des Vatikans Zollner: Missbrauch hätte schon immer hart bestraft werden müssen:
https://www.katholisch.de/artikel/29069-zollner-missbrauch-haette-schon-immer-hart-bestraft-werden-muessen
Die seit mehr als zwanzig Jahren Aufsehen erregende Geschichte des Bistums Chur ist allgemein bekannt. Als Bischof W. Haas vollends untragbar wurde, schuf man für ihn das Erzbistum Vaduz.
https://www.nzz.ch/strukturen_der_vertuschung_in_der_katholischen_kirche-1.10489358
Hier ein aktueller Artikel von Fleischmann in Publik:
Theologen nach Woelkis Geschmack
Kardinal Woelki hat die Hochschule der Steyler Missionare übernommen. Jetzt wird klar: Hier soll ein linientreuer Klerus herangezogen werden.
Von Christoph Fleischmann
Ein Theologieprofessor, der gerne weiterhin »Zigeunerschnitzel« und »Negerküsse« sagen will und diejenigen, die sich für eine diskriminierungsfreie Sprache einsetzen, als »Sprachinquisitoren«
bespottet: So konnte man es auf dem inzwischen »privat« gestellten Twitter-Account des Franziskanerpaters Dominikus Kraschl lesen. Dieser Theologe soll laut einem Bericht des Schweizer
Nachrichtenportals kath.ch auf den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) wechseln.
Eine Hochschule, die auf ihrer Homepage mit ihrem »deutschlandweit einzigartigen« Studienschwerpunkt »Mission, Kulturen und Religionen« wirbt: »Mission verstehen wir dabei als Dialog auf
Augenhöhe, verbunden mit Wertschätzung und Respekt vor anderen Kulturen und Glaubensauffassungen. Ziel ist es, unseren Studierenden interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen zu vermitteln.«
»Zigeunerschnitzel« und interkulturelle Kompetenz – passt das zusammen?
Die Hochschule, um die es geht, gehörte bis Anfang vergangenen Jahres den Steyler Missionaren und hieß Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Augustin (PTH). Der Steyler Missionsorden
bildete dort Theologinnen und Theologen aus. Die Professoren waren meist welterfahrene Ordensleute. »Das war eine tolle Hochschule«, schwärmt einer, der ihr nahestand, »wirklich katholisch im
Sinne von allumfassend«. Auf die Nachricht von der Berufung Kraschls reagiert der Begeisterte empört: Dass jemand, der diskriminierende Sprache verteidige, an diese Hochschule berufen werde, sei
mit der multikulturellen Ausrichtung der alten Hochschule nicht vereinbar.
Aber die alte Hochschule ist wohl Geschichte: Der Orden der Steyler Missionare konnte die PTH nicht mehr finanzieren. Kardinal Rainer Maria Woelki bot sich an, die Hochschule zu übernehmen. Weil
ihm an deren einzigartigem Profil gelegen war? Das wird bezweifelt seit Woelki im Jahr 2019 noch vor dem offiziellen Trägerwechsel der Hochschule den alten Rektor Peter Ramers durch den
konservativen Kirchenrechtler Christoph Ohly ersetzen ließ. Seitdem besteht der Verdacht, dass Woelki vollenden könnte, was sein Förderer und Vorgänger im Amt, Joachim Meisner, sich gewünscht
hat: »Am liebsten hätte ich zur Katholischen Fakultät an der Universität Bonn eine Konkurrenz gegründet«, verriet Meisner in seinen Lebenserinnerungen.
Bisher studieren die Kölner Priesterkandidaten überwiegend an der Universität Bonn. Das Erzbistum dementiert, dass es auf den Standort Bonn für die Priesterausbildung verzichten wolle. Aber
Woelki verbindet mit der Katholischen Fakultät dort ein jahrelanger Streit: Bei der Berufung des Dogmatik-Lehrstuhls konnte Woelki seinen Wunschkandidaten nicht durchsetzen. Die Bonner Fakultät
wählte einen anderen Theologen. Unter Berufung auf das Preußenkonkordat von 1929 gelang es Woelki die Berufung zu verhindern. Beim dann folgenden zweiten Versuch den Lehrstuhl zu besetzen,
entsprach die Fakultät wieder nicht seinem Wunsch. Diesmal verzögerte Woelki nur die Benennung – gab sich aber letztlich geschlagen.
Nicht nur für die Bonner Fakultät, sondern auch für andere katholische Institute an Nordrhein-Westfälischen Universitäten könnte Woelkis neue Hochschule ein Problem werden. Die mitunter zu
hörende Sorge ist: Wenn Woelki seine Priester an einer eigenen Hochschule ausbilden lässt und womöglich auch noch in die Religionslehrerinnen-Ausbildung einsteigt, dann könnte dies bei sinkenden
Studierendenzahlen Theologie-Lehrstühle an den Universitäten gefährden. Eine Theologie, die sich an der Uni gegenüber Öffentlichkeit und anderen Wissenschaften verantworten muss, würde
zurückgedrängt zugunsten einer Theologie in kirchlicher Trägerschaft.
Konservative Kirchenmänner
Die ersten Berufungen an die KHKT zeigen nun, in welche Richtung die Reise geht: Im Sommer sind nicht weniger als fünf neue Lehrstühle ausgeschrieben worden. Der Lehrstuhl für »Christliche
Sozialwissenschaften und gesellschaftlichen Dialog« ist zum Jahresbeginn mit dem Aachener Priester Elmar Nass besetzt worden. In seinem Buch »Deus Homo!« aus dem letzten Jahr stellt er sich als
ein Theologe vor, der die »objektiven Positionen«, die »das Christentum« über den Menschen und die gerechte Gesellschaft vertrete, entfalten wolle anhand der Offenbarung, der kirchlichen
Verkündigung, der Theologie und des gelebten Christseins. Da ist nicht viel Platz für säkulare Gesellschaftstheorien oder zumindest nur so weit, wie sie mit den objektiven Positionen des
Christentums übereinstimmen. Die Gendertheorie tut das nicht: »Die Genderperspektive ist kein Teil des göttlichen Heilsplanes.«
Die Soziallehre der Kirche verbindet Nass mit einer eher wirtschaftsliberalen Interpretation der Sozialen Marktwirtschaft: Die wachsenden Vermögensungleichheiten beunruhigen Nass nicht so sehr;
die objektiven Maßstäbe der christlichen Lehre richteten sich nur auf die Verhinderung absoluter, nicht relativer Armut. Aber selbst die absolut Armen des globalen Südens haben seiner Meinung
nach keine Ansprüche gegenüber den Wohlhabenden hierzulande, sondern nur gegenüber den Reichen in ihren Herkunftsländern. Die Idee einer Weltautorität aufgreifend, sinniert Nass, dass mit deren
Hilfe »die Menschen im Mittelmeer problemlos gerettet und dann wieder unbürokratisch in ihre Heimatländer zurückgebracht werden, wo sie mit ihren Familien gemeinsam am Aufbau ihrer Heimat
mitwirken«. Passt eigentlich nicht so gut zum Kölner Kardinal, der sich immer gerne als Helfer für Geflohene inszeniert.
Der zweite Name ist noch schillernder: Dominikus Kraschl ist Franziskaner aus Österreich, der die vergangenen Jahre an der Theologischen Hochschule Chur Philosophie gelehrt hat – aber öffentlich
immer wieder mit dem Thema Sexualmoral aufgefallen ist. Auch er vertritt objektive Positionen: nämlich die, dass homosexuelle Beziehungen gegen das natürliche Sittengesetz verstießen; weswegen er
auch vor der kirchlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare warnt.
Homosexuelle Priester als Risikofaktoren
Außerdem beklagt Kraschl, dass der Synodale Weg seine Reformthemen mit dem massenhaften sexuellen Missbrauch begründe – aber, so Kraschl, die empirischen Befunde der diversen Missbrauchsstudien
führten nicht zwingend zur Infragestellung von Klerikalismus, Zölibat und Sexualmoral der Kirche. Es ist nicht ganz falsch, dass die Missbrauchsaufarbeitung oftmals in den Sog kirchenpolitischer
Interessen gerät. Aber statt hier den Interessen der Missbrauchsüberlebenden das Wort zu reden, stürzt sich Kraschl seinerseits in die kirchenpolitische Auseinandersetzung, nur auf der anderen
Seite: Er revitalisiert das verbreitete Klischee, wonach vor allem schwule Priester und die Libertinage der Sexuellen Revolution Risikofaktoren für Missbrauch in der Kirche seien. Das Böse wird
Einflüssen zugeschrieben, die für Katholiken mit objektiven Positionen immer schon sündhaft waren. Diese Sicht auf den Missbrauch gefällt vielleicht auch dem Kölner Kardinal; denn der möchte ja
einerseits als Aufklärer wahrgenommen werden, aber andererseits nicht Lehre und Hierarchie der Kirche in Frage gestellt sehen.
Bleibt nur die Frage: Kommt Kraschl wirklich nach Köln? Das Portal kath.ch hat dies gemeldet, Kraschl schweigt dazu und die KHKT lässt vermelden, dass das Berufungsverfahren für den fraglichen
Lehrstuhl noch nicht abgeschlossen sei. Andererseits zitierte kath.ch eine E-Mail, in der Kraschl seine Studenten bereits Ende Januar darüber informiert hat, dass er einem Ruf nach Köln zu einem
»hoffnungsvollen Hochschulprojekt« folgen werde; auch wurde laut der Theologischen Hochschule Chur sein Dienstvertrag zu Ende Februar aufgelöst. Hat Kraschl also gekündigt ohne vorher die
Berufung »in trockenen Tüchern« zu haben? Oder zögert die KHKT eine fest zugesagte Berufung hinaus, um dem Kardinal vor der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens nicht noch an anderer Front
in Erklärungsnöte zu bringen?
Was manche Katholikinnen und Katholiken nämlich auch interessiert: Wie viel Geld gibt der Kardinal eigentlich für eine Hochschule aus, die angesichts der ausreichenden Versorgung der
Theologiestudierenden an den Universitäten schlicht nicht notwendig ist? Träger der Hochschule ist eine gemeinnützige GmbH, deren alleinige Gesellschafterin die »Stiftung zur Förderung von
Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln« ist. Im Stiftungsrat sitzen der Kardinal und vier Getreue. Das Stiftungskapital von 250 000 Euro stammt aus dem Vermögen des
Erzbischöflichen Stuhls, ist aber eher symbolisch, weil aus den Erträgen keine Hochschule finanziert werden kann. So bekommt die Hochschule jährlich Zuschüsse des Erzbistums. Der Posten
»Zuschüsse für Wissenschaft (KHKT)« im Wirtschaftsplan des Erzbistums Köln für das Jahr 2021 weist über 3,4 Millionen aus; davon gehen nach Angaben des Erzbistums knapp drei Millionen an die neue
Hochschule. Woelki als Großkanzler der neuen Hochschule beantragt also Geld bei sich selber als Erzbischof.
Im Wirtschaftsplan für das vergangene Jahr war der Zuschuss für die Stiftung noch im Kapitel »Priester- und Diakonenausbildung« einsortiert: Ein Hinweis darauf, worum es Woelki mit der Hochschule
wohl wirklich geht: Einen kirchenfrommen Klerus heranzuziehen, also Priester, die treu die objektiven Positionen der kirchlichen Lehre vertreten.
Schreibt Christoph Fleischmann heute in PuFO.
Recherchen von kath.ch alarmieren liberale Katholiken in Deutschland. Sie stören sich an der Berufung des Churer Philosophie-Professors Dominikus Kraschl auf den Lehrstuhl für
Fundamentaltheologie der Kölner Hochschule für Katholische Theologie.
https://www.kath.ch/newsd/kritik-an-churer-ex-professor-kraschl-bedenkliche-wortmeldungen-zur-missbrauchskrise/
Kommende Woche wird das zweite Gutachten im Kölner Missbrauchsskandal präsentiert. Die Verantwortlichen verstecken sich dahinter.
https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2021/11-2021/wolkige-worte/?utm_source=cg-newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=20210311&knr=
https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2021/11-2021/wolkige-worte/
Kölner Stadtanzeiger:
Woelki von Zeitplan für Gutachten überzeugt
Erste Konsequenzen schon kurz nach Veröffentlichung am 18. März – Opferbeauftragte nicht befragt
Von Joachim Frank
Trotz offener juristischer Fragen zeigt sich Kardinal
Rainer Woelki überzeugt, das von ihm in Auftrag gegebene Miss- brauchsgutachten wie geplant vorlegen zu können. Wenn die Arbeit „am 18. März veröffentlicht wird, dann werden damit die
Verantwortlichkeiten klar benannt“, sagte der Kölner Erz- bischof auf „domradio.de“ in seiner wöchentlichen Videobotschaft . „Dann aber müssen wir zügig drangehen, welche Veränderungen es in
unserem Bistum geben muss. Denn Vertuschung oder Mauschelei darf es nicht mehr geben. Zu dieser Haltung stehe ich.“ Erste Ergebnisse zu möglichen Konsequenzen würden am 23. März bekanntgegeben,
teilte das Erzbistum mit.
Der Verfasser des Gutachtens, der Kölner Strafrechtler
Björn Gercke, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, der Text werde der-zeit von Spezialisten für Äußerungsrecht „durchgecheckt“. Es geht dabei unter anderem um die Frage, ob und inwieweit
Verantwortungsträger des Erzbistums, denen das Gutachten Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen zur Last legt, namentlich benannt werden dürfen. Ein mit den Vorgängen vertrauter
Kenner der Materie sagte, es stehe „Spitz auf Knopf“. Verschiedene Würdenträger haben Gercke bis zuletzt teils umfangreiche anwaltliche Stellungnahmen zukommen lassen. Wie Gercke bestätigte,
enthält sein Gutachten auch eine Bewertung von Woelkis Verhalten im Fall des Düsseldorfer Priesters Johannes O. Den Missbrauchsverdacht gegen den mit ihm befreundeten Geistlichen hatte Woelki im
Jahr 2015 nicht untersucht und nach Rom gemeldet. Kirchenrechtler sehen darin eine Verletzung päpstlicher Normen. Woelki macht gel- tend, eine Erkrankung von O. habe eine Untersuchung unmöglich
gemacht. Eine Antwort des Papstes auf Woelkis Bitte um Überprüfung steht aus.
Die seinerzeit mit dem Fall O. befasste Opferbeauftragte
Christa Pesch sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, sie sei von Gercke nicht zu ihrer Tätigkeit befragt worden. „Offenbar fokussiert sich dessen Arbeit nur auf die Aktenlage.“ Diese sei aber selbst
nach Aussagen des Bistums mitunter dürftig. Für die Beurteilung des Verhaltens führender Amtsträger gerate somit „alles aus dem Blick, was mutmaßlich nicht aktenkundig ist“, sagte Pesch. Im Fall
O. wirft sie der früheren Bistumsleitung unter Kardinal Joachim Meisner, aber auch Woelki schwerwiegende Versäumnisse vor.
Eine Woche nach der Veröf- fentlichung von Gerckes
Gutachten will das Erzbistum auch das 2020 von Woelki unter Verschluss genommene erste Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zugänglich machen. Opfer, Journalisten und „die
interessierte Öffentlichkeit“ könnten dann „selbst einen Vergleich ziehen“.
Kölner Stadt-Anzeiger Montag, 8. März 2021, Seite
14
Ein eigenes Strafrecht, ein eigenes Arbeitsrecht, Sonderregeln für Kleriker, fehlende Gewaltenteilung – ist die Kirche ein „Staat im Staat“? Der renommierte Münsteraner Kirchenrechtler Thomas
Schüller erklärt im Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Sinn eines eigenen kirchlichen Gesetzbuchs und eigener kirchlicher Normen. „Niemand steht über dem Gesetz“, betont der
Theologe mit Blick auf die Ahndung von Missbrauchstaten im Raum der Kirche.
https://www.ksta.de/podcast/-niemand-steht-ueber-dem-gesetz--kirchenrechtler-im-podcast-interview-ueber-missbrauch-38122642
Köln-Gutachter Gercke: "Etliche" Pflichtverletzungen auch auf oberster Ebene:
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/koeln-gutachter-etliche-pflichtverletzungen-auch-auf-oberster-ebene
Durch die Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche erwartet der Aachener Bischof Helmut Dieser einen "Häutungsprozess" in der Kirche. Die Präsentation des zweiten Kölner Missbrauchsgutachtens kann
aus seiner Sicht zu einem Befreiungsschlag werden.
https://www.katholisch.de/artikel/29036-dieser-koennen-schwierige-missbrauchsaufarbeitung-nicht-allein-leisten
In Speyer sollen Ordensfrauen Priestern und Politikern Heimkinder zu sexuellem Missbrauch zugeführt und daran verdient haben. Diese Meldung sorgte im Dezember 2020 für Entsetzen. Heute legt der
betroffene Orden, die Niederbronner Schwester, ein Gutachten vor, das die Echtheit eines zentralen Dokuments bezweifelt. Das Sozialgericht in Darmstadt hatte im vergangenen Jahr die Aussage eines
ehemaligen Speyerer Heimkind für glaubwürdig erachtet, dort tausendfach missbraucht worden zu sein
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/gutachten-dokument-fuer-prostitution-in-speyerer-kinderheim-gefaelscht?fbclid=IwAR0wONQ91_qdoRaxGoaTyQYT2pbWZiqpcmcQe0zjvm1IFSkTtY3IiDVFC3M
https://www.katholisch.de/artikel/29030-gutachten-dokument-ueber-prostitution-in-katholischem-heim-gefaelscht?fbclid=IwAR1d3QnUgc2hSGXxtI0Efl5rVDh4rCSm3jciIffcGilukdxVfkSuOpd7nyg
https://www.katholisch.de/artikel/29071-niederbronner-schwestern-bleiben-die-prostitutionsvorwuerfe-ungeklaert
An der Echtheit des später aufgetauchten Dokuments mögen Zweifel angebracht sein. Mit der Entscheidung des Gerichts hatte dieses Dokument allerdings gar nichts zu tun.
Gegen den Hamburger Erzbischof Stefan Heße werden erneut Vorwürfe erhoben, einen Missbrauchsfall nicht gründlich genug untersucht zu haben. Laut einem Bericht der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt"
(Donnerstag) soll Heße Zeugen zufolge in seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln vorschnell von der Unschuld eines beschuldigten Pfarrers überzeugt gewesen sein und der Schilderung eines
Betroffenen nicht geglaubt haben.
https://www.katholisch.de/artikel/29026-erneut-vertuschungsvorwuerfe-gegen-hamburger-erzbischof-hesse
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hatte Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch Priester versprochen. In einem Rechtsgutachten sollten Namen von Verantwortlichen genannt
werden, die Täter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Doch Kardinal Woelki hält das Gutachten wegen angeblicher methodischer Mängel seit Monaten unter Verschluss – und lässt ein neues
Gutachten anfertigen. Betroffene von sexualisierter Gewalt fürchten, dass echte Aufklärung wieder nicht stattfindet.
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/vertuschung-woelki-und-der-missbrauchsskandal-in-der-katholischen-kirche-100.html
Katharina Kracht engagiert sich im Betroffenenbeirat der Evangelischen Kirche. Sie hat vor einigen Jahre ihre Geschichte öffentlich gemacht, zunächst im Schutz eine Pseudonyms, dann unter ihrem
richtigen Namen. Ein Gespräch über Schuldgefühle, Täterstrategien und die Widerstände in der Institution.
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-in-der-evangelischen-kirche-betroffene-kaempfen.886.de.html?dram:article_id=493750
Zweimal wurde "Pfarrer A." wegen Missbrauchs verurteilt – und trotzdem in Köln, Münster und Essen als Priester eingesetzt. Nun teilt die Schönstatt-Bewegung mit, dass er auch für sie tätig war –
und räumt Versäumnisse ein.
https://www.katholisch.de/artikel/29013-schoenstatt-raeumt-versaeumnisse-im-umgang-mit-missbrauchstaeter-ein
Der vom Kölner Kardinal Rainer Woelki mit einem Gutachten zum Missbrauchsskandal beauftragte Strafrechtler Björn Gercke ist Behauptungen des Erzbistums Köln entgegengetreten, er habe neben Fällen
sexuellen Missbrauchs auch Zölibatsvergehen untersucht.
https://www.presseportal.de/pm/66749/4858403
Für eine saubere Aufarbeitung ist immer die Geschichte der Aufarbeitung wichtig. Das Vorgehen der Kanzlei Gercke befremdet, weil diese Geschichte der Aufarbeitung entweder gar kein Gegenstand der
Untersuchung gewesen ist oder doch offensichtlich Teil des Gutachtens sein wird, ohne mit den Aufarbeitenden gesprochen zu haben.
Johanna Beck hat in ihrer Kindheit Missbrauch erlebt und kann den Mann trotzdem heute in der Kirche nicht anklagen, sondern nur Zeugin sein. Sie sieht in diesen Verfahren die Gefahr einer
Retraumatisierung – und kritisiert falsche Prioritäten.
https://www.katholisch.de/artikel/29000-betroffene-kirche-hat-mehr-empathie-fuer-taeter-als-fuer-missbrauchte
Nach jahrzehntelangem kirchlichen Vertuschen von sexuellem Missbrauch ist mehr nötig als gute Worte. Nun wollen vor allem die Opfer Taten sehen. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Kirche.
Trailer zur Sendung:
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/vertuschung-woelki-und-der-missbrauchsskandal-in-der-katholischen-kirche-100.html
Offener Brief an Dr. Georg Bätzing
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Sehr geehrter Herr Dr. Bätzing, Trier, den 5.3.2021
der Vorstand von MissBiT - Missbrauchsopfer im Bistum Trier e.V., einer Betroffenenorganisation, die sich 2010 gebildet und im Jahr 2020 als Verein gegründet hat, wendet sich mit
diesem Schreiben an Sie. Anlass ist die Abschlusspressekonferenz der Deutschen Bischofskonferenz am 25.2. 2021, bei der Sie das Wort führten.
Wir lassen einmal beiseite, dass das Ergebnis Ihrer Beratungen uns nicht zufriedenstellt. Unsere Kritik bezieht sich vor allem auf Ihre Reaktion auf die Fragen bezüglich des Falles
Karin Weißenfels aus dem Bistum Trier. Die Betroffene hat sich vor längerer Zeit an unsere Organisation gewandt, deshalb sind wir mit den Einzelheiten vertraut.
Ihr Fall – jahrelange sexualisierte Gewalt durch den Dienstvorgesetzten Priester, Nötigung zur Abtreibung unter Missbrauch des Beichtsakraments durch einen anderen Priester – kam im „Synodalen
Weg“ am 4.2. 2021 zur Sprache, ausführlicher in einer Sendung des Deutschlandfunks am 23.2. 2021.
Ihre Reaktionen auf die Fragen der Journalisten können wir nicht unwidersprochen stehen lassen, denn Ihre Sprache verdeutlicht, dass Sie die Möglichkeit genutzt haben, den Fall
kleinzureden.Hier ein paar Beispiele aus ihrer Wortwahl:
- „Beziehung“ ist nicht nur eine Verharmlosung des jahrelangen spirituellen und sexuellen Missbrauchs einer Abhängigen, es ist eine Leugnung der Gewalt.
- Die Wörter „zwischen Erwachsenen“ insinuieren, dass es ein Verhältnis auf Augenhöhe war. Dabei unterschlagen Sie Ihre eigenen Richtlinien vom 1.1.2020, die von spirituellen, emotionalen und
dienstlichen Abhängigkeitsverhältnissen und den damit verbundenen Missbrauchsmöglichkeiten unter Erwachsenen ausgehen. Diese Formen des Missbrauchs waren ein Thema Ihrer Konferenz – auf diesen
Fall wollten Sie es lieber nicht anwenden, obwohl es ärztliche Gutachten gibt, die eine krankhafte emotionale Abhängigkeit belegen.
- Sie sprechen von „Schuldverstrickung“ – ein Nebelwort, das die Mitschuld der Betroffenen nahelegt; eine unverzeihliche erneute Verletzung.
- Befragt auf Ihre Beteiligung an dem Fall als ehemaliger Generalvikar in Trier redeten Sie Ihre Verantwortung klein. Wir wissen, dass die Betroffene sich jedes Gehör und jede Unterstützung
mühsam erkämpfen musste, vieles davon mit anwaltlichem Beistand, auch bei Ihnen.
- Auf die Frage nach der erzwungenen Abtreibung unter Missbrauch des Beichtsakraments gingen sie gar nicht ein. Ungeborenes Leben war schutzlos der Gewalt von Priestern ausgeliefert und wurde
ihren Interessen geopfert. Sie hätten hier zugeben müssen, dass zwei Priester mit Hilfe des Kirchenrechts billig davongekommen sind - und das in einer Zeit, als die Kirche in Deutschland heftig
gegen die Schwangerschaftskonfliktberatung zu Felde zog.
Wir nennen das Ganze „Machtmissbrauch durch Sprache“, denn wir gehen davon aus, dass Sie sehr genau
wissen, was Sie sagen.
Eine salbungsvolle Tonlage, manipulative Sprache durch Weglassen, Verharmlosen und Insinuieren sind unredlich und unverantwortlich, nicht nur gegenüber Betroffenen, sondern auch
gegenüber der Öffentlichkeit.
Die Menschen merken das – die Menschen merken sich das.
Der Vorstand von MissBiT – Missbrauchsopfer im Bistum Trier e.V.
Unterzeichnet:
Karl-Heinz Körner, Thomas Kießling, Rudolf Labarbe, Berthold Merz, Hermann Schell, Jutta Lehnert
Im Trierer Volksfreund ist dieser Artikel zu dem Fall zu lesen:
https://www.volksfreund.de/themen/nach-missbrauch-durch-priester-zu-abtreibung-gedraengt_aid-56673879
"Eichelbischof"-Protest in Köln ein voller Erfolg. Hochzufrieden ist David Farago, Organisator und Versammlungsleiter des Protests vor dem Kölner Dom, nach den drei Tagen vor Ort. Die
Aktion wurde umfangreich von den Medien aufgegriffen:
https://hpd.de/artikel/eichelbischof-protest-koeln-voller-erfolg-19035
Das ist eine hervorragende Analyse der Probleme in der Kath. Kirche auf der Metaebene. Hier wird unser Empfinden durch Analyse bestätigt, dass diese Männer gar nicht von der Welt sind und warum
wir immer wieder ratlos sind über deren Agieren bzw. NICHTAGIEREN. Die Rolle des Priesters und erst recht die des Bischofs wie des Provinzials ist so diffus, dass aus dem, was sie vielleicht
wollen, nichts wirklich wird. Woelki pur. Sie denken und handeln als Mächtige und selbstherrlich, wollen und müssen aber ihre Macht verstecken, wenn sie und weil sie als Seelsorger wahrgenommen
werden wollen. Jede Firma fährst du mit solchen "Führungskräften", die keine sind, gegen die Wand. Lesenswert!
Das Ganze erschwert auch uns die Auseinandersetzung, weil wir auf zwei Ebenen von ihnen angesprochen werden und mit ihnen interagieren: sie handeln als Machtfiguren und setzen sich verbal mit uns
und der Öffentlichkeit auseinander als Seelsorger, nie als Machtmenschen. In der Folge bist du selbst im Kontakt, in der Auseinandersetzung mit ihnen eigenartig gelähmt.
https://www.deutschlandfunk.de/katholische-kirche-baetzing-hat-sich-zum-sprachrohr-von.886.de.html?dram:article_id=493023
https://www.zdf.de/gesellschaft/sonntags/kirche-macht-missbrauch-100.html
Auszug aus seiner Mitteilung an den Verein MoJoRed:
"Guten Morgen Frau Witte,
heute kann ich Ihnen mitteilen, dass die Provinz der Redemptoristen dem Anerkennungsverfahren über einen Fonds der Deutschen Ordensoberenkonferenz beigetreten ist. Das entsprechende Schreiben
liegt mir in Kopie vor. Die DOK wird in absehbarer Zeit zusätzlich auf ihrer Homepage alle Orden und Kongregationen auflisten, die diesem Verfahren beigetreten sind."
Die Vorstudie untersucht Strukturen, Organisationsformen, Vernetzungen und Debatten pädosexueller Gruppierungen in Berlin seit den 1970er-Jahren. Recherchiert wurde in Beständen staatlicher
Archive und Bewegungsarchive sowie privater Sammlungen.
Die eingesehen Dokumente und Gespräche mit Zeitzeuginnen, Zeitzeugen und Betroffenen zeigen den Versuch pädosexueller Gruppierungen, eine deutschlandweite Bewegung zu etablieren und sich
international zu vernetzen.
Um ihre pädokriminellen Positionen zu legitimieren, suchten die Aktivisten Bündnispartner nicht nur in neuen sozialen Bewegungen oder bei politischen Parteien, sondern auch in der Wissenschaft.
Sichtbar wurde zudem die enge Anbindung an kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen.
Details:
Datum: 24.02.2021
Copyright: © Aufarbeitungskommission
Kategorien: Pädosexuelle Netzwerke, Publikation
Großartiger Moment: Nach unserer sehr gut besuchten Pressekonferenz haben sich mehrere Vertreter der Betroffenenverbände, mit denen wir diese Aktion durchführen, zu einem Gruppenfoto
zusammengefunden. Sie alle engagieren sich ehrenamtlich für die Aufarbeitung des #Missbrauchsskandal|s und die angemessene Entschädigung der Opfer. Wir möchten Euch daher diese tollen Menschen
vorstellen, von links nach rechts:
1) Patrick Bauer (Eckiger Tisch Bonn)
6) Bernd Held
initiative-ehemaliger-johanneum-homburg.de
8) Christian Fischer
initiative-ehemaliger-johanneum-homburg.de
10) Antonius Kock
Pressemeldungen:
Weitere Meldungen im nächsten Abschnitt Woelki- Gate
Im öffentlich bekannt gewordenen Missbrauchsfall im sächsischen Heidenau in den 1960er Jahren verspricht der Dresdener Bischof Heinrich Timmerevers eine Aufarbeitung "mit Hochdruck". Zugleich
räumte er Fehler des Bistums ein.
https://www.domradio.de/themen/bistuemer/2021-02-24/aufarbeitung-mit-hochdruck-bischof-timmerevers-raeumt-bei-missbrauchsfall-fehler-des-bistums-ein
Opfer sexuellen Missbrauchs fordern vor der ersten digitalen Bischofskonferenz mehr Unterstützung durch die Kirche – auch für eine bessere Vernetzung der Betroffenen
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-02/deutsche-bischofskonferenz-sexueller-missbrauch-opfer-initiativen-katholische-kirche
In den 1980er Jahren war er an einem Jungeninternat tätig und soll übergriffig geworden sein. Jetzt soll Pfarrer E. aus dem Klerikerstand entlassen werden. Das Erzbistum Köln wies Darstellungen
zurück, Kardinal Woelki habe Rom nicht darüber informiert.
https://www.katholisch.de/artikel/28835-koelner-priester-soll-aus-dem-klerikerstand-entlassen-werden
Betroffene spiritualisierter Gewalt in kirchlich anerkannten Gemeinschaften in Deutschland und das Netzwerk gegen geistlichen Missbrauch (NGM) wenden sich in einem offenen Brief an Bischof
Heinrich Timmerevers, den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Kirchliche Bewegungen und neue Geistliche Gemeinschaften“, und an Bischof Georg Bätzing, den Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz:
https://www.feinschwarz.net/offener-brief-spiritualisierte-gewalt/
Seit 2010 kennen wir das gut. Wenn der Druck auf die Kirche bezüglich der Missbrauchsvorwürfe zu groß wird, finden sich sogenannte Psychologen und Ärzte, die der Kirche sekhundieren: "Alles
falsche Erinnerungen!" Folgerichtig also mal wieder ein Bericht der rechtskonservativen Kreisen der Katholischen Kirche nahestehenden Tagespost. Der renommierte - so heißt es dort - deutsche
Aussagepsychologe Max Steller ruft die katholische Kirche in Deutschland dazu auf, bei ihren Bemühungen um Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch Geistliche die lebenszerstörenden Folgen von
Falschverdächtigungen nicht aus den Augen zu verlieren.
https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/psychologe-aufdeckungseifer-mutiert-zu-menschenjagd;art4874,216130
Der bekannte Psychiater und Buchautor Manfred Lütz (ehemaliger Schüler am CoJoBo) erklärt, warum man einem kirchlichen Verantwortungsträger noch bis etwa zum Jahr 1990 in der Regel keinen Vorwurf
habe machen können, wenn er einen geistlichen Missbrauchstäter versetzt habe, ohne die Gemeinde vor Ort über das Geschehene zu informieren:
https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/kirche-und-missbrauch-psychiater-luetz-warnt-davor-vergangenheit-mit-heutigen-massstaeben-zu-messen;art4874,216135
Dazu Markus Ramminger auf facebook:
Man muss ja auch die Römer verstehen, die Jesus kreuzigten.
Das hat man damals eben so gemacht.
Das war nicht böse, sondern das war römische Tradition.
Und wer wollte schon die Tradition missachten?
Einen Schritt weiter könnte das bedeuten:
Was früher richtig war, muss auch noch heute richtig sein.
Also: Lasset uns kreuzigen, nach schöner, römischer Tradition.
Lütz führt uns vor, wie man vermittels historischer Betrachtungen
beschönigt und freispricht.
Das ist mir erstmals aufgefallen, als er über Hexen referiert hat.
Muss man aus seiner Zeit verstehen.
Schuld waren die bösen weltlichen Herrscher.
Und natürlich auch die bösen Protestanten.
Ergo: Es besteht für die katholische Kirche kein Handlungsbedarf.
Und Christof Engel:
Man hat natürlich auch in den 80er Jahren schon verstanden und gewusst was eine Vergewaltigung ist - völlig egal was einzelne Bischöfe konkret
über die Länge und Schwere von Traumatisierungsfolgen wussten. Entscheidend ist ja überhaupt nicht, wie groß genau das psychologische Halbwissen von Bischöfen ist, sondern dass sie dem
klerikalistischen Impuls gefolgt sind, straffälig gewordene Priester zu schützen und zu decken. Einem Opfer Mitgefühl / Empathie zu verwehren, um es dem Täter umso mehr zuteil werden zu
lassen ist - vor dem Hintergrund der christlichen Botschaft - auch schon 1980 schizophren gewesen!! Und 1880 übrigens ebenso!
„Sorry, das ist Kindergarten“
Expertin über Verantwortung im Erzbistum
Frau Professorin Bundschuh, im Erzbistum Köln ist Warten auf ein Missbrauchsgutachten angesagt. Ihre Studie zum Missbrauch im erzbischöflichen Collegium Josephinum liegt seit 2017 vor. Was ist
daraus geworden?
Die Studie wurde veröffentlicht, und die Bistumsleitung ließ verlauten, sie wolle versuchen, die darin formulierten Wünsche der Betroffenen umzusetzen. Von konkreten Schritten ist mir als
Projektleiterin allerdings nichts bekannt.
Welche Wünsche waren das?
Transparenz, öffentliche Benennung von Verantwortlichen, Prävention – das sind die wiederkehrenden Wünsche der Betroffenen.
Aber es gibt doch ein verstärktes Bemühen um Prävention und das Versprechen von Kardinal Woelki, Transparenz herzustellen und Namen von Verantwortlichen zu nennen.
Das ist richtig. Man wird auch sagen können, dass die Beteiligung von Betroffenen – ein Kernbestandteil unserer Studie – sich in dem von Kardinal Woelki berufenen Beirat zunächst fortgesetzt hat.
Im Umgang mit dem Gremium wird man inzwischen aber von einem Scheitern sprechen müssen.
Sie haben in Ihrer Studie ein System des Wegschauens und Vertuschens zum Schutz der Institution festgestellt. Wie sollte man für ein System jemanden persönlich verantwortlich machen?
Wenn wir von einem Systemversagen sprechen, muss zunächst klar sein, dass es eben nicht um die eine verantwortliche Person geht. Jeder Einzelne im System gestaltet die Kommunikation, die Prozesse
mit. Auf der persönlichen Ebene heißt das: Es gibt eine Verantwortungsgemeinschaft. Jeder hat für sich die Wahl, sich für die Opfer einzusetzen oder aber die Kultur des Wegschauens weiter zu
stabilisieren, zu vertuschen, die Täter zu schützen und die Opfer mit ihrem Leid allein zu lassen. Deswegen reicht es nicht aus, jetzt nur auf Kardinal Meisner oder seinen Nachfolger zu zeigen.
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, Meisners früherer Generalvikar, hat erklärt, alle Missbrauchsfälle seien in der Bistumsleitung gemeinsam besprochen und entschieden worden.
Damit hat er schon mal deutlich gemacht: Es war eben nicht nur einer, der im Alleingang entschieden hat. Und immerhin hat er gesagt, „ich war dabei“. Das habe ich bisher weder von Heßes
Vorgängern Dominik Schwaderlapp und Norbert Feldhoff gehört noch vom früheren Personalchef Ansgar Puff und anderen Beteiligten. Stattdessen hüllen sich alle in Schweigen.
Was folgt für Sie nun daraus?
Es muss Schluss sein mit der Verantwortungsabwehr und -verschiebung, bei der einer auf den anderen zeigt und sagt: „Ich war’s nicht, der war’s!“ Sorry, das ist Kindergarten. Selbst die Kleinen
wissen meist schon, dass es richtig und wichtig ist, bei Konflikten in der Gruppe die Schuld nicht nur bei den anderen zu suchen. Es wäre zu wünschen, dass die Großen diesem Beispiel folgen.
Kölner Stadt-Anzeiger 22.2. Seite 5
Papst segnete Täter aus dem Erzbistum
Kölner Kirchenleitung meldete offenbar Missbrauchsfall erst spät nach Rom
Berichte über einen weiteren Fall jahrzehntelanger Vertuschung von schwerem sexuellem Missbrauch setzen die Spitze des Erzbistums Köln massiv unter Druck. Die Vergehen des Geistlichen Michael E.
am erzbischöflichen Collegium Josephinum, einem ehemaligen Jungeninternat in Bad Münstereifel, wurden vom früheren Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, seit den 1980er Jahren verheimlicht und
nie nach Rom gemeldet. In der Amtszeit von Kardinal Rainer Woelki nahm E., der Anfang der 2000er Jahre erneut sexuell übergriffig wurde, am 11.11. 2016 an einer Privatmesse mit dem Papst teil,
überreichte diesem diverse Karnevalsinsignien und empfing den persönlichen Segen des Papstes.
Die Pädagogik-Professorin Claudia Bundschuh, die im Auftrag des Erzbistums von 2015 bis 2017 eine Studie zum Missbrauch am Josephinum erstellt hat, bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die
Angaben von Betroffenen, dass die Bistumsleitung unter Kardinal Woelki die Vorwürfe gegen E. kannte. Woelkis Sprecher trat Angaben des Magazins „Der Spiegel“ entgegen, Woelki habe Rom nicht über
den Fall E. informiert. Wann genau die Meldung erfolgte, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.
Woelki: Ich habe Schuld auf mich geladen
Kardinal stellt Einsatz für Missbrauchsopfer ins Zentrum seiner Verantwortung – Weiterer Fall jahrelanger Vertuschung
Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Woelki am Wochenende gleich mehrfach sein Verständnis von Verantwortung erläutert und erneut Fehler eingeräumt.
In der Aufarbeitung und der verbundenen Krisenkommunikation habe er „Schuld auf sich geladen“, schreibt Woelki in seinem traditionellen Hirtenbrief zum Beginn der Fastenzeit. „Das tut mir von
Herzen leid.“ Zugleich versicherte er, dass das Leid der Betroffenen sein Handeln bestimme „und nichts anderes“.
In seiner wöchentlichen Videobotschaft auf „domradio-de“ sagte der Kardinal, die Kirche müsse der Versuchung widerstehen, ihre Macht für sich selbst einzusetzen. „Vielmehr muss sich die Kirche in
der Nachfolge Jesu für Betroffene sexualisierter Gewalt einsetzen und ihren berechtigten Ruf nach Gerechtigkeit höher schätzen als das eigene Ansehen.“ Das bedeute Verantwortung übernehmen,
Verantwortliche benennen und Fehler der Institution klar aussprechen. „Und wir müssen mit einer starken Prävention Missbrauch im Keim verhindern.“
Zur Aufdeckung der „systemischen Zusammenhänge“ benötige er „hinsichtlich aller relevanten Personen eine bestimmte qualitative und quantitative Faktenlage, die ein klares und konsequentes
Veränderungshandeln dann auch nachhaltig möglich macht“, erklärt Woelki in seinem Hirtenbrief. Dazu verweist er auf das Ersatzgutachten für eine zuvor von ihm kassierte Münchner Studie, das am
18. März publiziert werden soll. „Nichts schürt mehr Misstrauen und zunehmend auch Hass als die Ungewissheit und die Verdächtigungen im Blick auf die Ergebnisse“, so Woelki. Eine zeitnahe
Offenlegung auch des Münchner Gutachtens werde „uns – hoffentlich – helfen, wieder neu aufeinander zuzugehen und uns wieder bereitwilliger zuzuhören.“
Derweil erregt der Fall des Missbrauchstäters Michael E. aus dem Erzbistum Aufsehen, der nach zeitweiliger Suspendierung erneut pastoral tätig werden durfte, sogar in der Jugendseelsorge. Das
Magazin „Der Spiegel“ berichtete jetzt über E. mit Bezug auf eine 2017 veröffentlichte Studie der Mönchengladbacher Pädagogin Claudia Bundschuh über Missbrauch im Collegium Josephinum, einem
ehemaligen Jungeninternat des Erzbistums (siehe Interview). Dort war E. in den 1980er Jahren eingesetzt und missbrauchte dort laut Studie einen Schüler.
Nach einer erneuten sexuellen Übergriffigkeit gegenüber einer 16-Jährigen im Jahr 2002 gab E. bekannt, dass er Kardinal Joachim Meisner „aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen“ um die
Entbindung von seinen Aufgaben gebeten habe. Das Erzbistum soll E.s Vergehen nicht nur der Staatsanwaltschaft, sondern auch dem Vatikan verheimlicht haben. Erst Mitte 2017, kurz vor der
Publikation von Bundschuhs Studie, versetzte Woelki ihn in den Ruhestand. Einem Sprecher zufolge sei der Fall dann auch in Rom angezeigt worden. Unklar blieb der genaue Zeitpunkt.
Dies ist von besonderer Brisanz, weil E. 2016, just am „Elften im Elften“ eine Begegnung mit Papst Franziskus hatte. Große Berichte und Fotos erschienen darüber in verschiedenen Zeitungen. „Ein
Traum von mir ist in Erfüllung gegangen“, schwärmte der Geistliche damals. Die „Bild“-Zeitung zeigte jetzt erneut ein Bild, auf dem der Papst E. segnet. Zuvor hatte der Geistliche Franziskus eine
Karnevalsmütze und einen Orden überreicht und mit ihm über das rheinische Brauchtum gesprochen. Dass Franziskus von Es. Vorgeschichte wusste, ist höchst unwahrscheinlich. Dass die Kölner
Bistumsleitung sie bestens kannte, steht fest.
Kölner Stadtanzeiger 22.2. Seite 1 und Seite 5
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Muss der Staat eingreifen?
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kirche-und-missbrauch-muss-der-staat-eingreifen-17212854.html
https://www.stern.de/panorama/gesellschaft/deutsche-bischofskonferenz--bischoefe-kaempfen-um-ihre--letzte-chance--30389274.html?utm_campaign=alle-nachrichten&utm_medium=rss-feed&utm_source=gpc
https://www.n-tv.de/panorama/Laien-warnen-Bischoefe-vor-neuen-Fehltritten-article22378771.html
„Im kirchlichen Strafrecht gibt es den Begriff sexueller Missbrauch gar nicht. Anders als im weltlichen Strafrecht fasst das kirchliche Strafrecht einen sexuellen Übergriff nicht als einen
Schaden für die Opfer auf. Dementsprechend treten sie im kirchlichen Strafprozess nicht als Geschädigte auf, sondern als Zeugen. Das ist ein Skandal. Der wäre zu beheben, indem man im
Kirchenrecht ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung verankerte. Aber: Damit müsste die Kirche große Teile ihrer Sexuallehre infrage stellen. Selbstbestimmung kann es für Gläubige in der
lehramtlichen Logik nicht geben. Das ist eigentlich der Knackpunkt: Die Kirche kann Missbrauch von ihrer inneren Logik her nicht denken, weil sie Selbstbestimmung nicht denken kann.“ (Bernhard
Rasche)
Ein des Missbrauchs beschuldigter Priester aus dem Erzbistum Köln hat sich am Wochenende das Leben genommen. Wie das Erzbistum am Montag mitteilte, war der Ruhestandsgeistliche vier Tage zuvor
von seinen Aufgaben entbunden worden. Ihm wurden die Ausübung des priesterlichen Dienstes sowie der Kontakt zu Minderjährigen untersagt.
Es habe „der Verdacht des sexuellen Missbrauchs an einem zum Tatzeit minderjährigen Jungen“ vorgelegen, den der Geistliche in den 1990er Jahren begangen haben soll. „Bei der Übergabe des Dekrets
hatte das Erzbistum dem Subsidiar seelsorgerische und psychologische Unterstützung angeboten“, heißt es in der Mitteilung.
https://www.ksta.de/panorama/erzbistum-koeln-des-missbrauchs-verdaechtiger-priester-begeht-suizid-38096104
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/erzbistum-koeln-ehemaliger-pfarrer-unter-missbrauchsverdacht-begeht-suizid-a-e9263445-19d3-4dce-9528-188566e67676
https://www.tag24.de/koeln/bistum-koeln-geistlicher-bringt-sich-nach-missbrauchs-vorwurf-und-kuendigung-um-1850181
https://www.katholisch.de/artikel/28817-ruhestandsgeistlicher-im-erzbistum-koeln-begeht-suizid?fbclid=IwAR2Ou2R3UI4mPx-rA8mGX_02nxshinGUOcYY-kNLfLKm4CiYtKvnj62q6JQ
https://www.express.de/koeln/erzbistum-koeln-kind-missbraucht--pfarrer-begeht-nach-vorwuerfen-selbstmord-38096148
Heinz-Werner Schnittker auf Facebook kommentiert treffend:
"Tragisch, traurig und vielleicht auch im Kontext eines Systems zu sehen, das alle mit allem alleine lässt, Täter wie Opfer, Schuldige, Beschuldigte?"
Hier unsere heutige Presseerklärung:
Pressemitteilung vom 21. Februar 2021
„Die Kirche kann es nicht allein!“
Appell der Betroffeneninitiativen: Helfen Sie uns!
Anlässlich des Frühjahrstreffens der Deutschen Bischofskonferenz hat ein Aktionsbündnis
verschiedener Betroffeneninitiativen von Opfern sexueller Gewalt in der Kindheit durch
Kleriker der Katholischen Kirche verschiedene Aktivitäten geplant, über die wir hiermit
informieren.
Aufruf zur Mitzeichnung des Appels an den Deutschen Bundestag auf der
Plattform WeAct
Online-Treffen des Aktionsbündnisses der Betroffeneninitiativen sexueller
Missbrauch in der Kirche am Montag 22.02.21, 16.00 bis ca.17.30 Uhr
Unterstützung der Aktion der Giordano-Bruno-Stiftung auf der Kölner
Domplatte vom 23. bis 25.02.21
Treffen der Vertreter:innen der Initiativen des Aktionsbündnisses am Mittwoch,
24.02.21 in der Zeit von 12 bis 14 Uhr in Köln
Wir rufen zur Unterstützung unseres Appells an den Deutschen Bundestag auf, der hier
auf der Plattform WeAct unterzeichnet werden kann:
https://weact.campact.de/petitions/helfen-sie-uns-aufarbeitung-hilfe-und-entschadigung-fur-die-opfer-sexueller-gewalt-in-der-kirche?share=224ce661-004b-4d31-b85d-78f55568eaa5&source=email-share-button&utm_medium=recommendation&utm_source=email
In der Wochenzeitung „Die Zeit“ wurden die Forderungen mit einer ausführlichen
Begründung am 18.02.21 veröffentlicht:
https://www.zeit.de/2021/08/missbrauchsskandal-kirche-aufklaerung-sexueller-missbrauchdeutsche-
bischofskonferenz
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Über diese Forderungen wollen wir uns bei einer Online-Konferenz am Montag, 23.02. ab
16.00 Uhr austauschen. Ziel des digitalen Treffens ist es dafür zu werben, dass nur eine
Vernetzung und Stärkung der Betroffenen die Voraussetzungen für eine echte Beteiligung
am Aufarbeitungsprozess ermöglicht. Ein Beitritt als Beobachter ist für Journalist:innen
unter folgendem Zoom-Link möglich:
https://us02web.zoom.us/j/2810479395?pwd=VnF5eGhRZmtIbGxBRTd6bHVzQXNKUT09
Die anwesenden Betroffeneninitiativen werden sich vorstellen und auf aktuelle Aspekte
und Schwierigkeiten in ihrer Arbeit eingehen. Im Anschluss daran sind Fragen möglich.
Köln ist das aktuelle Epizentrum der andauernden Missbrauchskrise der Kirche in
Deutschland. Hier zeigt sich besonders evident: Die Kirche kann es nicht allein! Die Politik
muss sich endlich engagieren.
Wir unterstützen die Aktion der Giordano-Bruno-Stiftung, die mit einem Motivwagen des
Künstlers Jacques Tilly während der Dauer der digitalen Tagung der Bischöfe neben dem
Kölner Dom präsent ist.
Am Mittwochmittag werden Vertreter des Aktionsbündnisses unter Einhaltung der
aktuellen Schutzmaßnahmen zu einem Treffen in Köln auf der Domplatte zusammenkommen.
Für das Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen sexueller Missbrauch in der Kirche:
Matthias Katsch
Geschäftsführer Eckiger Tisch
http://www.eckiger-tisch.de
https://www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de/
http://www.betroffeneninitiative-hildesheim.de/
http://www.selbsthilfe-missbrauch-muenster.de/
https://www.selbsthilfe-rhede.de/
http://initiative-ehemaliger-johanneum-homburg.de/
https://missbit.de/
https://www.betroffeneninitiative-sueddeutschland.de/
Pressekontakt: presse@eckiger-tisch.de
Hier auch unser Statement (vorgetragen von Karl Haucke) bei dieser gelungenen Video- Pressekonferenz:
MoJoRed ev. in der Onlinekonferenz der Betroffeneninitiativen anlässlich der digitalen Frühjahrsvollversammlung 2021
...................................................................................................................................................................22.02.1021
Missbrauchsopfer Josephinum Redemptoristen e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Interessen der Betroffenen sexualisierter Gewalt in Bildungseinrichtungen des Redemptoristenordens
einsetzt. MoJoRed e.V. wurde 2010 gegründet und gehört zu dem Verbund von Initiativen, die sich heute hier vorstellen. Opfer des Missbrauchs durch Kleriker kämpfen hier gemeinsam gegen das
Vergessen, für Aufarbeitung und für Entschädigung der lebenslangen Folgen.
Wir von MoJoRed e.V. erleben etwas in Deutschland Einzigartiges: Empowerment von Betroffenen durch den Orden, der seit 2010 regelmäßige Treffen der Betroffenen vollständig finanziert und auch
bereit und willens ist zum Dialog mit den Betroffenen. Gleichzeitig erleben wir auch, wie einzelne Ordensmitglieder massive Mauern hochziehen, um sich intern nicht auf Wege der Aufklärung und der
Aufarbeitung begeben zu müssen..
Zurzeit beschäftigt uns das Versagen der Kirche, was die billige Entschädigung der Opfer angeht. Das betrifft sowohl die Bischöfe der deutschen Bistümer als auch und besonders die deutschen
Ordensobern. Nachdem die DBK die Empfehlungen der 2019 von ihr selbst eingesetzten Expertenkommission verworfen hat, nachdem man die Übernahme der Verantwortung für das Versagen der kirchlichen
Institutionen und für die lebenslangen Folgen bei den Opfern abgelehnt hat, nachdem man derzeit in verschiedenen sogenannten Aufarbeitungsprozessen der Bistümer weiterhin die Täter hinter den
Tätern schützt - nach all dem ist die offizielle Haltung der Verantwortlichen weiterhin geprägt vom gönnerhaften Anerkennen unseres Leids und weit weg Eingestehen einer Schuld. Was die
Kirchenverantwortlichen und die Verantwortlichen in den Orden angeht: sie haben Beihilfe geleistet zum Tatbestand des sexuellen Missbrauchs durch Wegsehen, Verschweigen, Vertuschen, Versetzen. Es
wird kein tatsächlicher Ausgleich für körperliche und seelische Beschädigungen angeboten, sondern ein sogenannter „rechtsstaatlich üblicher und von der Kirche unabhängiger Referenzrahmen“ an
Schmerzensgeldzahlungen. Diese angebliche Lösung bringt folgende Widersprüche und Schwachstellen mit sich:
1. Seit dem Herbst 2020 ist nicht mehr von Entschädigung die Rede, sondern wieder von „Anerkennung“. Dies ist ein Rückschritt in der Übernahme von Verantwortung.
2. Die derzeitig angepriesene Schmerzensgeldlösung wird von den obersten Klerikern vermarktet mit dem Appetizer „ohne umfangreiche Beweise oder Nachweise genießbar“. Dabei wird selten erwähnt,
dass Erstantragsteller sehr wohl in ein Verfahren der Plausibilitätsprüfung einsteigen müssen.
3. Durch die Ablehnung einer Pauschallösung sind die einzelnen Opfer gezwungen, sich in ihren Berichten wieder erneut zu erinnern und oft genug den Missbrauch erneut zu durchleben.
Retraumatisierung ist – so erleben wir das- viel zu häufig die Folge.
4. Die Schmerzensgeldtabelle bezieht sich auf Einzelfälle. Gerade in den Orden haben wir jedoch Betroffene, die mehrfach, teilweise hundertfach missbraucht worden sind. Für solche Opfer sind
keine Referenzen vorgesehen.
5. Das neue Verfahren wird offiziell versehen mit dem Qualitätsmerkmal, es sei doch gut für die Betroffenen. Eine gern von Klerikern benutzte Wendung. Sie wird immer wieder und immer noch
benutzt, obwohl wir schon oft darauf hingewiesen haben, dass sie dem Sprachgebrauch unserer Täter entstammt.
6. Das neue Verfahren sieht keine Lösung vor für die Co-Betroffenen, die Familienmitglieder, welche z.T. jahrzehntelang unter den Leiden der Opfer und deren Auswirkungen mitgelitten haben.
7. Es fehlt jegliches Angebot für juristische Begleitung. Wer nicht gerade mit juristischen Kenntnissen ausgestattet ist, läuft Gefahr, einen nicht gerichtsfesten und für sich ungünstigen Bericht
an die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) zu schicken.
8. Vor allem bezogen auf die Orden gibt es keine Kriterien für die Qualifikation der externen Beauftragten. Es gibt auch keine zentrale Fortbildung für die Aufgabe der Prüfung der Anträge, der
Weiterleitung etc. Sie handeln teilweise nach eigenem Gusto und damit zum Nachteil der Betroffenen.
9. Die Orden haben es, trotz langer Vorlaufzeit, nicht geschafft, mit der Finanzverwaltung die vereinsrechtlichen Klippen bzgl. Gemeinnützigkeit einerseits und Schmerzensgeldzahlung andererseits
zu beseitigen. Insgesamt haben noch nicht einmal die Ansprechpartner der Orden genügend Informationen, um ausreichend Hilfestellung zu bieten.
10. Es ist völlig unklar, nach welchen Kriterien die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen die eingereichten Anträge bewerten wird, da die von den Bischöfen gegebene Kriterienliste
nicht in Deckung zu bringen ist mit den rechtsstaatlichen Schmerzensgeldtabellen.
Soweit unsere Erfahrungen und Kritik an dem sogenannten erweiterten Anerkennungsverfahren.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Karl Haucke
Zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (23. – 25.02.2021) veröffentlichen katholische Frauenverbände, Initiativen und Reformgruppen in einer gemeinsamen Pressemitteilung
einen eindringlichen Appell an die Bischöfe.
Katholisches Laienbündnis appelliert an die deutschen Bischöfe:
„Verspielen Sie die letzte Chance nicht!“
22. Februar 2021. Anlässlich der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
vom 23. bis 25. Februar 2021 richten katholische Frauenverbände, Betroffenengruppen
und Reforminitiativen einen eindringlichen Appell an die deutschen Bischöfe. Das
katholische Laienbündnis hält konstruktive Dialoge und Perspektiven, besonders hinsichtlich
des Synodalen Weges, für dringend erforderlich: „Solange nicht eine ehrliche, offene
und vollständige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in allen deutschen Bistümern auf
wissenschaftlich hohem Niveau und gleichem Standard erfolgt, werden die Reformbemühungen
des Synodalen Weges ins Leere laufen.“
Sexualisierte Gewalt
Das Bündnis fordert eine objektive, unabhängige und vollständige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle
in der katholischen Kirche sowie eine strafrechtliche Verfolgung der Täter,
eine kirchenrechtliche Ahndung der Vertuscher und die Aufklärung durch staatliche Stellen
– wenn dies noch möglich ist: „Nehmen Sie die Betroffenen ernst – anstatt sich selbst als
Opfer darzustellen! Sexualisierte Gewalt und das erfahrene Leid sind nicht wiedergutzumachen.
Deshalb ist es das Mindeste, die Taten aufzuklären und aufzuarbeiten, die Verantwortlichen
für mögliche Vertuschungen zu benennen und die Betroffenen angemessen zu
entschädigen.“
Sexualmoral
„Die Kirche braucht einen neuen und positiven Zugang zur Sexualität, ihrer bewussten
Gestaltung und der Tatsache, dass Sexualität zum Leben gehört.
Heterosexuelle, Lesben, Schwule, trans- und intergeschlechtliche Menschen – alle gehören
gleichwertig zu unserer Kirche. Es darf hier keine Verurteilungen und Diskriminierungen
mehr geben.“
Gleichberechtigung
„Der Zugang zu allen Diensten und Ämtern darf nicht mehr nur Männern vorbehalten
bleiben. Dies widerspricht dem christlichen Menschenbild und den Allgemeinen Menschenrechten.
Allen Menschen muss endlich der Zugang gewährt werden. Es gibt keinen Grund,
jemanden kategorisch auszuschließen. Berufung ist keine Frage des Geschlechts.“
LSBT+
Machtstrukturen
„Klerikale Machtstrukturen tragen immer die Gefahr des Machtmissbrauchs in sich; sie
müssen endlich aufgebrochen und verändert werden. Kirche soll ein Ort für alle Menschen
sein und nicht hierarchisches Machtkonstrukt weniger Einzelner. Synodale und partizipative
Strukturen sind deshalb jetzt gefordert, bei denen sich viele einbringen können und gemeinsam
Verantwortung übernehmen.“
Angesichts sehr unterschiedlicher Positionen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz
appelliert das Laienbündnis an die deutschen Bischöfe: „Wir – als großer Teil des Kirchenvolks
– sind gemeinsam auf einer Linie. Die Zeit des Hinhaltens, des Vertuschens, der
immer noch schleppenden Aufklärung sexualisierter Gewalt und der toxischen Machtstrukturen
muss endgültig vorbei sein.
Notwendig sind jetzt klare Worte und – vor allem – deutliche Taten, durch die die Kirche
wieder glaubwürdig und positiv erlebt werden kann.“
In Anbetracht der steigenden Kirchenaustrittszahlen stellen die Akteur*innen abschließend
die mahnende Frage an die Bischöfe: „Welche Zukunft hat die Kirche ohne Gläubige?“
Das Bündnis appelliert eindringlich: „Verspielen Sie die letzte Chance nicht!“
Dem Appell angeschlossen haben sich die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands
(kfd) – Bundesverband e.V., der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB), die
Reformbewegungen Wir sind Kirche und Maria 2.0 sowie das Katholische LSBT+Komitee.
Die Betroffeneninitiativen Eckiger Tisch e.V. und MojoRed e.V. unterstützen die
katholische Laienbewegung.
Presseerklärung der Laien
PM_Katholisches Laienbündnis appeliert a
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„Wir werden vermutlich in den kommenden zehn Jahren immer wieder das Scheitern von Aufarbeitungsprozessen in der katholischen und vielleicht auch in der evangelischen Kirche erleben.“ Das
schreibt der Jesuit Klaus Mertes in einem Gastbeitrag für faz.net.
https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2021-02/klaus-mertes-aufarbeitung-missbrauch-deutschland-katholisch.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=NewsletterVN-DE
Aufarbeitung in der katholischen Kirche: Zeit des Zorns
https://www.sueddeutsche.de/politik/katholische-kirche-missbrauch-bischoefe-fruehjahrsvollversammlung-woelki-maria-2-0-1.5214336
Kardinal Woelki wiederholt im Fastenhirtenbrief sein Eingeständnis, Fehler gemacht zu haben.
https://www.erzbistum-koeln.de/export/sites/ebkportal/erzbistum/erzbischof/.content/documentcenter/predigten_rcw/210221_rcw_fastenhirtenbrief-2021.pdf?fbclid=IwAR0ouXXguO1x-UB98RiSaBpwcX2kZZK4-Bm1AgE3r-hwqIzTDeW4GgHkCJA
Lisa Kötter von Maria 2.0 kommentiert ihn auf Faacebook so:
"Versuch einer Antwort
/ auf den Fastenhirtenbrief aus Köln
Wenn, um ein Amt zu schützen, auch nur EIN Mensch verletzt wurde oder wird, dann hat das Amt die Würde verloren. Das gilt für monarchische wie demokratische Amtsinhaber.
Die Würde der Mächtigen stirbt da, wo sie die Würde der Ohnmächtigen verletzen.
Die Würde unserer Kirche starb mit der ersten Vertuschung eines Verbrechens zwecks Heiligkeitsvorspiegelung.
Damit ist im römischen System DER verraten, von dem sie behaupten, es sei SEINE Kirche.
Denn ER ist jede*r Kleine, dessen Würde auf dem Altar der Glorie geopfert wird.
Da hilft kein Betroffenheitsgemurmel lieber Herr Woelki.
Da hilft nur eine langwierige schonungslose erschütternde Analyse.
Die Risse gehen durch den Fels selbst, auf dem die Herrenkirche steht. Dieser Fels ist aber nicht das Original. Denn der Fels der Liebe ist nie überbaut worden mit dickmaurigen Palästen.
Der Fels der Liebe steht da, allen Winden und Wassern ausgesetzt.
Verletzlich ist die Kirche, die diesen Fels immer wieder erklimmt.
Sie ist ausgesetzt wie die Kleinsten und Schwächsten und ihr Dach ist einzig der Himmel.
Diese ausgesetzte, verletzliche Kirche ist nicht römisch. Sie ist jesuanisch.
Es ist die Schattenkirche, die trotz all der Herrenstrategien existiert. Es gibt sie TROTZ aller römischer Herrlichkeit. Nich WEGEN ihr.
Die Schein-Heiligkeit wird sichtbar.
Treten Sie vor die Tür. Oder ziehen Sie sich zurück mit den Getreuen der Glorie hinter die dicken Machtmauern.
Die Kleinen zeigen endlich auf den nackten Kaiser.
Das sind nicht Sie persönlich, lieber Herr Woelki. Sie sind in Wirklichkeit auch nur einer der Kleinen und Verletzten. Mit einer großen Sehnsucht im Herzen. Zum Werkzeug der Glorie geworden.
Bestimmt nicht in böser Absicht.
Es ist vorbei. Der Kaiser ist nackt. Bedecken wir ihn mit dem Mantel der Liebe. Zu finden auf dem unbebauten Felsen. Unter dem offenen Himmel der erschütternden Verletzlichkeit.
Traurige Grüße
Lisa Kötter"
Dazu auch:
https://www.spiegel.de/panorama/missbrauchsskandal-kardinal-rainer-maria-woelki-gibt-fehler-bei-aufarbeitung-zu-a-a1f31ac3-7d98-4cd1-8399-24250934c60a?fbclid=IwAR1EFIO9GIaHQlyqTLYad6q7HgVlltiEKuuUbuDXfqQMkOW8DPWYx7FRU38
Der heutige Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche lässt sich nach Einschätzung des Historikers Martin Kaufhold auf das im Mittelalter begründete Selbstverständnis der Priester
zurückführen. "Ich finde es geradezu irritierend, wie gut man als Mittelalter-Historiker heute noch versteht, was in der katholischen Kirche vor sich geht", sagte der Hochschullehrer von der
Universität Augsburg der Deutschen Presse-Agentur. "Was manche Bischöfe heute teilweise äußern, hätte so schon im 12. oder 13. Jahrhundert gesagt werden können." Siehe dazu auch unser Kapitel:
Wegsehen und klerikale Ungerührtheit. Zur Überhöhung der Berufung zum Priesteramt auch das Kapitel Ich bin nicht verjährt (Dokumente)
https://www.rtl.de/cms/historiker-probleme-der-kirche-wurzeln-im-mittelalter-4708829.html
https://www.domradio.de/themen/sexualisierte-gewalt/2021-02-22/wie-im-mittelalter-historiker-analysiert-derzeitige-probleme-der-kirche?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=tagesnachrichten
Ein später zum Diakon geweihter Mann hat eine Jugendliche über mehrere Jahre sexuell missbraucht: Einen entsprechenden Zeitungsbericht bestätigte das Bistum Osnabrück nun – und erklärte, warum es
auf eine Veröffentlichung der Vorwürfe verzichtete.
https://www.katholisch.de/artikel/28786-bistum-osnabrueck-spaeterer-diakon-missbrauchte-teenagerin-jahrelang
Der Machtmissbrauch gegen Männer in der Kirche ist bislang eher ein Tabuthema. Das soll sich jetzt ändern. Der DBK-Beauftragte für Männerseelsorge, Erzbischof Ludwig Schick, fordert dafür klare
Regeln – und Änderungen auch im Kirchenrecht.
https://www.katholisch.de/artikel/28792-kirche-will-machtmissbrauch-gegen-maenner-staerker-in-den-blick-nehmen
Um die Mitwirkung Betroffener an der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist es in Bayern nicht überall zum Besten bestellt. Mehrere Kommissionen wollen jetzt trotzdem
starten.
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/missbrauchsaufarbeitung-in-bayerns-bistuemern-fehlen-betroffene
Im Erzbistum Köln gibt es offenbar deutlich mehr Missbrauchstäter und -opfer als bisher angenommen. Nach einem Bericht des "Spiegel" (Samstag) kommt der neu von Kardinal Rainer Maria Woelki
beauftragte Gutachter Björn Gercke auf rund 300 Betroffene und 200 Beschuldigte seit 1975. Die im Herbst 2018 vorgestellte Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe führte für das Erzbistum Köln
135 Betroffene und 87 beschuldigte Geistliche aus den Akten der Jahre 1946 bis 2015 auf.
https://www.katholisch.de/artikel/28784-offenbar-deutlich-mehr-missbrauchstaeter-und-opfer-im-erzbistum-koeln
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/deutlich-mehr-missbrauchsopfer-im-erzbistum-koeln-17207752.html?fbclid=IwAR2wHMhV8csGpvoSJodMNlEVtOsm1DG3TV3VZ3ck5R-j395qouX47Y7PWXs
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Weiterer-Missbrauchsfall-ueberschattet-Bistum-Osnabrueck,missbrauch2176.html
https://www.wz.de/politik/inland/spiegel-hohe-opferzahlen-in-neuem-missbrauchsgutachten_aid-56371237
https://www.welt.de/politik/deutschland/article226755893/Erzbistum-Koeln-Kardinal-Woelki-unter-Druck-Hunderte-Beschuldigte-laut-neuem-Gutachten.html
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/medien-wohl-deutlich-mehr-missbrauchstaeter-und-opfer-im-erzbistum-koeln?fbclid=IwAR21OGNPnf9NEnHJ4eEfkBCNRZryplLfGb_MmyYNjdzwGtykFh6e69VSRe8
Wer erinnert sich nicht? "Nichts geahnt, nichts geahnt!" (Kardinal Meisner)
Und natürlich bleibt unsere Forderung, endlich die Verantwortlichen hinter den Tätern zu nennen. Und da geht es nicht um irgendeine Kleinigkeit oder Kleinlichkeit. Nein. Will man
das Verhalten von Bischöfen, Generalvikaren, Ordensoberen und Personaldezernenten neben einem moralischen Maßstab auch nur juristisch bewerten, so gibt es eindeutig für das Verschweigen,
Vertuschen, Versetzen eine strafrechtliche Verantwortung - jenseits von moralischen Vorwürfen.
Das StGB kennt mit dem Paragraf 27 den Tatbestand der Beihilfe. Sie liegt vor, wenn, vereinfacht gesagt, jemand wissentlich einem anderen eine Straftat möglich macht oder ihn dabei unterstützt
oder begünstigt. Wer einen Missbrauchstäter schont, ihn in eine andere Gemeinde oder gar Diözese versetzt, hat sich der strafbaren Beihilfe zum Kindesmissbrauch schuldig gemacht, erst recht dann,
wenn, wie so oft, anschließend der versetzte Täter erneut diese erschreckenden Verbrechen begeht.
Diese Vorgesetzten ermöglichten dem Täter wissentlich die Fortsetzung seiner Taten. Dies gilt gerade auch dann, wenn sie den Gemeinden bewusst nicht mitteilten,
dass es sich bei dem neuen Pfarrer oder Präfekten oder Lehrer oder oder um einen Missbrauchstäter handelt und so Schutzmaßnahmen vor Ort verhinderten. Sie gaben dem Täter wissentlich und
erneut/wiederholt und geschützt Gelegenheit, schwerst straffällig zu werden.
Wer in der Kirche sexuellen Missbrauch erlebt hat, erfährt von der Institution kaum Gerechtigkeit. Jetzt muss der Staat eingreifen. Ein offener Brief von Betroffenen zur Vollversammlung der
Deutschen Bischofskonferenz
https://www.zeit.de/2021/08/missbrauchsskandal-kirche-aufklaerung-sexueller-missbrauch-deutsche-bischofskonferenz/komplettansicht?fbclid=IwAR2-8sQpjfN9Dfyg_Td6ixpds6HAsYomA8PZTlREwBT_HhU14ctF_oMPEwc
phoenix tagesgespräch mit Matthias Katsch, Sprecher der Opfer-Initiative „Eckiger Tisch“, zum Umgang der Katholischen Kirche mit sexueller Gewalt. Anlass ist die Vorstellung des Zwischenberichts
des Projektes „Betroffene hören-Missbrauch verhindern“ durch Bischof Georg Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) und Caspar Söling (Beauftragter für die Umsetzung der Ergebnisse
des Projektes)
https://youtu.be/lGKnm8wIYRg
Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung für die Opfer sexueller Gewalt in der Kirche!
Die Aufarbeitung der Verbrechen sexueller Gewalt durch Priester an Kindern und Jugendlichen darf nicht länger nur den Verantwortlichen in der Katholischen Kirche überlassen werden.
Als Betroffene haben wir uns seit über zehn Jahren für Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung engagiert. Jetzt ist das Parlament gefordert! Wir brauchen Hilfe, trotz der Erfolge der
letzten Jahre.
Hier sind unsere Forderungen:
- Wir fordern die Einsetzung einer Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission durch das Parlament, die die Aufarbeitung des jahrzehntelangen systematischen institutionellen Versagens in den
Kirchen begleitet. Die Institutionen müssen dort über ihre Fortschritte berichten, Betroffene müssen gehört werden.
Die Kirche kann es nicht allein. Das hat sie in den vergangenen Jahren zur Genüge bewiesen. Aufarbeitung ist keine „innerkirchliche Angelegenheit“, sondern eine gesamtgesellschaftliche
Herausforderung.
Und: Ohne Aufarbeitung kann Prävention nicht gelingen. Nur wer die Verbrechen und Versäumnisse der Vergangenheit aufklärt, offenlegt und Ausgleich sucht, tut das Notwendige, um Kinder
heute besser zu schützen.
- Die Stärkung, Vernetzung und Beratung von Betroffenen muss endlich auch finanziell unterstützt werden. Selbsthilfe braucht einen Rahmen, der die Möglichkeiten des ehrenamtlichen
Engagements übersteigt. Es gibt ein starkes Bedürfnis nach Austausch, ohne sich erklären zu müssen. Viel zu lange waren die Opfer mit ihrer Geschichte allein.
- Gemeinsam mit den Betroffenen muss eine unabhängige Anlaufstelle geschaffen werden. Bereits bestehende Fachberatungsstellen vor Ort können dabei mit wirken, wenn sie sich mit den
Besonderheiten kirchlich sozialisierter Opfer vertraut gemacht haben. Dabei müssen alle Betroffenen sexueller Gewalt in der Kirche einbezogen werden, nicht nur jene, die der
Täterorganisation genehm sind.
- Für die Unterstützung der etwa 5000 lebenden Opfer, die sich bislang gemeldet haben, fordern wir die Gründung eines „Opfergenesungswerk“, das von den Kirchen finanziell ausgestattet
wird, aber unabhängig operiert und Betroffene mit beteiligt.
- Die Opfer der Missbrauchsverbrechen und der Vertuschung durch kirchliche Leitungs- und Personalverantwortliche müssen endlich angemessen entschädigt werden. Die verbesserten
Anerkennungsleistungen, die die Kirche nun endlich gewähren will, zeigen, dass der öffentliche Druck gewirkt hat. Das Parlament sollte klären, wie angemessene Entschädigungen aussehen
sollten. Für die EKD muss eine klare institutionelle Verantwortungsübernahme durchgesetzt werden statt intransparent festgelegter „individueller Leistungen“. Eine vom Parlament
beauftragte Kommission sollte mit einem klaren zeitlich begrenzten Auftrag versehen eine Lösung erarbeiten, die nicht nur die Interessen der Institution, sondern auch die der Betroffenen
abbildet.
Warum ist das wichtig?
Nur wer die Verbrechen und Versäumnisse der Vergangenheit aufarbeitet, tut das notwendige, um Kinder heute besser zu schützen. Wie diese umfassende Aufarbeitung der zumeist verjähren
Verbrechen an Kindern und Jugendlichen im Kontext der katholischen Kirche aber auch anderer Kirchen und Institutionen sichergestellt werden kann, wie den tausenden Opfern Hilfe zugänglich
gemacht wird und die Entschädigung für das institutionelle Versagen der Amtsträger in der Kirche erfolgt, ist jedoch bis heute nicht geklärt. Eine Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission
auf gesetzlicher Basis wäre ein Weg, den andere Staaten, bereits gegangen sind.
Nach der Aufdeckung des sog. Missbrauchsskandals 2010 hat die Politik einen Runden Tisch Sexueller Kindesmissbrauch eingerichtet, doch sich danach an die Seitenlinie begeben. Trotz der
Einrichtung der Stelle eines Missbrauchsbeauftragten, einer untergesetzlichen Aufarbeitungskommission seit 2016 sowie einer wissenschaftlichen Untersuchung (MHG-Studie 2018) sind so bis
heute die Verantwortlichkeiten für die tausenden von Missbrauchsverbrechen an Kindern und Jugendlichen nicht wirklich geklärt. Für Aktenzugang, Zeugenvernehmung, Veröffentlichung von
Ergebnissen usw. gibt es keine gesetzliche Grundlage, was oft zu Konflikten etwa um den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte von Beschuldigten in solchen Aufarbeitungsprojekten
führt.
Vor allem aber warten die Opfer seit nunmehr zehn Jahren auf eine angemessene Entschädigung nicht nur für die an ihnen begangenen Missbrauchsverbrechen, sondern für die systematische
Verdunkelung dieser Taten und den Schutz der Täter. Kinder wurden oft fahrlässig in Gefahr gebracht, weil Täter nur versetzt wurden. Mit der Bewältigung der Folgen des erlittenen
sexuellen Missbrauchs wurden die Opfer allein gelassen, weil die Verbrechen von den Vorgesetzten der Täter nicht aufgedeckt, sondern vielmehr vertuscht und verheimlicht wurden. Damit
wurde den Opfern vielfach der Weg zu Hilfe und therapeutischer Bearbeitung ihrer Traumata erschwert.
Mit symbolischen Anerkennungszahlungen wie sie die Kirche immer wieder anbietet, ist vielen Betroffenen nicht geholfen. Eine angemessene Entschädigung sollte sich an den von einer
unabhängigen Arbeitsgruppe unter Mitwirkung von Expertinnen und Experten, darunter auch Betroffene, im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erarbeiteten Empfehlungen vom September 2019
orientieren.
Es darf dabei keine erneute traumatisierende Belastung der Opfer geben und auch keine Demütigung durch einseitig verordnete symbolische Beträge. Das Parlament sollte sich an die Seite der
Betroffenen stellen und als „ehrlicher Makler“ einen Ausgleich suchen. Die Betroffenen haben ein Recht auf Aufklärung und auf Entschädigung. Sie brauchen auch in Zukunft Hilfe, Beratung
und Unterstützung. Ein „Opfergenesungswerk“, das dauerhaft einen Beitrag für die Gesundung der Opfer leistet, könnte beispielgebend für den Umgang auch mit anderen Opfergruppen in unserer
Gesellschaft werden.
http://www.eckiger-tisch.de/
https://www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de/
http://www.betroffeneninitiative-hildesheim.de/
http://www.selbsthilfe-missbrauch-muenster.de/
https://www.selbsthilfe-rhede.de/
http://initiative-ehemaliger-johanneum-homburg.de/
https://missbit.de/https://www.albertinum-gerolstein.de/
https://www.betroffeneninitiative-sueddeutschland.de/
http://do-bo-berlin.de/
Hier der Link zur Teilnahme:
https://weact.campact.de/petitions/helfen-sie-uns-aufarbeitung-hilfe-und-entschadigung-fur-die-opfer-sexueller-gewalt-in-der-kirche?share=684b1c48-50ea-4377-a05c-65e3d59a39d6&source=copy_email&utm_source=copy_email
Der ehemalige Leiter der Stabsstelle Intervention im Erzbistum Köln Oliver Vogt kommentiert auf facebook die Petition so:
"Eine wichtige und richtige Petition. Die Kirche zeigt immer wieder, dass es ihr nicht gelingen wird innerhalb der eigenen Organisation aufzuklären und Verantwortung zu übernehmen. Sie muss
den Betroffenen die notwendige umfassende Hilfe und eine für das lebenslange Leid und die psychischen und physischen Folgen dieser Verbrechen angemessene Entschädigung zukommen lassen."
"Es hat nichts mit Rache zu tun, wenn die Ehrung des Täters beendet wird": Die Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" befürwortet die geplante Einebnung des Grabs eines Missbrauchspriesters in
Sachsen. Zu dem Fall hat jetzt auch das Bistum Dresden-Meißen Stellung bezogen.
https://www.katholisch.de/artikel/28747-eckiger-tisch-befuerwortet-geplante-einebnung-von-taeter-grab
Hier geht es nicht um billige Rache, auch nicht darum, einem Täter die Totenruhe zu nehmen. Es geht darum, ob man es angemessen findet, einen Täter über die gesetzliche Liegezeit mit einem
besonderen Grabmahl zu ehren. Das kann und sollte auch beendet werden.
https://www.domradio.de/themen/sexualisierte-gewalt/2021-02-18/das-ist-ein-teil-der-aufarbeitung-gemeinde-verteidigt-umgang-mit-grab-eines-missbrauchspriesters
https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2021-02/dresden-timmerevers-bischof-missbrauch-priester-grab-einebnen.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=NewsletterVN-DE
Zeitlebens sei Benedikt XVI. ein "Mitarbeiter der Wahrheit" gewesen, schreibt der Untersekretär im Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte, Markus Graulich. Benedikts Arbeit habe erst zu
Meilensteinen in der Missbrauchsaufarbeitung der Kirche geführt. Da sind wir, wie mehrfach dargelegt, entschieden anderer Auffassung und können das auch belegen. Aber der Vollständigkeit halber
sei hier auch auf diesen Artikel verwiesen
https://www.katholisch.de/artikel/28753-graulich-benedikt-xvi-war-vorreiter-bei-missbrauchs-aufklaerung
In einer Predigt zum Rosenmontag hat der Kölner Kabarettist Jürgen Becker die Kardinäle Joachim Meisner und Rainer Woelki aufs Korn genommen. Ein „System Meisner“ stehe für jahrzehntelanges
Vertuschen von „massenhaftem sexuellem Missbrauch“, sagte Becker in einem karnevalistischen Gottesdienst in der Kölner Agneskirche, die vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ online gestreamt wurde. „Zum
Glück macht Meisners Nachfolger das ganz anders“, so Becker weiter. Bei Woelki „gibt’s kein Vertuschen mehr. Der setzt mehr auf Verschweigen. Auf heiliges Verschweigen.“
https://www.ksta.de/koeln/karneval-in-koeln/rosenmontags-predigt-kabarettist-becker-rechnet-mit-kardinaelen-meisner-und-woelki-ab--38067090
https://www.focus.de/panorama/welt/geistlicher-als-hassprediger-gebrandmarkt-hassprediger-kabarettist-rechnet-in-rede-am-rosenmontag-mit-katholischer-kirche-ab_id_12982704.html
https://www.domradio.de/themen/erzbistum-koeln/2021-02-16/ein-halleluja-moll-statt-zum-zoch-die-kirche
Hier der ganze Gottesdienst, ab Minute 30 die Predigt auf Youtube
https://www.youtube.com/watch?v=Bqg_PO35YfA
Katholische Geistliche haben oft eine besondere Gabe, für Verwunderung zu sorgen. Als ob der Ruf ihrer Kirche nicht schon genug ramponiert wäre, treten sie offenen Auges in Fettnäpfe: Ein
41-jähriger katholischer Geistlicher rät in einem YouTube-Video, sich nackt
in den Schnee zu legen und den Satan zu vertreiben.
https://hpd.de/artikel/schweizer-vikar-geisselt-selbstbefriedigung-unzucht-und-selbstzerstoerung-18998
Nachdem eine Hamburger Anwaltskanzlei, die Sexualstraftäter vertritt, auf ihrer Website Vorwürfe gegen spezialisierte Fachberatungsstellen erhoben hat, ohne uns zu nennen, sehen wir uns zu
folgendem offenen Brief gezwungen:
Dienstag, 16. Februar 2021
Ein offener
Brief zu den "Vorwürfen" gegen spezialisierte Fachberatungsstellen
Nachdem eine Hamburger Anwaltskanzlei, die
Sexualstraftäter vertritt, auf ihrer Website Vorwürfe gegen spezialisierte Fachberatungsstellen erhoben hat, ohne uns zu nennen, sehen wir uns zu folgendem offenen Brief
gezwungen:
Sehr geehrte Damen und Herren Rechtsanwält*innen,
wir sind auf eine ihrer Websites (www.sexualstrafrecht.hamburg) aufmerksam gemacht worden.
Sie nennen dort Sie eine Reihe von spezialisierten Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt, die Sie als „Opferhilfevereine“ bezeichnen. Sie werfen ihnen vor „ausnahmslos
einseitig parteilich und feministisch-ideologisch für Opfer ausgerichtet“ zu sein.
Mit großer Empörung haben wir feststellen müssen, dass wir dort nicht erwähnt werden.
-
Wir sind eindeutig „einseitig
parteilich“.
Wir sind alle selber von sexualisierter Gewalt betroffen und vertreten so die einseitigen Interessen der Gruppe, zu der wir selber gehören. Wir sprechen hier explizit nicht
nur von Mitsprache, sondern von Selbstermächtigung. Allein schon deshalb verbietet sich für uns Neutralität oder Überparteilichkeit.
-
Wir verfügen über einen hoffentlich sehr
„bedeutungsschwangeren Namen“ (Tauwetter).
Zu dem Namen gibt es sogar noch ein Gedicht (siehe Website).
-
Wir geben uns unverändert noch große Mühe
„feministisch“ zu sein.
(Den Begriff „ideologisch“ würden wir allerdings zurück weisen, denn Feminismus ist keine in sich geschlossene Ideologie, es wäre eher sinnvoll von Feminismen zu
sprechen.)
-
Wir verfügen über Mitarbeiter*innen deren
Qualifikation in Ihren Augen sicherlich „fraglich“ ist.
Für uns zählt nämlich die Kompetenz und nicht ein Papier.
-
Entgegen der von Ihnen aufgestellten Behauptung
beschränken die von Ihnen genannten Einrichtungen keineswegs alle „ihre Hilfsangebote auf Mädchen und Frauen“. Von daher dürfte auch die Tatsache, dass wir mit männlichen
Betroffenen sexualisierter Gewalt arbeiten, kein Hindernisgrund für eine Nennung sein.
Wir erfüllen also ganz klar die von Ihnen benannten Kriterien. Warum werden wir
also nicht genannt?
Wir sind seit 1995 aktiv und haben die ganzen Auseinandersetzungen im Zuge der
„Missbrauch mit dem Missbrauch“-Kampagne miterlebt. Obwohl wir in diesem Zusammenhang zum Teil persönlich angegriffen worden sind, wurden wir als Einrichtung schon damals
ignoriert. Anscheinend passte die Arbeit von und mit betroffenen Männern nicht ins Konzept. Wenn jetzt die alten Argumente neu aufgewärmt werden sollen, sind wir nicht länger
bereit, diese Ignoranz hinzunehmen.
Zur Rettung unserer Ehre als parteiliche, feministisch-orientierte
Fachberatungsstelle sehen wir uns gezwungen diesen offenen Brief zu formulieren. Wir hoffen, dass Sie das Ärgernis, das sich auf Ihrer Website befindet, schnellstmöglich
abstellen.
Zutiefst enttäuscht und empört,
das Team von Tauwetter
|
Der Priester Georg Meyer soll sich in den 1960er Jahren in Markhausen an Messdienern vergangen haben. Das zumindest behauptet ein anonymer Mann. Eine Spurensuche beginnt – und kann die
Behauptungen untermauern.
https://www.nwzonline.de/plus-cloppenburg-kreis/markhausen-sedelsberg-missbrauch-in-der-kirche-schwere-vorwuerfe-gegen-pfarrer-georg-meyer_a_51,0,21913720.html
Homepage gut gelungen, sehr übersichtlich und schon jetzt informativ. Hier der Link:
https://missbit.de
Der nächste Artikel in der Serie, die die SZ zu dem via Erlöserschwestern organisiertem Missbrauch von Heimkindern veröffentlicht.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/oberbayern-sexualisierte-gewalt-kinderheime-1.5204188
https://twitter.com/spiegelstelle/status/1360505783021142016
"Das #HänselundGretelHeim lag nur 5 km vom #KlosterEttal entfernt, die noch über den #Canisiusday hinaus als Kaderschmiede galt." https://veh-ev.eu/wp-content/upl
Dazu auch:
https://twitter.com/spiegelstelle/status/1358853715545980930
Nach den Vorwürfen psychischer und sexualisierter Gewalt gegen den Schönstatt-Gründer Josef Kentenich war es lange ruhig geworden – nun meldet sich der Postulator des Seligsprechungsverfahrens zu
Wort. Er hält an der Heiligkeit des "Vaters" fest. Uns als Betroffene ist schon die Bezeichnung des Gründers als "Vater" verdächtig.
https://www.katholisch.de/artikel/28692-postulator-vorwuerfe-gegen-schoenstatt-gruender-schaebig-und-unserioes
Der Fall eines weiteren Mehrfach-Sexualstraftäters setzt die Führungsspitze des Erzbistums Köln unter Kardinal Rainer Woelki zusätzlich unter Druck. Wie zuerst die „Bild-Zeitung“ online
berichtete, zeigte das Erzbistum nach Woelkis Amtsantritt als Erzbischof von Köln am 20. September 2014 vier Jahre lang die von dem Priester Josef M. eingestandenen sexuellen Vergehen an Kindern
und Jugendlichen aus den Jahren 1971, 1972, 1974, 1977 bis 1980 und 1996 nicht bei den staatlichen Strafverfolgungsbehörden an. Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" soll es sich um
mindestens zehn Opfer beiderlei Geschlechts handeln.
https://www.ksta.de/koeln/kardinal-woelki-schweigt-weiterer-fall-von-kindesmissbrauch-im-erzbistum-koeln-38042378
https://www.t-online.de/region/koeln/news/id_89441126/missbrauch-im-erzbistum-koeln-priester-erst-nach-vier-jahren-angezeigt.html
https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2021-02-10/kein-grund-zur-raserei/569875.html?popup=user.lf
https://neuesruhrwort.de/2021/02/10/erzbistum-woelki-hat-anzeige-gegen-priester-nicht-verzoegert/
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/missbrauch-im-erzbistum-koeln-neue-vorwuerfe-gegen-woelki-und-hesse-17189366.html
Der Kölner Kardinal hat zuletzt Fehler eingeräumt und sogar seinen Rücktritt in Aussicht gestellt. Was davon zu halten ist? Nichts.
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Missbrauch-in-der-Kirche-So-einfach-darf-Kardinal-Woelki-nicht-davonkommen-id59064171.html
Auszug:
"Die katholische Kirche in Deutschland befasst sich seit 2010 mit dem Missbrauchsskandal. Sie ist in Sachen Aufarbeitung und Prävention durchaus weit vorangekommen. Woelki jedoch führt vor,
dass es nach wie vor hochrangige Kirchenmänner gibt, die nichts gelernt und nichts verstanden haben. Deshalb wäre es besser, wenn Woelki den Weg frei macht für einen Nachfolger.
Sein Versagen und seine Schuld - wenn sie sich schon nicht in den Kategorien Straf- und Kirchenrecht bemessen lassen sollten - liegen auch und vor allem am berechtigten Anspruch der Opfer,
endlich Gewissheit zu erhalten über ihre Peiniger und das System des Missbrauchs, das dahinter stand. Und sie liegen an seinem Versagen - was für ein Armutszeugnis für einen Seelsorger -. den
hohen moralischen Ansprüchen der katholischen Kirche nicht gerecht zu werden. Das Wort "Nächstenliebe" aus Woelkis Mund ist unglaubhaft geworden."
Kardinal Woelki verteidigt sich in einem Video:
https://www.domradio.de/video/wort-des-bischofs-warten-faellt-schwer
Faktenscheck auf Facebook mit Patrick Bauer, ehemaliger und zurückgetretener Sprecher des Betroffenenbeirates im Erzbistum Köln zusammen mit Prof. Matthias Remenyi:
Fakten Check mit Prof. Matthias Remenyi:
“Strategiewechsel. Nicht im Inhalt, aber in der Form. Der Druck scheint so hoch zu sein, dass der Erzbischof selbst sprechen muss.
Zur Strategie: Das ist kein Reue-Video. Hier wird noch nicht einmal Reue geheuchelt. Da findet sich kein Wort echten Bedauerns, kein Wort der Scham, des Schuldeingeständnisses. Im Gegenteil:
Schuld sind WSW, er selbst ist das Opfer. Das Narrativ ist ganz klar: Ich bin ein Guter. Warum vertraut ihr mir nicht? Noch ein paar Tage, dann ist alles klar. Und wenn ihr schon mir nicht
vertraut (was ich verstehe), warum dann nicht wenigstens den Fakten?
Zu den Fakten betr. Gutachten:
- Es entspricht nicht den Tatsachen, dass WSW nur die genannten 15 Fallbeispiele bearbeitet hätten
- Was rechtssicher ist oder nicht, kann nur ein Gericht feststellen
- WSW haben die Veröffentlichung auf eigenes Risiko angeboten, die Schutzbehauptung des Erzbistums läuft ins Leere.
- Aus Aachen (ebenfalls WSW Gutachten) sind bisher keine Klagen bekannt
- Es ist bisher unklar, was mit der Formulierung gemeint sei, "Interessierten" werde nach dem 18.3. "Einblick" in das WSW Gutachten gewährt
Zu den Fakten betr. Betroffene:
- Es ist nicht der Fall, dass der einzige Fehler des Erzbischofs darin gelegen hätte, ein Angebot des Beirats anzunehmen.
- Das Gercke-Gutachten war längst in Auftrag gegeben, ehe der Beirat informiert wurde
- Die Entscheidung des Beirats wurde herbeigeführt, ohne dass diese Gelegenheit gehabt hätten, das WSW Gutachten einzusehen; Anwäte von WSW waren in dieser Sitzung nicht anwesend
- Die Darstellung des EB war danach, dass das Bistum sich vom Rat der Betroffenen hätte leiten lassen. Das ist entspricht aber nicht der Faktenlage. Die Entscheidung war längst getroffen, das
neue Anwaltsteam schon an der Arbeit
- Bisher nicht ein einziges Wort der Entschuldigung über diese bewusste, nochmalige Instrumentalisierung, die nachweislich zu Retraumatisierung geführt hat (Karl Haucke)
Zu den Fakten betr. Fall O.:
- EB Woelki hatte schon 2011 Kenntnis von dem Fall, nahm O. aber 2012 dennoch mit zu seiner Kardinalserhebung
- 2015 unterblieb dann pflichtwidrig die Meldung des Falls nach Rom
- Diese Pflicht besteht nicht erst seit Vos estis lux mundi von 2019 (Franziskus), sondern bereits seit 2010 (Benedikt XVI.)
- Zur Begründung, dass auch eine Untersuchung unterblieb, wurde wiederum zunächst der Betroffene instrumentalisiert, dann, als dieser öffentlich widersprach, Christa Pesch, die damalige
Bistumsbeauftragte. Auch sie hat öffentlich dieser Darstellung widersprochen
Zur Bereitschaft des Kardinals, sich selbst unter das Recht zu stellen:
- Es ist nicht der Fall, dass sich der Kardinal aus freien Stücken der Rechtsnorm von Vos estis lux mundi gebeugt hätte
- Sein Appell an den Papst diente vielmehr dazu, VELM zu umgehen. Er hat sich öffentlich über Kirchenrechtler lustig gemacht, die ihn auf VELM verpflichteten: Ein Kardinal sei nur dem Papst
Rechenschaft schuldig
- Die Frist der 30 Tage ist abgelaufen. Warum aus Rom bisher keine Anweisungen an Bischof Genn ergingen, ist unbekannt. Was das bedeutet, ist (zumindest für mich) nicht abzuschätzen.
Soweit die Faktenlage, wie sie sich mir darstellt. Unter dieser Hinsicht kann ich nur sagen: Das Video, das heute online gestellt wurde, ist exzellent gemacht. Inhaltlich wie formal. Mit
klarer Strategie. Engagiert vorgetragen. Aber es ist Propaganda.
Noch ein Nachtrag in eigener Sache, weil die Stimmung so aufgeheizt ist, und weil ich nicht will, dass hier Dinge falsch verstanden werden: Den Begriff "Propaganda" gebrauche ich, um
anzuzeigen, dass ich diese Faktenlage, wie sie sich mir darstellt, nicht mit Duktus und Gehalt des Videos zur Deckung bringen kann. So drängt sich mir der Eindruck auf, mit diesem Video wird von
diesen genannten Problemen abgelenkt.
Kinder sollen von den sie betreuenden Nonnen missbraucht und für sexuelle Dienste an Geistliche verkauft worden sein. Der Missbrauchsskandal bei den Niederbronner Schwestern, die auch ein
Kinderheim in Oberammergau betrieben, weitet sich aus.
https://www.br.de/nachrichten/kultur/missbrauch-und-zuhaelterei-bei-den-niederbronner-schwestern,SOQWb9o
Nach mehr als einem Jahr sind erstmals Missbrauchsbetroffene an der katholischen Reformdebatte beteiligt. Sogar Kardinal Woelki gibt Fehler zu - doch andere Bischöfe halten es nicht einmal für
nötig, zuzuhören.
https://www.sueddeutsche.de/politik/katholische-reformdebatte-synodaler-weg-leere-stellen-und-leere-tische-1.5197569
Dazu: Die Eule - Magazin für Kirche, Politik, Kultur:
"Es wurde viel gesprochen und diskutiert beim Synodalen Weg, Ergebnisse oder gar Beschlüsse gab es
nicht. Die katholische Kirche will mit dem Synodalem Weg Glaubwürdigkeit zurückerlangen und Systemfehler beseitigen.
Ob ihr das gelingt, bleibt auch nach dieser ersten Konferenz fraglich. Nach der Veröffentlichung
der sogenannten MHG-Studie 2018 zu systematischen Ursachen des Missbrauchs innerhalb der Kirche waren nun zum ersten Mal Betroffene an der Aufarbeitung aktiv beteiligt. Für viele längst
überfällig, für Kritiker hingegen überflüssig. Sie wollen sich lieber auf die Evangelisierung konzentrieren.
“Ich bin da völlig ihrer Meinung”, sagt Johanna Beck [Sprecherin des neuen Betroffenenbeirats der
Deutschen Bischofskonferenz, @MmeSurvivante]. “Die Evangelisierung darf nicht zu kurz kommen. Ich meine das allerdings anders als der eine oder andere hier in dieser Runde: Sexualisierte Gewalt
und geistlicher Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellt eine unfassbare Pervertierung des Evangeliums dar. Alles daran zu setzen, dass diese Pervertierung beendet wird, auch
wenn man dafür vielleicht seine theologische Komfort-Zone verlassen muss, ist Evangelisierung.”
Die Statements der drei SprecherInnen des neuen Betroffenenbeirats der DBK stehen auf der Website
des Synodalen Weges zur Verfügung (PDF). Das Präsidium des Synodalen Wegs forderte im Laufe der Online-Konferenz verbindliche Verfahren und eine Pflicht zur Aufarbeitung im Hinblick auf die
Missbrauchsfälle. Diese konkreten Umsetzungen werden aber frühestens im Herbst bei der nächsten Vollversammlung beschlossen."
Nicht nur die Ignoranz des deutschen Staates gegenüber den Nichtreligiösen ist skandalös, sondern auch die Gleichgültigkeit und Lustlosigkeit, angesichts der fortgesetzten Vorgänge um den
sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aktiv zu werden.
https://www.humanistisch.net/40598/die-skandaloese-gleichgueltigkeit-der-politik/
Kritik an Woelki aus der Mitte der Gesellschaft und aus der Mitte der Bischofskonferenz:
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-02/missbrauchsskandal-kardinal-woelki-kirchenaustritt-koeln-kritik
https://www.zeit.de/news/2021-02/02/kein-fortschritt-im-konflikt-mit-kardinal-woelki?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.facebook.ref.zeitde.share.link.x&utm_medium=sm&utm_source=facebook_zonaudev_ext&utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_share_link_x
https://www.morgenpost.de/politik/inland/article231462675/Rom-soll-im-Konflikt-mit-Woelki-eingreifen.html
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/morgenmagazin/videos/Claudia_Luecking_Michel_Synodaler_Weg-100.html
https://www.zeit.de/2021/06/gutachten-sexueller-missbrauch-rainer-maria-woelki-ulrich-wastl?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.facebook.ref.zeitde.share.link.x
https://www.katholisch.de/artikel/28590-bode-auch-meine-amtszeit-wird-teil-der-missbrauchsaufarbeitung-sein
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/morgenmagazin/videos/Situation_Katholische_Kirche-100.html
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/praesidium-des-synodalen-wegs-kritisiert-kardinal-woelki-17181509.html
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-02/sexueller-missbrauch-kirche-bischofskonferenz-kardinal-woelki-kritik
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-02/sexueller-missbrauch-kirche-bischofskonferenz-kardinal-woelki-kritik
https://www.n-tv.de/22342626
https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-podcast-fuer-deutschland/katholische-kirche-verzoegert-aufklaerung-von-missbrauch-weiter-woelki-marionette-von-juristen-17183648.html
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-in-katholischer-kirche-zdk-praesident-fall.694.de.html?dram:article_id=492112
https://www.bild.de/politik/2021/politik/kindesmissbrauch-in-der-kirche-rom-erwartet-nach-vertuschung-ruecktritte-75045934.bild.html?fbclid=IwAR3dZIVZe4N0ie43O-M14TBbzxFEADANXzskbEK3WADmhyRClpAJlC3RPQA
https://www.domradio.de/themen/rainer-maria-kardinal-woelki/2021-02-06/gutachten-wird-auch-seine-rolle-beurteilen-kardinal-woelki-verteidigt-vorgehen-und-schliesst
https://www.katholisch.de/artikel/28639-woelki-habe-verstaendnis-fuer-zweifel-an-meiner-entscheidung
Unserer Meinung nach sehr auf dem Punkt:
https://www.deutschlandfunk.de/kardinal-woelki-auf-dem-synodalen-weg-reue-simulation-mit.720.de.html?dram:article_id=492107
Ganz böse und teilweise klamaukig:
https://www.zdf.de/comedy/heute-show
Gutachter attackiert Woelki: "Das ist ein Gewaltangriff"
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauchsskandal-anwaltskanzlei-erhebt-schwere-vorwuerfe.1939.de.html?drn:news_id=1223517
https://rp-online.de/nrw/staedte/koeln/missbrauchs-gutachten-erzbistum-koeln-kanzlei-nennt-zurueckhaltung-durch-woelki-gewaltangriff_aid-56044535
https://www.br.de/nachrichten/bayern/missbrauchsaufarbeitung-ueberschattet-synodalen-weg,SNxPK91
https://www.youtube.com/watch?v=EYuuU_5CUpE&feature=youtu.be
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/untersuchung-gegen-woelki-vatikan-laesst-rechtliche-frist-verstreichen
https://taz.de/Sexualisierte-Gewalt-in-der-Kirche/!5748928/
https://www.tagesschau.de/inland/bischofskonferenz-kritik-woelki-101.html
https://web.de/magazine/regio/nordrhein-westfalen/gutachter-attackiert-woelki-gewaltangriff-35501710
Kardinal Woelki räumt daraufhin im Interview mit der KÖLNISCHEN RUNDSCHAU Fehler ein und beteuert seine Unschuld, sagt aber auch die Unwahrheit über die Instrumentalisierung seines
Betroffenenbeirats. Nach Woelkis Angaben hatten Vertreter der Betroffenen von sich aus angeboten, mit für das Einstampfen des Gutachtens einzustehen. "Sie hatten das angeboten, aber wir
hätten das nicht annehmen dürfen." Zudem wäre es wichtig gewesen, dafür zu sorgen, "dass auch die Betroffenenvertreter mehr Zeit haben, darüber nachzudenken, ob eine neue Kanzlei
beauftragt werden soll." Generalvikar und Erzbischof haben böse getrickst und schließlich erreicht, dass der Rumpf- Beirat dem Ansinnen des Bistums unter Zeitdruck zugestimmt hat.
3 Mitglieder, unter anderem die Sprecher, haben später das Gremium verlassen. Zu einem möglichen "Angebot", das man hätte avisieren können, gab es keinen Anlass. Es gab derohalben nicht einmal
eine Information in der Einladung. Was ist eine Entschuldigung wert, wenn jemand sagt "Wir haben Fehler gemacht"?
https://www.presseportal.de/pm/70111/4829644
https://www.domradio.de/themen/rainer-maria-kardinal-woelki/2021-02-04/ich-habe-mein-gewissen-geprueft-kardinal-woelki-raeumt-fehler-ein-und-beteuert-unschuld
https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-02-04/kardinal-woelki-raeumt-fehler-ein-synodaler-weg-blickt-auch-auf-das-erzbistum-koeln
https://www.t-online.de/region/koeln/news/id_89405482/koeln-kardinal-woelki-raeumt-fehler-ein-und-will-namen-nennen-.html
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kardinal-rainer-maria-woelki-wir-haben-fehler-gemacht-a-3316cc5d-c3a3-4db7-bd11-d54237842ae8
https://www.n-tv.de/panorama/Kardinal-Woelki-Haben-Fehler-gemacht-article22337783.html
https://www.n-tv.de/panorama/Kardinal-Woelki-Haben-Fehler-gemacht-article22337783.html
Dazu ab Minute 4.30 ein Bericht im WDR mit Patrick Bauer:
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-koeln/video-lokalzeit-aus-koeln---1154.html
Eine Erklärung der Gemeindegremien:
https://www.sankt-peter-koeln.de/wp/termine/erklaerung-der-gemeindegremien/
Pressemitteilung ZdK zum Synodalen Weg:
„Lassen Sie uns unsere Kirche gestalten“
Online-Konferenz des Synodalen Weges beendet
Heute Abend (5. Februar 2021) ist die zweitägige Online-Konferenz des Synodalen Weges zu Ende gegangen. Nach der ersten Synodalversammlung vor einem Jahr in Frankfurt am Main und den
Regionenkonferenzen im vergangenen Herbst war diese Konferenz unter Coronabedingungen eine weitere Etappe. Teilgenommen haben die Mitglieder der Synodalversammlung, die weiteren Mitglieder der
vier Synodalforen, Beobachterinnen und Beobachter aus der Ökumene und dem benachbarten Ausland sowie die diözesanen Ansprechpartner. Außerdem haben mehr als 80 Medienvertreter die Konferenz
begleitet.
Im Mittelpunkt des ersten Tages stand die Debatte um den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Das Sprecherteam des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz mit Johanna Beck,
Kai Christian Moritz und Johannes Norpoth wandte sich dabei mit Plädoyers für notwendige Handlungsschritte vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
„Lassen wir uns nicht von im Alarmmodus befindlichen und irritierten Systemen ablenken. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit, für die Reputation unserer Kirche und für uns Betroffene wird sein,
wie mit den Ergebnissen, wann immer sie auch öffentlich werden, auf Leitungsebene der Bistümer umgegangen wird. Welche Konsequenzen, auch mit Blick auf Personen, gezogen werden und was, und das
ist uns in diesem Moment besonders wichtig, von wortreichen und bedeutungsschwangeren Erklärungen zu eigenem Aufklärungswillen aus der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft übrig bleibt“, so das
Sprecherteam. Und weiter: „Sexualisierte Gewalt und geistlicher Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellt eine unfassbare Pervertierung des Evangeliums dar. Alles daran zu
setzen, dass diese Pervertierung beendet wird (auch wenn man dafür vielleicht seine theologische Comfort-Zone verlassen muss), ist Evangelisierung.“
Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, erinnerte an
die Selbstverpflichtungen, die die Deutsche Bischofskonferenz nach der MHG-Studie eingegangen sei. „Besonders wichtig waren die Einrichtung eines Betroffenenbeirats, die Fortentwicklung des
Verfahrens zur Anerkennung des Leids sowie die Entwicklung von einheitlichen Kriterien für die Aufarbeitungsprozesse in den Bistümern. In der nächsten Zeit geht es um die Einrichtung eines
wirksamen Monitorings für die Instrumente der Prävention, der Intervention und der Aufarbeitung“, so Bischof Ackermann.
In der Online-Konferenz war der dringende Wunsch spürbar, die Aufarbeitung von Missbrauch und sexualisierter Gewalt in allen Bistümern zügig voranzubringen und so neues Vertrauen und neue
Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Dazu hatte das Präsidium des Synodalen Weges unmittelbar vor der Online-Konferenz die Erklärung „Transparenz und Verantwortung – Konsequent gegen sexuellen Missbrauch
und Gewalt in der Kirche“ veröffentlicht. Darin heißt es: „Die von Missbrauch und Gewalt Betroffenen bitten wir, kritisch auf unseren Weg zu schauen. Wir arbeiten daran, in der Kirche Formen,
Strukturen und Haltungen zu entwickeln, die Angriffen gegen die Würde des Menschen vorbeugen und sie verhindern.“ Das Präsidium des Synodalen Weges möchte deshalb die Mitarbeit von
Betroffenenvertretern strukturell im Synodalen Weg verankern. Näheres soll im Gespräch miteinander geklärt werden.
Einen Schwerpunkt des zweiten Konferenztages bildeten Berichte und Aussprachen zur Arbeit in den vier Synodalforen. Dabei wurden Grundlagentexte und wesentliche Fragestellungen in Hearings
miteinander diskutiert und durch Stellungnahmen vertieft. Die vorgelegten und weitere, in Vorbereitung befindliche Texte sollen fortentwickelt und im Herbst zur ersten formellen Lesung in die
Synodalversammlung gegeben werden.
Das Präsidium des Synodalen Weges zog eine positive Bilanz der Online-Konferenz. Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), betonte zum Abschluss,
dass es gut gewesen sei, den Anlass des Reformprozesses, die Erschütterung über sexualisierte Gewalt in der Kirche, ausdrücklich zum Thema zu machen. „Wir konnten eindrucksvolle Beiträge aus dem
neuen Betroffenenbeirat hören. Diese außerordentliche Versammlung war richtig und wichtig, trotz der Begrenzungen des Formats. Nun müssen wir energisch auf unserem Weg vorankommen. Jetzt sind
Debatte und Beschlussfassung möglich und nötig. Die Grundlagen und Positionen sind geklärt. Mit größter Beteiligung aller Synodalen wurden nun konkrete Voten entwickelt“, so Prof. Sternberg.
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, dankte dem Sprecherteam des Betroffenenbeirates. „Das waren bewegende Zeugnisse und klare Ansagen – an uns alle im
Synodalen Weg. Wir werden die Betroffenen in die weitere Arbeit des Synodalen Weges einbinden. Ich bin dankbar für die inhaltlichen Debatten, die wir gestern und heute geführt haben. Wir spüren
alle: Es ist hoher Druck da und ich kann die Unruhe verstehen. Wir haben diesen Weg begonnen und wir werden am Ende Entscheidungen treffen und Beschlüsse fassen. Was mich dabei besonders freut,
ist das gute Miteinander von Bischöfen und Laien in sachbezogenen, offenen und persönlich geprägten Diskussionen. Viele haben den Eindruck: Mit dem Synodalen Weg gestalten wir die Zukunft für die
Kirche als Weg von ‚Umkehr und Erneuerung‘. Das versuche ich auch bei meinen Gesprächen in Rom deutlich zu machen.“
Karin Kortmann, Vizepräsidentin des ZdK, hob hervor: „Wir sind dankbar, dass Mitglieder des Betroffenenbeirats unsere Einladung zur Mitarbeit angenommen haben. Wir wissen dies sehr zu schätzen.
Damit rückt die Betroffenenperspektive stärker in den Mittelpunkt unserer Beratungen. Ihnen sind wir es schuldig, zu guten Ergebnissen zu kommen.“ Zu den aktuellen Entwicklungen im Erzbistum Köln
ergänzte sie: „Kardinal Woelki hat versprochen, das neue Gutachten und Namen zu veröffentlichen. Es wird sich an den vom Präsidium geforderten rechtlichen, kirchenrechtlichen, moralischen und
geistlichen Ansprüchen messen lassen müssen, die mit seinem Amt verbunden sind. Wir nehmen ihn beim Wort.“
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, erklärte, dass er die positiven Möglichkeiten einer so großen Online-Konferenz unterschätzt habe.
„Das haben auch die eindrucksvollen Worte der Gäste aus den Nachbarländern und der Ökumene verdeutlicht. Sie haben auch ihre Fragen und Beobachtungen hilfreich und herausfordernd eingebracht.“
Hierzu sprachen Erzpriester Radu Constantin Miron (Orthodoxe Bischofskonferenz Deutschland), Josian Caproens (Europäisches Forum, Belgien) und Bischof Czeslaw Kozon (Nordische Bischofskonferenz,
Dänemark). Bischof Bode fügte hinzu: „Darüber hinaus habe ich die Hearings als ein sehr ernstes und konstruktives, wenn auch nicht spannungsfreies Ringen um einen guten Weg der Kirche in die
Zukunft erlebt. In einer so durch die Pandemie und die Aufarbeitung des Missbrauchs herausgeforderten Kirche ist diese Online-Gemeinschaft ein von mir nicht erwartetes Zeichen der Hoffnung und
des überraschenden Wirkens des Geistes Gottes“, so Bischof Bode.
Das Präsidium betonte außerdem, dass der Handlungsdruck in der Kirche groß sei und die Notwendigkeit von Veränderungen außer Frage stehe. „Der Synodale Weg entsteht beim Gehen. Lassen Sie uns
unsere Kirche gestalten“, war der eindringliche Aufruf an die Online-Konferenz. Dabei betonte das Präsidium, dass der Synodale Weg kein unverbindlicher Spaziergang werde, sondern auch zeige, wo
es Differenzen gebe. „Umso wichtiger ist es, auch in der Kontroverse zusammenzubleiben und die Weg-Gemeinschaft nicht aufzukündigen, gemeinsam Kirche zu sein. Freimütige Antworten in einer
Zeitenwende, die neue und alte Fragen aufwirft, angesichts derer eine Auseinandersetzung berechtigt und notwendig ist, zu geben heißt auch, nicht immer zu völlig einmütigen Antworten zu kommen.
Aber es gilt danach zu suchen, auch nach dem Kern von Wahrheit zu suchen in der Aussage von jenem, dessen Meinung ich nicht teile“, so das Präsidium. In diesem Prozess sei daher jede Stimme
wichtig, um in der Abwägung von Argumenten die bestmögliche Entscheidung treffen zu können.
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-in-katholischer-kirche-zdk-praesident-fall.694.de.html?dram:article_id=492112
Ganz anders ein bissiger Kommentar vom ehemaligen Verfassungsrichter Thomas Fischer im Spiegel.
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kardinal-woelki-vertuschung-nach-sexuellem-missbrauch-im-erzbistum-koeln-kolumne-a-2be0571e-da33-4111-a2fc-995698a0d42d?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
https://www.domradio.de/themen/sexualisierte-gewalt/2021-02-11/die-kirche-als-suendenbock-bundesrichter-ad-fischer-kritisiert-berichterstattung-ueber-missbrauch
Eine Opferstimme zu diesem schlechten Pamphlet auf Facebook: "Wenn die Essenz dieses Aufsatzes folgendes ist „Aber nach 45 Jahren, einer schweren Demenz und dem Eintreten des
Todes könnte man die stellvertretende Rache gut sein lassen. Es gibt genügend Kinder im Jahr 2021, die der Fürsorge des Publikums bedürfen.“ kann man ja die Vergangenheit abschließen und sich
endlich den wichtigen Themen zuwenden. Als Opfer kann ich
nur sagen, „I’m still alive Herr Fischer!“ (von Ralf Spröde)
Die Erzbischöfe von Los Angeles und San Francisco fechten es mit an: Mehrere katholische Bischöfe im US-Bundesstaat Kalifornien gehen gegen ein Gesetz vor, das die Verjährungsfrist in Fällen
sexualisierter Gewalt um Jahrzehnte verlängert.
Wo steht die Kirche im Missbrauchsskandal wirklich? Auf wessen Seite? Ach! Das fragen wir schon gar nicht mehr. Wird der Papst einschreiten?
https://www.domradio.de/themen/sexualisierte-gewalt/2021-02-03/klagen-vor-staatsgerichten-kalifornien-us-bischoefe-fechten-laengere-verjaehrungsfristen-bei
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat Vorbehalte gegen eine grundsätzliche Demokratisierung der katholischen Kirche. In einem Brief fordert er die Bischofskonferenz zur Intervention
gegen solche Versuche auf.
https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-02-04/keine-falschen-hoffnungen-schueren-voderholzer-aeussert-vorbehalt-gegen-demokratisierung-der-kirche
Das US-Nachrichtenportal "The Daily Beast" behauptet, Auszüge aus dem vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsbericht zu Missbrauchsfällen in der
Erzdiözese Köln zugesandt bekommen zu haben – der mutmaßliche Inhalt lässt erschaudern.
https://de.rt.com/inland/112742-us-webseite-behauptet-deutsche-nonnen-vermieteten-waisenkinder-fuer-orgien/
Die Benediktiner schließen ihren Internatsbetrieb im Kloster Ettal - es gibt zu wenige Schüler. Ein Grund dafür sind die Missbrauchsfälle, die 2010 ans Licht gekommen waren.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/kloster-ettal-internat-schliessung-1.5194355
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist in seinem eigenen Erzbistum zunehmend isoliert. Nach dem Diözesanrat distanzierte sich nun auch Stadtdechant Robert Kleine von ihm, der oberste
Repräsentant der katholischen Kirche in der Stadt Köln.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/kirche-koelner-stadtdechant-setzt-sich-von-kardinal-woelki-ab-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210201-99-257373
https://www.spiegel.de/panorama/koeln-erzbischof-rainer-maria-woelki-in-der-kritik-stadtdechant-distanziert-sich-a-b84d0019-b90c-4f5e-9d41-43d1f4742859
https://sinnundgesellschaft.de/meinungen/jetzt-sind-fuehrungspersoenlichkeiten-gefragt-nicht-oberministranten-roms/
Kölner Stadtanzeiger
JOACHIM FRANK UND ALEXANDRA RINGENDAHL
"Stadtdechant Robert Kleine hat sich im „Kölner Stadt-Anzeiger“ der Kritik der Laienvertretungen an Kardinal
Rainer Woelki und dessen Umgang mit dem Missbrauchsskandal angeschlossen. Was ist das Besondere daran?
Der 53 Jahre alte Kleine ist nicht nur der höchste kirchliche Repräsentant auf Kölner Ebene, sondern auch Mitglied des Domkapitels, das den Erzbischof wählt. Er ist das erste Mitglied der
Bistumsleitung, das offen auf Distanz zu Woelki geht.
Was ist Kleines Hauptargument?
Kleine unterstützt aus eigenem Erleben die Lagebeurteilung der Laiengremien, die von einem völligen Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens in die Bistumsleitung sprechen. Durch die
Zurückhaltung des Münchner Rechtsgutachtens zum Missbrauchsskandal sei der vom Kardinal bekundete Aufklärungswille „desavouiert“.
Was meint der Stadtdechant mit seiner Kritik an einer „desaströsen Außenwirkung“?
Als vorläufig letztes Glied in einer Kette von „Kommunikationsfehlern“ nennt Kleine das Video-Statement von Weihbischof Ansgar Puff, in dem dieser Medienberichte über die Kirche mit Methoden
der NS-Propaganda in Verbindung gebracht hatte. Puff entschuldigte sich nach heftiger Kritik für seinen Vergleich. „Die Nazi-Keule herauszuholen finde ich nie gut“, sagt Kleine. Eine
Video-Aufnahme sei eine überlegte Äußerung. „Da kann und muss man ausschließen, dass etwas falsch verstanden werden kann. Am besten, indem man solche Vergleiche gar nicht erst anstellt.“ Wie
beim Schneeballeffekt vergrößerten und verstärkten solche Vorkommnisse den Unmut und den Frust, so Kleine. „Mir selbst geht es da nicht anders als den Seelsorgern, den ehrenamtlich Tätigen
und ungezählten Gläubigen: Wenn ich morgens die Zeitung aufschlage oder die Nachrichten höre, denke ich ein ums andere Mal: »Um Himmels willen, doch jetzt nicht auch noch das! Wann hat das
Ganze denn mal ein Ende?«“ Ausdrücklich betont Kleine, dass er damit nicht die Arbeit der Medien meine. „Für das Desaster tragen diejenigen Verantwortung, die es anrichten, nicht die davon
berichten.“
Was sagt der Katholikenausschuss zu Kleines Kritik?
Gregor Stiels, der Vorsitzende des Katholikenausschusses, nimmt das Interview als Beweis für ein gutes Einvernehmen zwischen Vertretern der Amtskirche und den Laien. „Wir denken hier gleich.“
Dass der gegenüber der Bistumsspitze stets „sehr loyale“ Stadtdechant sich so kritisch positioniere, sei „ein deutliches Zeichen, dass die Hütte brennt“, so Stiels.
Wie sind die Reaktionen in den Gemeinden?
„Was Stadtdechant Robert Kleine gesagt hat, das denken alle“, sagt Innenstadtpfarrer Thomas Frings. Zu den Forderungen nach personellen Konsequenzen wolle er sich als Gastpriester im
Erzbistum nicht äußern. Für tiefgreifender halte er ohnehin den in der vorigen Woche beschlossenen Ausstieg der Laien im Erzbistum Köln aus dem von Kardinal Woelki initiierten Reformprozess
namens „Pastoraler Zukunftsweg“. „Das hat gesessen, und damit steigt der Druck aufs System immens.“ Dass die Laien fast einstimmig verkündeten, dass sie vorläufig keine Basis mehr für das
Zusammenwirken mit der Bistumsleitung sähen, „das hat Veränderungspotenzial“, so Frings. Die vielen Kirchenaustritte und jetzt der Rückzug der Laien zeigten: „Wenn die Herde abhaut, ist der
Hirte nichts.“
Peter Möhrke, Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Bickendorf und Ossendorf kritisiert – wie Kleine – das Warten auf die für den 18. März geplante Vorlage eines Ersatzgutachtens zum
Missbrauchsskandal. „Es weiß ja eh jeder, welche Personen wann Verantwortung getragen haben. Besser wäre es, schon jetzt aus der Deckung zu kommen.“ Die Pfarrgemeinderäte von Ehrenfeld,
Bickendorf und Ossendorf hatten sich in diesem Sinne bereits Ende November mit einem offenen Brief an Woelki gewandt. Auch Möhrke betont, dass es im Erzbistum um ein strukturelles Problem
gehe. Das ist nicht zu Ende, wenn wir Personal auswechseln. Wenn wir das nicht angehen, fahren wir den Pastoralen Zukunftsweg vor die Wand.“
Was sagt die Frauen-Initiative Maria 2.0?
Für die Reformbewegung Maria 2.0 begrüßt Bernadette Rüggeberg es, dass selbst hohe Würdenträger wie Kleine jetzt Konsequenzen forderten. Diese müssten für Missbrauchstäter ebenso gelten wie
für alle, die Vergehen gedeckt hätten. „Jeder weiß, was er unterlassen hat. Dafür braucht es auch kein Gutachten mehr und auch kein Warten auf ein Urteil des Papstes.“ Viel Hoffnung auf
Schuldeingeständnisse von Verantwortlichen habe sie freilich nicht: „Es scheint, dass das, was man von den Schafen erwartet, von den Hirten nicht eingeübt wurde. Rüggeberg betonte die
Notwendigkeit von Gewaltenteilung in der Kirche. „Priester sind Menschen, wie alle nur Menschen sind. Und Versagen gehört dazu. Aber ohne Gewaltenteilung haben sich manche offensichtlich
immun gemacht gegen Kritik an ihren Verfehlungen.“
Wie soll es weitergehen?
Nach Ansicht von Gregor Stiels „haben wir im Erzbistum die Talsohle erreicht. Tiefer geht’s nicht mehr.“ Die Frage müsse deshalb sein: Wie kommen wir aus dieser Lage wieder heraus? Er sei
inzwischen davon überzeugt, dass wir das im Erzbistum nicht mehr alleine schaffen, sondern nur mit einer Mediation von außen brauchen. Ich appelliere deshalb an die Deutsche Bischofskonferenz
und an den Vatikan, uns Hilfe zu schicken.“
Welche Möglichkeiten zum Eingreifen hat Rom?
Zur Klärung von Konflikten und Krisen in einem Bistum kann der Papst einen Apostolischen Visitator (Aufseher) mit besonderen Befugnissen schicken. Hält der Papst den Ortsbischof für unfähig,
seine Führungsaufgaben weiter wahrzunehmen, kann er vorübergehend einen Apostolischen Administrator einsetzen oder dem Bischof im äußersten Fall einen Koadjutor an die Seite stellen, der
dauerhaft die Amtsgeschäfte des Bischofs wahrnimmt und dann rechtmäßig auch die Nachfolge antritt. In Deutschland geschah dies zuletzt 1985 im Bistum Osnabrück.
Und was sagt der Erzbischof?
Eine Bitte des „Kölner Stadt-Anzeiger“ um Stellungnahme blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet."
Das ganze Interview unter: www.ksta.de/stadtdechant
Der Betroffenenbeirat des Bistums Würzburg wird neu aufgestellt. Er wurde erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufen. Schnell entzündete sich an der Art und Weise Kritik.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/missbrauch-neustart-beim-betroffenenbeirat-im-bistum-wuerzburg-art-10558985
Elf Jahre nachdem der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg begann, legt das Bistum Berlin ein Gutachten einer Anwaltskanzlei über sexuellen Missbrauch durch Priester vor: Ohne
Verantwortliche zu identifizieren, ohne Täter zu benennen, ohne mit Opfern zu sprechen. Konkrete Informationen für die Fälle, die dabei untersucht wurden, werden nicht veröffentlicht. Die
Beschäftigung damit soll der "innerkirchlichen" Aufarbeitung überlassen bleiben.
https://hpd.de/artikel/aufarbeitung-ohne-verantwortung-18944
Besonders lesenswert die obige Einschätzung des Eckigen Tisches, der wir uns anschließen.
Siehe auch weitere Berichte und Bemerkungen unter Aktuelles vom 29.01.2021
Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln gelobte beim Umgang mit Missbrauch in seiner Erzdiözese maximale Transparenz. Mittlerweile ist klar, dass er sein Versprechen nicht gehalten hat.
https://www.furche.at/religion/die-koelner-ereignisse-um-kardinal-woelki-ein-menetekel-4607770
https://www.tagesspiegel.de/kultur/missbrauch-in-der-katholischen-kirche-wer-glaubt-kardinal-woelki-jetzt-noch/26866386.html
https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-01/katholische-kirche-rainer-maria-woelki-missbrauchsbeauftragter-johannes-wilhelm-roerig
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/kritik-an-koelner-erzbischof-woelki-wird-schaerfer
https://www.sueddeutsche.de/panorama/kirche-koeln-woelki-konflikt-katholikenausschuss-will-eingreifen-roms-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210202-99-263951
https://www.zeit.de/news/2021-02/02/kein-fortschritt-im-konflikt-mit-kardinal-woelki?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.facebook.ref.zeitde.share.link.x&utm_medium=sm&utm_source=facebook_zonaudev_ext&utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_share_link_x
https://www.morgenpost.de/politik/inland/article231462675/Rom-soll-im-Konflikt-mit-Woelki-eingreifen.html
Missbrauchsbeauftragter der Regierung „erschüttert“ über Woelki
https://www.ksta.de/politik/-zerstoert-vertrauen--missbrauchsbeauftragter-der-regierung--erschuettert--ueber-woelki-37995558
"Austrittswelle" in Köln: Rennen den Kirchen die Gläubigen davon?
https://www.t-online.de/region/koeln/news/id_89365306/-austrittswelle-in-koeln-rennen-den-kirchen-die-glaeubigen-davon-.html
https://www.sankt-peter-koeln.de/wp/termine/erklaerung-der-gemeindegremien/
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-02/missbrauchsskandal-kardinal-woelki-kirchenaustritt-koeln-kritik
Es gibt im Netz selbstredend auch Gegenstimmen. Sie seien hier einmal dokumentiert:
Seit einigen Wochen erleben wir, wie einige Funktionärskreise und nicht wenige Kleriker mit medialer Schützenhilfe sich bemühen, Druck auf Kardinal Woelki auszuüben und
ihn mehr oder weniger offen zum Rücktritt auffordern.
In dieser nach bekanntem Muster aufgebauschten Aktion, bildet sich deutlich ab, wie verzerrt und irrig das Verständnis von Kirche, Amt und Sakrament bei weiten Teilen der
„Katholiken“ mittlerweile ist.
Wir wollen auf den Sachverhalt, der als Vorwand der Kampagne benutzt wird, hier nicht weiter eingehen. Jeder kann sich genügend Informationen beschaffen, um zu sehen, wie
der Fall tatsächlich gelagert ist.
Klar und durchsichtig sind jedoch die wahren Absichten: Kardinal Woelki „stört“ bei der Verfolgung der Ziele des sog. „synodalen Weges“, weil er Kritik übt, Grenzen
aufzeigt und am katholischen Glaubensgut festhält.
Darum soll er „weg“ oder zumindest seine Autorität und Glaubwürdigkeit beschädigt werden.
Diese Gruppe wurde gegründet, um unseren Erzbischof in seinem Mühen geistig zu unterstützen und zu zeigen, dass die selbsternannten Repräsentanten in den Verbänden etc.
keineswegs für alle Katholiken sprechen.
Wir wollen unsere Solidarität mit Kardinal Woelki in diesem Tagen erneuern und bekräftigen und besonders im Gebet für ihn um Standhaftigkeit und Gelassenheit bitten."
Die Aufarbeitung habe mittlerweile eine stärker öffentliche Dimension und erfordere auch ein höheres Maß an Unabhängigkeit. Dabei stelle sich die Frage nach verbindlichen Kriterien und Standards.
Wiesemann wies darauf hin, dass die Deutsche Bischofskonferenz und der unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung gemeinsam solche Kriterien und Standards erarbeitet haben.
https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2021-01/bistum-speyer-missbrauch-aufarbeitung-praevention-wiesemann.html